Genieße deine Dauer
Der reine Augenblick ist ein abstrakter Traum. Wir hingegen erleben eine Gegenwart, die immer auch Vergangenheit und Zukunft enthält. Denker von Augustinus bis Husserl waren diesem Phänomen der „Dauer“ auf der Spur. Es lohnt sich, ihren großen Erzählungen über die wahre Natur der Gegenwart zu folgen.
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Augenblick, verweile
Die Zeit anhalten. Den Augenblick genießen. Aufgehen in voller Gegenwärtigkeit. Das Glück im Jetzt, es scheint so leicht – und bildet doch den größten Sehnsuchtspunkt des Menschen. „Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehn!“ So lautet die Wette, die der unglückliche Faust in Goethes gleichnamigem Drama mit dem Teufel Mephisto abschließt. Faust, einsam und gefangen in seiner Strebsamkeit, kann sich nicht fallen lassen in die Zeitlosigkeit der Lust. Und so verspricht der Wissenschaftler dem Teufel seine Seele, wenn es diesem gelingt, ihn aus seinem verbissenen Sein zu befreien, das stets genau weiß, wohin es will, und darüber sein Leben, genauer: die Liebe verpasst.
Edmund Husserl und der Eigenleib
Der Begründer der Phänomenologie, Edmund Husserl, schreibt, unser „Eigenleib“ sei „Zentralglied der dinglichen Umgebungsauffassung“. Was meint er damit?
Augustinus und die Zeit
Was ist Zeit? Zu spät! Denn sobald man sich die Frage stellt, weiß man es nicht mehr. Es scheint eine Eigenart der Zeit zu sein, sich nicht fassen zu lassen, im Leben wie im Denken. Das erkannte Augustinus bereits im 4. Jahrhundert und umriss damit eine grundlegende Frage.
Warum machen wir nicht mehr aus unserer Freiheit?
Wir sind so frei wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Und doch fühlen wir uns oft gefangen, erdrückt von Anforderungen, getrieben durch inneren Leistungszwang. Was wäre das für ein Dasein, könnten wir es auskosten. Den Augenblick genießen, anstatt ihn zu verpassen. Aus schalen Routinen ausbrechen, weniger arbeiten, Neues wagen – im Zweifelsfall auch gegen gesellschaftlichen Widerstand. Mehr Muße, mehr Lebendigkeit, mehr Spontaneität: Warum packen wir Kairos nicht beim Schopfe, wagen den entscheidenden Schritt? Sind wir zu feige? Zu vernünftig? Zu faul? Christoph Butterwegge, Claus Dierksmeier, Nils Markwardt, Robert Pfaller, Richard David Precht und Nina Verheyen über Wege in eine freiere Existenz.
Liebe deinen Übernächsten?
Wer lässt sich noch von der Frage leiten, wofür es sich zu leben lohnt? Verkrampfung und Verzicht sind gerade in unserer sogenannt liberalen Kultur spürbar. Höchste Zeit für philosophische Lockerungsübungen
Augenblick, verweile
Abendessen, Konzert, Yoga: Unsere Kalender werden immer voller. Doch bringt uns das näher zu einer erfüllten Existenz? Was heißt es, den Moment zu erleben? Drei Konzepte der Gegenwärtigkeit geben Aufschluss.
Mein Moment - Fünf Techniken
Der gelungene Augenblick hat Zufälliges, Unverfügbares an sich. Und doch ist er auch das Ergebnis gezielten Tätigseins. Fünf Menschen erzählen von ihren Techniken, das Jetzt zu erleben.
Rückkehr nach Sarcelles
Die französisch-israelische Soziologin Eva Illouz hat ihre Jugend in Sarcelles, einer Stadt in der Pariser Peripherie verbracht. Seit 37 Jahren hat sie ihren Herkunftsort nicht mehr besucht. Für das Philosophie Magazin begibt sie sich auf die Spuren ihrer Vergangenheit, in eine Stadt, die von antisemitischen Aufständen und islamistischer Radikalisierung traumatisierten ist. Vor diesem Hintergrund entwirft sie die Grundlage eines neuen Universalismus, der Raum für die Religionen lässt.