Nicht nichts
In seiner Kolumne aus der aktuellen Ausgabe widmet sich Gert Scobel dem Buch Das Leere von Ernst A. Schmidt, der die Geschichte des Begriffs neu denkt.
Fuge, Riss, Spalt, Zwischen und Mitte – es ist erstaunlich, dass sich diese Begriffe, einst Lieblinge der postmodernen Philosophie, derzeit wieder in den Fokus schieben. Sie alle sind letztlich Variationen des einen Themas der „Leere“, dessen Analyse im Unterschied zur asiatischen Philosophie stets ein Nischendasein im Mainstream der abendländischen Tradition führte. Mit seinem akribisch recherchierten Buch Das Leere schließt Ernst A. Schmidt, Emeritus für Klassische Philologie der Universität Tübingen, endlich diese Lücke.
Schmidt deckt die systematischen Zusammenhänge im Leere-Diskurs der Antike und Frühen Neuzeit auf und bringt wichtige Quellentexte zum Sprechen: Dazu zählen Leukipp, Demokrit, Epikur, Lukrez, Aristoteles und die Stoa, Philoponos oder der Peripatetiker Straton von Lampsakos. Eingeschoben sind immer wieder Quellenkommentare weniger bekannter Autoren wie Diogenes von Apollonia. Viele ihrer Gedanken werden von der frühneuzeitlichen Physik aufgenommen. Schmidt untersucht dabei vor allem Galilei, Gassendi und überraschend Wieland, der sich auf Leibniz bezieht. Und er zeigt, dass im antiken Atomismus Leere als leerer Raum keineswegs ein negatives Prinzip ist, sondern vielmehr eine denknotwendige Voraussetzung für die Entstehung der Vielheit von Körpern.
Leere als Chance
Philosophie Magazin +

Testen Sie Philosophie Magazin +
mit einem Digitalabo 4 Wochen kostenlos
oder geben Sie Ihre Abonummer ein
- Zugriff auf alle PhiloMagazin+ Inhalte
- Jederzeit kündbar
- Einfache Registrierung per E-Mail
- Im Printabo inklusive
Hier registrieren
Sie sind bereits Abonnent/in?
Hier anmelden
Sie sind registriert und wollen uns testen?
Probeabo
Weitere Artikel
Bewusstseins-Muster
In seiner Kolumne aus der aktuellen Ausgabe widmet sich Gert Scobel dem Buch Wie wir denken, wie wir fühlen von Antonio Damasio, der die Neurowissenschaft mit philosophischen Augen betrachtet.

Zurück zur Wirklichkeit
In seiner Kolumne aus der aktuellen Ausgabe widmet sich Gert Scobel dem Buch Nichts tun von Jenny Odell. Darin führt die Autorin in die Kunst ein, die Zwänge der Aufmerksamkeitsökonomie hinter sich zu lassen.

Das Ganze des Menschen
In seiner Kolumne in der aktuellen Ausgabe widmet sich Gert Scobel dem Buch Der Ursprung der Religion von Robert N. Bellah. Darin erfährt man, wie Religion und Philosophie entstanden sind und warum sie untrennbar zusammengehören.

Nächstes und Fernstes
In seiner Kolumne aus der aktuellen Ausgabe widmet sich Gert Scobel dem Buch Was ist chinesische Philosophie? von Fabian Heubel, der darin chinesisches und westliches Denken verbindet.

Denklandschaften
In seiner Kolumne aus der aktuellen Ausgabe widmet sich Gert Scobel den Philosophischen Bemerkungen Ludwig Wittgensteins, die eindrücklich zeigen, wie der Philosoph dachte und schrieb.

Helmut Schmidt, der Weise
Helmut Schmidt ist heute im Alter von 96 Jahren gestorben. In unserer Sommerausgabe Nr. 05/2015 porträtierten wir den großen Publizisten als distanzierten Denker, der alles erreicht hat. Ein Nachruf:

Die Beseeltheit der Dinge
Für Simone Weil ist Platon der „Vater der westlichen Mystik“. Mithilfe des Begriffs der metaxý aus Platons Gastmahl denkt sie über Formen der Vermittlung zwischen dem Irdischen und dem Göttlichen nach.

20. Türchen
Von der Neuerscheinung bis zum Klassiker: In unserem Adventskalender empfiehlt das Team des Philosophie Magazins bis Weihnachten jeden Tag ein Buch zum Verschenken oder Selberlesen. Im 20. Türchen: Unser Kolumnist Gert Scobel rät zu Neo-Existentialismus von Markus Gabriel (Karl Alber, 176 S., 29 €)
