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Bild: © Stefanie Moshammer

Interview

Wie werde ich weise?

Aleida Assmann, Michael Hampe, im Interview mit Gert Scobel veröffentlicht am 08 September 2022 11 min

Je mehr Entscheidungen uns abgerungen werden, desto größer wird die Sehnsucht nach einem tiefen Wissen, das uns das Richtige tun lässt: nach Weisheit. Die Kulturanthropologin Aleida Assmann und der Philosoph Michael Hampe ergründen eines der ältesten Konzepte der Menschheit.

 

Philosophie Magazin: Frau Assmann, Herr Hampe, fangen wir mit dem Begriff selbst an: Was meint Weisheit?

Aleida Assmann: Weisheit ist zunächst einmal ein Qualitätsbegriff, den es in vielen Sprachen gibt und der für etwas steht, was Menschen sehr hoch schätzen. In allen Kulturen wird dieses Wort gewählt, um das wertvollste Schrifttum, das man hat, zu kennzeichnen. Interessant ist, dass es – anders als beim religiösen Wissen – eine Familienähnlichkeit weisheitlicher Texte gibt. Das hat damit zu tun, dass es sich hier nicht um Dogmen handelt, sondern um Lebenserfahrungen. Es geht immer um die Kunst des guten Lebens und um eine Form des körperlich erfahrenen Wissens. Dieses Wissen können Autoritäten besitzen, denen man vertraut. Man kann es aber auch sehr knapp und bündig in Sprüchen weitergeben, zum Beispiel „Lügen haben kurze Beine“. Das ist ein anderer Satz als „Du sollst nicht lügen“. Die Orientierung kommt mir nicht als Imperativ entgegen, sondern als ein Tipp, den man als trivial oder genial bewerten kann.

Sie haben das Verhältnis von Religion und Weisheit beleuchtet. Herr Hampe, wie steht es um das Verhältnis von Weisheit und Philosophie?

Michael Hampe: Der Weisheitsbegriff ist älter als der Philosophiebegriff. Pythagoras soll den Philosophiebegriff erfunden und dabei den Weisheitsbegriff schon vorgefunden haben. Es gab in Griechenland Sammlungen von Spruchweisheiten. Und die, die diese Spruchweisheiten verfasst haben, waren nicht Philosophen, sondern beispielsweise Gesetzgeber wie Solon. Zu Pythagoras’ Zeiten war der Philosophiebegriff, falls der US-amerikanische Altphilologe Christopher Moore recht hat, eher ein Schimpfwort für angebliche Spinner, die glauben, dass die Welt aus Zahlen besteht, die irgendwelche geheimen Lehren in Höhlen verkünden und merkwürdige Initiationsriten haben. Pythagoras hat das Schimpfwort dann in etwas Positives umgedeutet. Philosophen, das sind für Pythagoras Zuschauer, Theoretiker. Hier sieht man direkt den Unterschied zum Weisheitsbegriff: Die Weisen sind keine Zu -schauer, sondern Menschen, die anderen durch ihre Lebenserfahrung Orientierung geben wollen. Deshalb kommt die Spruchweisheit am Anfang der griechischen Philosophie gar nicht so gut weg.

Assmann: Was mich an der Weisheit interessiert, ist, dass sie ein anderes Menschenbild aufbaut als das, was ich in meiner Kultur kennengelernt habe und deren Geschichte bestimmt. Ich meine das westliche Bild des Menschen und seiner Ideale. Dem Weisen geht es darum, dieses Ego zurückzunehmen, das wir in unserer Kultur sehr starkmachen, indem wir das Individuum in der Renaissance und Reformation solitär aufstellen. Die Weisheitslehre besagt: Man soll sich nicht zu sehr aufblähen. Geiz und Gier dürfen nicht die Überhand gewinnen. Lügen ist ganz unmöglich. In den altägyptischen Grabinschriften stellen sich die Grabinhaber als solche dar, die die Schwachen unterstützten und nicht auf ihren eigenen Vorteil bedacht waren, sondern sich um Ausgleich in der hierarchischen Gesellschaft verdient gemacht haben.

Ist das Weisheit oder eher Moralmarketing?

Assmann: Das ist jedenfalls eine Orientierung auf den Mitmenschen, die in unserer Kultur zu kurz gekommen ist. In der Philosophie gab es vor hundert Jahren eine Art Umkehr. Ein Beispiel: Karl Löwith schreibt 1928 seine Habilitationsschrift bei Heidegger zu dem Thema: Das Individuum in der Rolle des Mitmenschen. Mitmensch zu sein, das ist für Löwith eine Rolle, die der Mensch von Anfang an einüben muss, denn das macht ihn erst zum Menschen. Martin Buber hat in derselben Zeit seine dialogische Philosophie entwickelt. Da geht es um das Verhältnis von Ich und Du, also um die erste und die zweite Person. Der Mitmensch ist dieser konkrete andere, der in unserer Reichweite lebt und über den wir uns erst selbst erkennen. Der Mainstream der deutschen Philosophie aber geht von dem Verhältnis Subjekt – Objekt aus, da steht das Ich einer dritten Person als „er/sie/es“ gegenüber. Diese Beziehung hat ein instrumentelles Verhältnis zur Mitwelt und Umwelt gestützt. Wir wissen, dass Menschen auch zu Objekten gemacht werden können. Kolonialgeschichte und Antisemitismus sind extreme Beispiele dafür.

Sokrates hat in gewisser Hinsicht ja genau das praktiziert, worüber Buber und Löwith geschrieben haben: Er ist mit den Bürgern von Athen in Beziehung getreten, hat mit ihnen argumentiert, gestritten, sich ausgetauscht.

Hampe: Sokrates ist als Weiser in die Weltliteratur eingegangen. Das liegt vor allen Dingen an dem Dialog Phaidon, in dem er zeigt, wie er furchtlos in den Tod geht und die Gesetze der Stadt achtet, obwohl der Prozess gegen ihn gefälscht war. Er wurde angeklagt, weil er angeblich falsche Götter lehrte, wenn er über das Daimonion, über seine innere Stimme sprach und so angeblich die Jugend verdarb. Der tatsächliche Hintergrund für den Schuldspruch war wohl, dass Sokrates gegen das Wettrüsten mit Sparta und gegen die Kriege gegen die Perser gewesen ist und die Herrschenden Angst hatten, dass er die politische Jugend umdreht.

Worin genau lag die Weisheit des Sokrates?

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