Bin ich meine Gewohnheit?
Nr. 80 - Februar / März
Gewohnheiten geben uns Halt, festigen unsere Fähigkeiten und formen unseren Charakter. Und doch können sie uns fremd werden, uns vorkommen wie ein blinder Automatismus. Was tun angesichts dieser Ambivalenz? Wie lassen sich Gewohnheiten verändern, wenn wir – wie vielleicht jetzt zum Jahresbeginn – neue Wege einschlagen wollen?
Alle Texte in der Übersicht
Dossier: Bin ich meine Gewohnheit?
Ritual und Zwang
Gewohnheiten geben Halt. Doch der Übergang vom beruhigenden Ritual zum neurotischen Zwang ist fließend. Dafür, welche Art von Gewohnheiten wir ausbilden, spielt die Gesellschaft eine entscheidende Rolle.

Dialektik der Gewohnheit
Kraft der Wiederholung sind Gewohnheiten identitätsstiftend und gerade deshalb engen sie uns schnell ein. Sie bestimmen, wie wir wahrnehmen, was wir tun oder lassen – manchmal auch im Schlechten. Wie umgehen mit diesen Widersprüchen?

Roger T. Ames: „Für Konfuzianer sind die Gewohnheiten die Kultivierung der Rollen und Beziehungen“
Wie denkt man in China über Gewohnheit nach? Der Philosoph Roger T. Ames lebt in Peking und erklärt, dass man in China nicht den eigenen Charakter, sondern seine Beziehungen in der Gemeinschaft ausbildet. Ein Gespräch über Gewöhnung als intergenerationaler Prozess, den Stellenwert der Familie und das chinesische Neujahr.

Die neue Sanftheit
Seit Jahrhunderten wird die Menschheit immer rücksichtsvoller. Der Fortschritt dieses Zivilisationsprozesses, wie Norbert Elias ihn genannt hat, lässt sich an zeittypischen Gewohnheiten ablesen. Heute erleben wir einen neuen Bändigungsschub. Aber auch eine Gegenreaktion.

Gewöhn dir das mal an!
Sie wollen sich verändern, neue Routinen für den Alltag entwickeln? In seinem Werk Habits gibt der US-amerikanische Philosoph William James fünf praktische Tipps.

Arena
Dialektik des Wolkenkratzers
Unfertige Machtsymbole verwandeln sich in Schwächezeichen.

Die Habermas-Maschine
Laut Habermas können wir in Diskussionen durch das Einhalten verschiedener Regeln zu konsensuellen Entscheidungen kommen.

Europas neokonservative Wende
Europa tickt heute ähnlich neokonservativ wie die USA vor 20 Jahren. Das ist kein Zeichen von Stärke.

Hans Ulrich Gumbrecht: „Trump ist nur ein Platzhalter für die Leute, die ihn finanziert haben“
Die Wiederwahl Trumps weckt Ängste. Der in den USA lehrende Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht hingegen sieht die wahre Gefahr in der zweiten Reihe und warnt vor einem radikalen Gesellschaftsumbau: Keine Steuern, keine Experten, keine Wahlen.

Die Kraft ostdeutschen Denkens
Das Ostdeutsche wird oft als das Andere des Westdeutschen verstanden. Tatsächlich aber ist der ostdeutsche Denkstil eine Kraft, die ein ungleich vereintes Land heilen könnte.

Unendliche Glut
Wie findet man die Kraft zum Widerstand, wenn das eigene Land seit fast drei Jahren militärisch angegriffen wird, die Invasoren auf dem Vormarsch sind und man sich allein gelassen fühlt? Um herauszufinden, wie es um die Gedanken und Gefühle der Ukrainer steht, reisten wir kurz vor Wintereinbruch zwei Wochen lang durch das Land. Wir trafen dort auf Not und Verzweiflung, aber auch auf eine außergewöhnliche Anpassungsfähigkeit.

Das G-Wort
Wer den Krieg in Gaza als Genozid bezeichnet, setzt sich dem Vorwurf aus, ihn mit dem Holocaust auf eine Stufe zu stellen. Unsere Kolumnistin Eva von Redecker sah lange davon ab, den Begriff zu verwenden. Doch nun hat sie ihre Meinung geändert.

