Adam Smith – Als Ökonomen noch Philosophen waren
Heute vor 301 Jahren wurde Adam Smith geboren. Seine Idee von der Unsichtbaren Hand macht ihn zum Vordenker des Liberalismus. Dass er aber zugleich den Staat in der Pflicht sah, zeigt Gerhard Streminger in seinem biografischen Essay.
Als im Juli 1790 in Edinburgh die sterblichen Überreste von Adam Smith zu Grabe getragen wurden, hatte sich eine große Menschenmenge versammelt, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen. Darunter befanden sich viele, die man auf dem letzten Weg eines Universitätsprofessors nicht unbedingt erwarten würde. Nach Öffnung von Smiths Testament war die Erklärung dafür gefunden: Der Begründer der Wirtschaftswissenschaft hatte einen Großteil seiner immensen Einkünfte an Arme verschenkt. Menschlichkeit war für ihn nicht bloß eine Sache des Herzens, sondern offensichtlich auch der Hände gewesen.
Smith wurde wahrscheinlich am 05. Juni 1723 in der kleinen schottischen Hafen- und Handelsstadt Kirkcaldy – wie die Hauptstadt Edinburgh am Firth of Forth gelegen – geboren. Mit vierzehn Jahren verließ er seine frühindustrialisierte Geburtsstadt, um an der Universität Glasgow zu studieren. Dort fand er in der Person des Philosophen Francis Hutcheson, der oftmals „Vater der schottischen Aufklärung“ genannt wird, einen hervorragenden Lehrer. Von 1740 bis 1746 studierte er als Stipendiat in Oxford und las dort im Selbststudium David Humes soeben erschienenen Treatise of Human Nature. Binnen kurzem geriet er in den Bann dieser neuen Philosophie und vertrat mit Begeisterung ebenfalls empiristisch-skeptische Ideen.
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Kommentare
Interessant, ich hatte mal "Wealth of Nations", habs aber nicht gelesen.
Vielleicht würde sich Herr Smith freuen, wenn ich seine Moralphilosophie hier weiter zu entwickeln versuche. : )
Es scheint auch mir hilfreich, zu wissen warum Leute laut Beobachtung gut handeln. Es scheint mir noch hilfreicher, eine Idee zu haben, warum Leute wahrscheinlich gut handeln werden, was also ein wahrscheinlich dauerhaftes Ziel sein könnte. Ich schätze es könnte "das wahrscheinlich Beste für alle" sein, und die dauerhafte Bedingung dazu ausreichende Befreiung (zum Beispiel durch Wealth) von Individuen und Gruppen (zum Beispiel Nations).
Ich danke für den Artikel und die Möglichkeit zu kommentieren.