Christine de Pizan – die erste Feministin?
Mit ihrer literarischen Utopie einer weiblichen Gesellschaft gilt Christine de Pizan vielen als erste Feministin und steht mit ihrer Kritik am frauenfeindlichen Rosenroman am Anfang der frühneuzeitlichen Debatte um Status und Rechte der Frau.
Christine de Pizan, 1365 in Venedig geboren, folgt als Sechsjährige ihrem Vater, einem angesehenen Arzt und Astrologen, an den Hof von Karl V. von Frankreich, der ihn zu seinem Leibarzt berufen hatte. Tommaso da Pizzano war, wie sie selbst im Buch von der Stadt der Frauen berichtet, neugierig und aufgeschlossen: Der Vater „glaubte keineswegs, das Erlernen einer Wissenschaft gereiche einer Frau zum Schaden“, und als er ihre Neigung für das Studium der Literatur erkannte, „machte es ihm große Freude“. Ihre viel traditionellere Mutter hingegen, die sie, „wie es für Frauen gemeinhin üblich ist, mit Handarbeiten beschäftigen wollte“, verhinderte, dass die Berufung der Tochter schon in jüngeren Jahren voll zur Entfaltung kam.
Philosophie Magazin +

Testen Sie Philosophie Magazin +
mit einem Digitalabo 4 Wochen kostenlos
oder geben Sie Ihre Abonummer ein
- Zugriff auf alle PhiloMagazin+ Inhalte
- Jederzeit kündbar
- Im Printabo inklusive
Sie sind bereits Abonnent/in?
Hier anmelden
Sie sind registriert und wollen uns testen?
Probeabo
Weitere Artikel
Hélène Cixous: „Beim Schreiben muss man dem Körper alles abverlangen“
Sie ist eine führende Denkerin der Dekonstruktion und avancierte mit ihrer Theorie der Écriture feminine zu einer der einflussreichsten Feministinnen des 20. Jahrhunderts. Im Gespräch erklärt Hélène Cixous, warum ihr Konzept des weiblichen Schreibens auch in Zeiten von #MeToo noch anschlussfähig ist

Fehlgeleitete Kritik aus Berlin
In einem „Brief aus Berlin“ kritisieren Wissenschaftler die Reaktion der Bundesregierung auf den Nahostkonflikt und den Umgang der Berliner Regierung mit Demonstranten. Die Kritik sei jedoch zu undifferenziert und tatsachenverzerrend, so Christian Thein in einem Gastbeitrag.

Reisen im eigenen Zimmer
Anfang des 19. Jahrhunderts avancierte Xavier de Maistres Bericht aus der heimischen Quarantäne zum literarischen Bestseller. Heute liest er sich erstaunlich aktuell.
Der unvergleichliche Wert der Tiere
Die Philosophin Christine Korsgaard zeigt, dass auch nichtmenschliche Lebewesen „Zwecke an sich selbst“ sind – und fordert praktische Konsequenzen.

Leseprobe aus „Frauen und Revolution“
Vom Iran bis Belarus, von Fridays for Future bis zu den großen Diskriminierungsdebatten – Revolutionen und gesellschaftliche Wandlungsprozesse haben heute oft ein weibliches Gesicht. Ausgehend von den mutigen Frauen im Iran fragt die vielfach ausgezeichnete Journalistin Shila Behjat nach den Besonderheiten weiblichen Protests.

Lützerath: Wer ist hier undemokratisch?
Als Protest gegen den geplanten Abriss des Dorfes Lützerath zur Abtragung von Kohle kam es zu zahlreichen Blockaden durch Klimaaktivisten. Ihr Widerstand wurde von vielen Politikern als antidemokratisch angeklagt. Schaut man jedoch genau hin, zeigt sich: Die vermeintlichen Demokraten sind die eigentlichen Antidemokraten.

Schwangere Könige und Fischmänner
Utopische Gedankenexperimente ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des weiblichen Schreibens und des feministischen Denkens. In ihnen spiegeln sich die jeweiligen gesellschaftspolitischen Debatten – und werden weiter vorangetrieben.

Joseph Vogl: „Die Macht hat keinen zentralen Ort“
Das Wesen der Macht gehört zu den großen Rätseln jeder Gesellschaft. Kaum jemand ist ihr mit literarischen Mitteln derart auf die Schliche gekommen wie Franz Kafka. Ein Gespräch mit Joseph Vogl über die Bürokratisierung des Himmels, Kafkas Lachen und Löcher in der Mauer.
