Der „komplizierte Orient“ – eine fatale Vereinfachung?
Behauptet man, die Lage im Nahen Osten sei „über die Maßen komplex“, greift man auf alte Klischees zurück: Der „Orient“ sei im Vergleich zur westlichen Geradlinigkeit kaum zu durchschauen. Bei näherer Betrachtung erweist sich diese vermeintliche Bescheidenheit als geopolitische Feigheit.
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Weitere Artikel
Natan Sznaider: „Frieden in einem messianischen Sinne wird es im Nahen Osten nicht geben“
Seit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 ist der Frieden in Israel, Palästina und dem Nahen Osten in weite Ferne gerückt. Hat er dennoch eine Chance? Zur Eröffnung der phil.COLOGNE diskutierten Navid Kermani und Natan Sznaider, moderiert von Wolfram Eilenberger.

Eine Frage der Verfügbarkeit
Nur wenige Tage nachdem der AstraZeneca-Impfstoff gegen Covid-19 zeitweise zurückgehalten wurde, ist er nun wieder freigeben. Was viele als eine überhastete Entscheidung betrachteten oder gar für einen groben Fehler hielten, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ein Fehlschluss, den wir alle alltäglich begehen.

Die Bionegativität des Geistes
Philosophische Reflexion führt zu Glück und Freiheit, so das Versprechen. Bei näherer Betrachtung aber zeigt sich: Dem Denken selbst wohnt ein lebensfeindlicher Zug inne. Es kann zur Verzweiflung führen.

Omri Boehm: „Wir müssen rational sein, um nicht von außen kontrolliert zu werden“
Der israelische Philosoph Omri Boehm versteht Kant, entgegen der gängigen Klischees, als einen Denker des Ungehorsams, gar als Anarchisten. Ein Gespräch über seine Lektüreerfahrung, Kants Freiheitsbegriff und darüber, was uns der Universalismus angesichts des Nahostkonflikts zu sagen hat.

Der Feind im Westen
Dekadent, machtbesessen, seelenlos – ehrenrührige Klischees vom Westen zirkulieren weltweit. Ein Blick auf ihre historischen Vorläufer zeigt ihre Sprengkraft.

Sari Nusseibeh: „Das Opfer der aktuellen Lage könnte die Möglichkeit eines Friedensabkommens sein“
Der jüngste Angriff der Hamas auf Israel lässt die Möglichkeit eines dauerhaften Friedensabkommens im Nahen Osten in weite Ferne rücken. Der palästinensische Philosoph Sari Nusseibeh, ehemaliger Vertreter der PLO in Jerusalem, hat dennoch weiterhin Hoffnung auf eine Koexistenz.

Großmacht oder Beute? Vom Persischen Reich zum Iran
Träumt der Iran, der am Wochenende Israel angegriffen hat, davon, an die Hegemonie des Persischen Reiches im Nahen Osten anzuknüpfen? Antworten auf diese Frage finden sich in der langen Geschichte. Sie zeigt: Das Land neigt zur Expansion – ist aber auch immer wieder Opfer von Invasionen gewesen.

Gibt es einen guten Tod?
Es ist stockdunkel und absolut still. Ich liege auf dem Rücken, meine gefalteten Hände ruhen auf meinem Bauch. Wie zum Beweis, dass ich noch lebe, bewege ich den kleinen Finger, hebe ein Knie, zwinkere mit den Augen. Und doch werde ich, daran besteht nicht der geringste Zweifel, eines Tages sterben und wahrscheinlich genauso, wie ich jetzt daliege, in einem Sarg ruhen … So oder so ähnlich war das damals, als ich ungefähr zehn Jahre alt war und mir vor dem Einschlafen mit einem Kribbeln in der Magengegend vorzustellen versuchte, tot zu sein. Heute, drei Jahrzehnte später, ist der Gedanke an das Ende für mich weitaus dringlicher. Ich bin 40 Jahre alt, ungefähr die Hälfte meines Lebens ist vorbei. In diesem Jahr starben zwei Menschen aus meinem nahen Umfeld, die kaum älter waren als ich. Wie aber soll ich mit dem Faktum der Endlichkeit umgehen? Wie existieren, wenn alles auf den Tod hinausläuft und wir nicht wissen können, wann er uns ereilt? Ist eine Versöhnung mit dem unausweichlichen Ende überhaupt möglich – und wenn ja, auf welche Weise?
