Das neue Feuer
Künstliche Intelligenz ruft oft zwei grundsätzlich unterschiedliche Reaktionen hervor: Euphorie ob all der utopischen Möglichkeiten. Oder Schwarzmalerei und das prophezeite Ende der Menschheit. Philosophisch besehen lässt sich allerdings ein differenzierteres Bild zeichnen.
Wie werden Menschen künftiger Generationen wohl auf unsere Gegenwart blicken? Diese Frage stelle ich mir in letzter Zeit häufiger, sind doch die Anlässe, um derart ins Grübeln zu geraten, durchaus zahlreich. Man denke nur an den Krieg in der Ukraine, die Klimaerwärmung oder die ökonomische Lage. Immer öfter ertappe ich mich also bei der Bildung von Sätzen im Futur II, der seltsamsten und zugleich wahrscheinlich schönsten Zeitform, die die deutsche Sprache zu bieten hat: „Wie, so frage ich mich, werden unsere Nachfahren mit all diesen Krisen umgegangen sein?“
Ganz gleich, ob diese Frage positiv (vieles ist weitgehend im Griff) oder negativ (alles ist noch viel schlimmer geworden) beantwortet werden wird, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass eine Technologie eine zentrale Rolle einnimmt, die just in diesem Moment in ihren Anfängen steckt. Spätestens seit der Veröffentlichung der Sprachsoftware ChatGPT des Unternehmens OpenAI im November vergangenen Jahres nämlich ist klar, dass es eine Zeit vor und eine nach der breitenwirksamen Anwendung künstlicher Intelligenz gibt. Künstliche Intelligenz, das meint an dieser Stelle Maschinen und Software, die zu menschenähnlichen Intelligenzleistungen fähig sind. Dies kann beinhalten, dass sie lernen, schlussfolgern, Probleme lösen, sich an Umweltbedingungen anpassen oder Aufgaben der Sprachund Bilderkennung durchführen. Dass „menschenähnlich“ keinesfalls „menschengleich“ meint und worin der spezifische Unterschied zwischen dem Fabulieren eines Chatbots und dem menschlichen Denken besteht, erläutert Meghan O’Gieblyn anschaulich im Gespräch ab Seite 44.
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