Jenny Odell: „Nichtstun stellt eine Bedrohung für das System dar“
Wie ließe sich ein Dasein finden, das sich der ökonomischen Logik entzieht? Wie die Fähigkeit zu Passivität und Nichtstun einüben? Die Künstlerin und Autorin Jenny Odell erklärt, wie Kunst und Natur uns neue Formen des Sehens, Hörens und Seins lehren können. Ein Gespräch über endloses Aufzugfahren, Vogelbeobachtungen und widerspenstige Bäume.
Die meisten von uns sehnen sich danach, ab und an „nichts zu tun“. Gleichzeitig gibt es nichts Schwierigeres als das. Warum fällt uns das Nichtstun schwer?
Wir verspüren einen Druck, ständig aktiv zu sein. Kulturell wird uns von klein auf beigebracht, dass wir unsere Zeit mit etwas füllen und in Dinge investieren sollen, die sich später auszahlen. Ich bin im Silicon Valley aufgewachsen, wo ich dieser Idee stark ausgesetzt war, aber sie ist auch sonst weitverbreitet. Wir empfinden es als wichtig, jederzeit auf eine Weise produktiv zu sein, die von außen offensichtlich und unmittelbar als produktiv erkennbar ist. Vor diesem Hintergrund erscheint Nichtstun nicht nur als Zeitverschwendung, sondern auch als verdächtig und egoistisch. Natürlich gibt es auch strukturelle Zwänge: In den USA gibt es kein soziales Sicherheitsnetz. Das ist ein wichtiger Grund dafür, dass die Menschen sich dort nicht einfach ausruhen und dabei ein gutes Gewissen haben können.
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