Fundamentaler Wandel
Die Islamische Revolution im Iran hat nicht nur den politischen Islam auf die Weltbühne gebracht, sondern auch politisches Handeln neu gedacht. Bei Michel Foucault, der 1978 als Reporter in den Iran reiste, leitete sie eine folgenreiche Wende im Denken ein.
Als am 11. Februar 1979 im Iran das vom Westen gestützte Regime von Schah Mohammad Reza Pahlavi unter dem Druck der Islamischen Revolution und ihres charismatischen Anführers, Ajatollah Chomeini, zusammenbrach, war vielen Zeitgenossen schnell klar, dass dies eine Zeitenwende bedeutete. Denn die Herrschaft Pahlavis war geprägt von der vollständigen Abhängigkeit vom Westen im globalen Ringen des Kalten Krieges, von der schamlosen wirtschaftlichen Ausbeutung des Irans durch westliche Erdölkonzerne, vor allem aber von einem überaus repressiven Polizeiapparat und dem gefürchteten Geheimdienst Savak. Mit harter Hand unterdrückte das Regime jegliche Opposition, darunter die Kommunisten ebenso wie Teile der islamischen Geistlichkeit, und trieb sie ins Exil.
Ab Ende des Jahres 1977 wuchs die Unruhe unter Studenten, Anwälten und kleinen Ladenbesitzern, und der schon länger vernehmbare Ruf nach einer islamischen Erneuerung des Landes erscholl immer lauter. Der im Jahr darauf schnell größer werdenden Protestwelle begegnete das Regime mit rücksichtsloser Gewalt; man geht heute davon aus, dass bis zum 11. Februar 1979 rund 20 000 Menschen durch das Vorgehen der Sicherheitskräfte des Schahs und am Ende auch in den Straßenkämpfen zwischen den Schah-treuen Truppen und den Revolutionsgarden ums Leben kamen.
Diese fernen und nun schon lange zurückliegenden Ereignisse markierten nicht nur eine Zeitenwende, die den politischen Islam auf der Weltbühne etablierte, sondern auch eine Wende im Denken des Philosophen und Historikers Michel Foucault. Das, was man heute mit Foucault das Subjekt und die „Selbstverhältnisse“ nennt – Kategorien, die uns unmittelbar betreffen –, ist sogar ziemlich direkt mit dieser fernen Revolution verbunden.
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