Mann im Haushalt
Getrennt lebende Eltern bilden mit ihren Kindern eine spezielle Familienform. So auch bei unserer neuen Kolumnistin Millay Hyatt, die sich fragt: Kann ich die Illusionen meines Sohnes ausreichend schützen?
Die Spülmaschine will mal wieder nicht starten. Ein Anflug von Panik, ich kann jetzt keinen Stress gebrauchen. Ich rufe meinen zehnjährigen Sohn aus seinem Zimmer, er soll sich das mal anschauen. Er zieht die Schubladen und das Sieb heraus, probiert einige Settings aus, hat Meinungen und Erfahrung. Holt Werkzeug, schraubt ein Türchen auf, fummelt herum, und voilà, die Maschine brummt.
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Gibt es einen guten Tod?
Es ist stockdunkel und absolut still. Ich liege auf dem Rücken, meine gefalteten Hände ruhen auf meinem Bauch. Wie zum Beweis, dass ich noch lebe, bewege ich den kleinen Finger, hebe ein Knie, zwinkere mit den Augen. Und doch werde ich, daran besteht nicht der geringste Zweifel, eines Tages sterben und wahrscheinlich genauso, wie ich jetzt daliege, in einem Sarg ruhen … So oder so ähnlich war das damals, als ich ungefähr zehn Jahre alt war und mir vor dem Einschlafen mit einem Kribbeln in der Magengegend vorzustellen versuchte, tot zu sein. Heute, drei Jahrzehnte später, ist der Gedanke an das Ende für mich weitaus dringlicher. Ich bin 40 Jahre alt, ungefähr die Hälfte meines Lebens ist vorbei. In diesem Jahr starben zwei Menschen aus meinem nahen Umfeld, die kaum älter waren als ich. Wie aber soll ich mit dem Faktum der Endlichkeit umgehen? Wie existieren, wenn alles auf den Tod hinausläuft und wir nicht wissen können, wann er uns ereilt? Ist eine Versöhnung mit dem unausweichlichen Ende überhaupt möglich – und wenn ja, auf welche Weise?

Mit Kindern über Krieg sprechen?
Kinderpsychologen geben Eltern Rat, wie sie ihrem Nachwuchs den Krieg erklären können. Doch warum sollten Eltern die Antwort kennen? Ein Plädoyer für das Philosophieren mit Kindern – nicht nur in Krisenzeiten.

Und woran zweifelst du?
Wahrscheinlich geht es Ihnen derzeit ähnlich. Fast täglich muss ich mir aufs Neue eingestehen, wie viel Falsches ich die letzten Jahre für wahr und absolut unumstößlich gehalten habe. Und wie zweifelhaft mir deshalb nun alle Annahmen geworden sind, die auf diesem Fundament aufbauten. Niemand, dessen Urteilskraft ich traute, hat den Brexit ernsthaft für möglich gehalten. Niemand die Wahl Donald Trumps. Und hätte mir ein kundiger Freund vor nur zwei Jahren prophezeit, dass im Frühjahr 2017 der Fortbestand der USA als liberaler Rechtsstaat ebenso ernsthaft infrage steht wie die Zukunft der EU, ich hätte ihn als unheilbaren Apokalyptiker belächelt. Auf die Frage, woran ich derzeit am meisten zweifle, vermag ich deshalb nur eine ehrliche Antwort zu geben: Ich zweifle an mir selbst. Nicht zuletzt frage ich mich, ob die wundersam stabile Weltordnung, in der ich als Westeuropäer meine gesamte bisherige Lebenszeit verbringen durfte, sich nicht nur als kurze Traumepisode erweisen könnte, aus der wir nun alle gemeinsam schmerzhaft erwachen müssen. Es sind Zweifel, die mich tief verunsichern. Nur allzu gern wüsste ich sie durch eindeutige Fakten, klärende Methoden oder auch nur glaubhafte Verheißungen zu befrieden.
Aus Versehen verzeihen
Manchmal gelingt das Verzeihen. Anstatt schweres Leid zu sühnen, wird auf Vergeltung verzichtet. Unserer Kolumnistin Millay Hyatt ist dieser Verzicht einfach unterlaufen – und sie fragt sich: Habe ich wirklich verziehen?

Mutter mit Kind: Zum Paternalismus der Kriegsbilder
Die Titelbilder dieser Tage zeigen oft fliehende ukrainische Mütter mit ihren Kindern. Was so natürlich und gleichzeitig emotional anrührend daherkommt, birgt eine politische Botschaft. Ein Impuls von Millay Hyatt.

Sue Grand: „Als Analytikerin kümmere ich mich um die kulturellen und historischen Wunden meines Patienten“
Kollektive historische Traumata hinterlassen meist gravierende Spuren, die auch nachfolgende Generationen noch zeichnen. Wie werden solche Traumata von Eltern an ihre Kinder weitergegeben? Ein Gespräch mit der Psychoanalytikerin Sue Grand über kollektive Wunden, gegenseitige Sorge und soziale Gerechtigkeit.

Erinnern Sie sich noch, wie das war, damals, als Sie noch jung waren, ich meine: sehr jung?
An dieses Gefühl, dass die Großen, die, die doch eigentlich Verantwortung haben und es besser wissen müssten, überhaupt nichts, gar nichts verstehen? Vollkommen ungerechtfertigt Macht über Sie besitzen? Ihr Dasein bestimmen, ohne an Ihrem Wohl tief und ernsthaft interessiert zu sein? Mit zehn unternahm ich Ausreißversuche, die in aller Regel an der nächsten Ecke endeten, mit 16 hörte ich wie die meisten meines Alters Rage against the Machine: „Fuck you, I won’t do what you tell me … Uaaaah!!!“
Krieg im Kinderkopf
Anschließend an den Impuls „Mit Kindern über Krieg reden?“ präsentieren wir Ihnen einen Comic von Samuel Werner (6 Jahre). Drei Tage nach Kriegsbeginn hat er die Geschichte vom Hai Leo und dem kleinen Fisch Poli gezeichnet.