Leben
Separatismus vom Mann
Aus Protest gegen die Wahl von Donald Trump schließen Frauen in den USA sich einer südkoreanischen Bewegung an, die auf ein Leben ohne Männer setzt. Ist das radikal, verrannt oder vernünftig?

Rawdogging
Stundenlang ruhig im Flugzeug sitzen und nichts tun – ohne Handy, Nahrung oder Toilette: Beim sogenannten „Rawdogging“, das derzeit auf TikTok beliebt ist, geht es darum, über einen langen Zeitraum auf jede Ablenkung zu verzichten.
Mit Rechten leben
Rechte bis rechtsextreme Positionen sind keine Randgesinnung, sondern finden Zuspruch bis weit in die Mitte der Gesellschaft. Unweigerlich teilen viele mit ihren Sympathisanten und Verfechtern den Alltag – im Dorf, in der Familie, im Verein. Was tun? Sollte man sie meiden, bekämpfen, die Brandmauer ins Private ziehen? Oder könnten Empathie, Bindung und Offenheit helfen, die Demokratie im Nahverhältnis zu verteidigen?

Sollte ich mehr lesen?
Wären wir nicht weiser, würden wir nur mehr lesen? Von der Lektüre erhoffen wir uns viel. In der Philosophiegeschichte war man uneins, ob die Erwartungen berechtigt sind. Hier drei Positionen.

Lea De Gregorio: „Ich habe fundamental alles hinterfragt“
Lea De Gregorio hat selbst, wie sie es nennt, „Verrückungen“ erlebt. Sie kritisiert die Diskriminierung im gegenwärtigen Psychiatriesystem und plädiert für eine differenziertere Auseinandersetzung mit psychischen Ausnahmezuständen.

Die Sache mit der Bowl
Zusammenleben, ohne zu verschmelzen: So will es unsere Globalkultur. In der Poké-Bowl findet sie ihr treffendstes Symbol. Eine Kolumne von Wolfram Eilenberger.

Klassiker
Hannah Arendt und die Lüge
Lügen gilt als unerhört, die Suche nach Wahrheit als nobel. Doch in der Politik verhält es sich mitunter umgekehrt, behauptete Hannah Arendt vor über 50 Jahren: Hier eröffnen Lügen Handlungsspielräume. Wahrheit ist dagegen despotisch.

Meister Eckhart und das Ziel des Lebens
Der Mystiker Meister Eckhart schreibt, dass das Leben „ohne Worumwillen“ lebe, und formuliert damit eine existenzielle Einsicht. Hier eine Interpretationshilfe.

Salon
Das Leben als Laufmasche
Auf dem neuen Album von Franz Ferdinand The Human Fear brodelt unter der glitzernden Oberfläche und tanzbaren Beats die Furcht.

„Der Brutalist“ – Der Wille zum Bauen
Drei Oscars hat Der Brutalist von Brady Corbet bei der diesjährigen Verleihung gewonnen. Theresa Schouwink hat den Film besprochen, der mit großen Bildern die Geschichte eines Holocaustüberlebenden erzählt, der in den USA ein monumentales Bauprojekt verwirklicht.

Ansichtssache
Wie eingeschränkt ein einzelner Blick auf die Welt ist, führt die Ausstellung Subjective Evidence von Barbara Probst vor und macht damit eine grundlegende sozialpolitische Begebenheit erfahrbar.

Bücher
Das Unantastbare retten
In ihrem Essay Klinik der Würde untersucht die Philosophin und Psychoanalytikerin Cynthia Fleury, warum das Leben vielerorts immer unwürdiger wird, während man Würde deutlicher einklagt als je zuvor.

Warum kämpfen wir?
Von der Urgeschichte bis zum russischen Angriffskrieg: Drei neue Bücher untersuchen, warum Menschen immer wieder zu den Waffen greifen – und welche Chancen es für den Frieden gibt.

Finale
Kleine Menschen, große Fragen (02/25)
Oft stellen Kinder nicht nur sehr gute Fragen, sondern haben auch besonders geistreiche Antworten. In der Rubrik Phil.Kids widmen sich kleine Menschen regelmäßig den ganz großen Rätseln des Seins. Zum Beispiel: Sollte man Angst vor dem Tod haben?
