Weltschmerz – ein Sehnen, das uns eint
Die Nachrichten konfrontieren uns täglich mit schrecklichem Leid, das wir weder akzeptieren noch abwenden können. Das angemessene Gefühl angesichts dessen ist der Weltschmerz. In ihm liegt auch ein hoffnungsvolles Potenzial.
Ein Blick in die Zeitung und die Nachrichten ist dieser Tage kaum erträglich. Die Ukraine, wo Kriegsbilder von zerbombten Städten und zerbrochenen Familien den Bildschirm füllen. Gaza, wo sich das Leben zwischen den Trümmern und dem endlosen Kreislauf von Gewalt und Vergeltung abspielt. Oder die verheerenden Brände in Kalifornien, die jüngst tausende Häuser zerstörten und die Ohnmacht angesichts der unbändigen Kraft der Natur spürbar machten. All diese Orte, all diese Geschichten, und dazwischen die eigene Hilflosigkeit – die Stimme im Inneren, die fragt: Was kann ich tun? Was bedeutet das alles? Und warum tut es so weh?
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Die neue Sonderausgabe: Die Kunst des Nichtstuns
Wir leben in einer Gesellschaft der Tätigen und sehnen uns nach Ruhe. Wie sähe ein Leben aus, in dem wir schamlos faulenzten, der Stille lauschten und Gelassenheit kultivierten? Wo und wie finden wir Muße? Und kann im Müßiggang nicht auch eine Form der Gesellschaftskritik verborgen sein? Nichtstun ist eine Kunst mit utopischem Potenzial. Es lohnt, sich in dieser zu üben.
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Was weiß mein Körper?
Die Frage irritiert. Was soll mein Körper schon wissen? Ist das Problem denn nicht gerade, dass er nichts weiß? Weder Vernunft noch Weisheit besitzt? Warum sonst gibt es Gesundheitsratgeber, Rückenschulen, Schmerztabletten, viel zu hohe Cholesterinwerte. Und wieso gibt es Fitness-Tracker, diese kleinen schwarzen Armbänder, die ihrem Träger haargenau anzeigen, wie viele Meter heute noch gelaufen, wie viele Kalorien noch verbrannt werden müssen oder wie viel Schlaf der Körper braucht. All das weiß dieser nämlich nicht von selbst – ja, er hat es bei Lichte betrachtet noch nie gewusst. Mag ja sein, dass man im 16. Jahrhundert von ganz allein ins Bett gegangen ist. Aber doch wohl nicht, weil der Körper damals noch wissend, sondern weil er von ruinöser Arbeit todmüde und es schlicht stockdunkel war, sobald die Sonne unterging. Wer also wollte bestreiten, dass der Körper selbst über kein Wissen verfügt und auch nie verfügt hat? Und es also vielmehr darum geht, möglichst viel Wissen über ihn zu sammeln, um ihn möglichst lang fit zu halten.
Widerspricht Prostitution der Menschenwürde?
Wer sich hierzulande prostituiert, kann angemessene Vergütung einfordern, sich gesetzlich versichern. Aber ist Sexarbeit wirklich ein Beruf wie jeder andere auch? Oder verletzt sie selbst unter guten Bedingungen die Würde des Menschen?
Gaza und kein Ende – Tragödie eines moralischen Zusammenbruchs
Die Nachrichten und Bilder, die aus Gaza in die Welt gelangen, zeugen nicht nur von dem unfassbaren Leid der Palästinenser. Sie offenbaren auch die selbstzerstörerischen Kräfte Israels, die politische Farce des Westens und die drohende Abstumpfung derer, die die Bilder betrachten, meint Josef Früchtl.

"Hilary Clinton ist eine Negativkandidatin"
Am 1. März festigten Hillary Clinton und Donald Trump ihren Vorsprung im Wahlkampf. Kann die Demokratin den amerikanischen Albtraum abwenden? Ein Gespräch mit Yascha Mounk.
Und woran zweifelst du?
Wahrscheinlich geht es Ihnen derzeit ähnlich. Fast täglich muss ich mir aufs Neue eingestehen, wie viel Falsches ich die letzten Jahre für wahr und absolut unumstößlich gehalten habe. Und wie zweifelhaft mir deshalb nun alle Annahmen geworden sind, die auf diesem Fundament aufbauten. Niemand, dessen Urteilskraft ich traute, hat den Brexit ernsthaft für möglich gehalten. Niemand die Wahl Donald Trumps. Und hätte mir ein kundiger Freund vor nur zwei Jahren prophezeit, dass im Frühjahr 2017 der Fortbestand der USA als liberaler Rechtsstaat ebenso ernsthaft infrage steht wie die Zukunft der EU, ich hätte ihn als unheilbaren Apokalyptiker belächelt. Auf die Frage, woran ich derzeit am meisten zweifle, vermag ich deshalb nur eine ehrliche Antwort zu geben: Ich zweifle an mir selbst. Nicht zuletzt frage ich mich, ob die wundersam stabile Weltordnung, in der ich als Westeuropäer meine gesamte bisherige Lebenszeit verbringen durfte, sich nicht nur als kurze Traumepisode erweisen könnte, aus der wir nun alle gemeinsam schmerzhaft erwachen müssen. Es sind Zweifel, die mich tief verunsichern. Nur allzu gern wüsste ich sie durch eindeutige Fakten, klärende Methoden oder auch nur glaubhafte Verheißungen zu befrieden.
Empathie-Erschöpfung
Wenn das Leid in den Nachrichten zunimmt, vermag das zum Empathy Distress führen. Die Folge: moralischer Burn-out.
Lob der Abwesenheitsnotiz
Out-of-Office-Nachrichten sind ein Phänomen sommerlicher Ungerechtigkeit. Die einen schwitzen im Büro, die anderen sind im Urlaub. Dabei sollte man den Texten mehr Aufmerksamkeit widmen: Denn sie können eine ganz eigene Kunst sein.

Kommentare
Mir scheint "Nicht genug" geht sehr in die richtige Richtung. Mir scheint auch, neu ist vielleicht, dass genug Schmerz auch an zu wenig Schmerz grenzt, kein Schmerzempfinden und damit zu wenig Schmerzen zu haben ist eine seltene und anerkannte Krankheit mit vielen besonderen Gefahren.
Ich danke für den Artikel und die Möglichkeit, zu kommentieren.