Was heißt hier „rechts“?
Wenige Worte halten sich in der Politik so hartnäckig wie die Rede von „links“ und „rechts“. Zugleich will kaum jemand als „rechts“ gelten. Warum meiden wir den Begriff? Und ist das richtig so?
In der Politik ist es wie im Supermarkt. Der Inhalt ist wichtiger als das Etikett, und doch funktioniert die Sache nicht ohne. Daraus erwächst das Dilemma, um das es im Folgenden geht. Es betrifft das Wort „rechts“ und seinen Stand im politischen Sprachgebrauch. Jenseits der Politik bezeichnet rechts meist Gutes: Man hat das Herz am rechten Fleck. Wer recht hat, weiß Wahrheit und Gesetz auf seiner Seite. Im Christentum ist rechts die Ehrenseite, Jesus sitzt zur Rechten Gottes. Linkisch bezeichnet hingegen unbeholfenes Verhalten; wer andere linkt, ist gar falsch und gerissen. Die linke Hand galt früher und teils heute noch als unreine Hand, Linkshänder erzog man um.
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Was heißt es, links zu sein?
Die Zerwürfnisse zwischen linken Lagern nehmen zu. Kämpfen sie noch für dieselbe Sache? Oder offenbaren sich hier unüberbrückbare Differenzen? Die Politikerin Sahra Wagenknecht und die Schriftstellerin Juli Zeh diskutieren über die Versäumnisse linker Politik, echte und künstliche Gegensätze und den richtigen Umgang mit rechts.

Mit Rechten leben
Rechte bis rechtsextreme Positionen sind keine Randgesinnung, sondern finden Zuspruch bis weit in die Mitte der Gesellschaft. Unweigerlich teilen viele mit ihren Sympathisanten und Verfechtern den Alltag – im Dorf, in der Familie, im Verein. Was tun? Sollte man sie meiden, bekämpfen, die Brandmauer ins Private ziehen? Oder könnten Empathie, Bindung und Offenheit helfen, die Demokratie im Nahverhältnis zu verteidigen?

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Die politische Linke habe sich verrannt und ehemalige Wähler*innen in die Arme der Rechten getrieben, so eine immer lauter werdende Klage. Doch diese Empörung unterliegt einem Missverständnis, meint Thorsten Holzhauser und zeigt: Was linke Politik sein soll, war schon immer Teil von politischen Kämpfen.

Raus aus der Resignation
Es ist unsichtbar. Es ist winzig. Es verbreitet sich exponentiell. Binnen weniger Wochen hat das Coronavirus die ganze Welt lahmgelegt. Das öffentliche Leben: tot. Die Produktion: heruntergefahren auf absolute Systemrelevanz. Die Zukunft: radikal offen. Damit hat uns ein Szenario ereilt, das sich bis vor ein paar Monaten kaum jemand vorstellen konnte.

Medusas Spiegel
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Julian Nida-Rümelin: „Linke Kräfte haben Kulturkämpfe regelmäßig verloren“
Rechtspopulistische und neofaschistische Parteien haben bei der Europawahl das Rennen gemacht. Aber warum, wenn diese Parteien auf die ökonomischen Sorgen der Bevölkerung doch kaum eine Antwort wissen? Der Philosoph Julian Nida-Rümelin über fatale Analysefehler, die überschätzte Rolle von TikTok und den Linkskonservatismus Sahra Wagenknechts.

Was heißt hier Struktur?
Wenn in Debatten von „Struktur“ die Rede ist, stehen sich zwei Lager gegenüber: Die einen sprechen von „struktureller Benachteiligung“ bestimmter Gruppen und fordern Gegenmaßnahmen. Die anderen halten „Struktur“ für ein leeres oder gar gefährliches Konzept, weil es Menschen ihrer Handlungsmacht beraubt. Doch um gut zu streiten, müssen wir erst einmal wissen, worüber wir eigentlich reden, wenn wir von „Struktur“ sprechen. Eine Aufklärung.

QRT: Der Tech-Druide
Wie kaum jemand hat er das Westberliner Lebensgefühl der 1980er- und 90er-Jahre auf den Begriff gebracht: QRT war Mythologe, Heldenforscher und Beschleunigungsphilosoph und pflegte ein wildes Denken. Heute wäre er 60 Jahre alt geworden.
