Der Preis der Ruhe – Ein Selbstversuch
Das Vertrackte am Einschlafen: Je mehr man es will, desto weniger gelingt es. Aber vielleicht gibt es ja doch einfache Lösungen für die durchwachten Nächte? Tilman Rammstedt testet drei Produkte, die endlich Ruhe versprechen.
Ich wundere mich darüber, dass ich mich noch ab und zu darüber wundere, so oft schlecht zu schlafen. Denn zum einen sollte man ohnehin nur dann mit einem ständigen Gelingen von Dingen rechnen, wenn man sich leidenschaftlich gern irrt. Und zum anderen bietet mein Leben wirklich ausreichend Voraussetzung für eine unangenehme Nachtruhe. Unregelmäßiger Alltag, zu wenig natürliches Sonnenlicht, zu häufiges Scheitern am 10 000-Schritte-Ziel, zu viel Bildschirm, urbane Straßenbeleuchtung vor dem Schlafzimmerfenster und vor allem: einen schwarzen Gürtel im Grübeln.
Aber selbst ohne diese Voraussetzungen hätte ich wahrscheinlich keine Chance. Alle paar Tage stolpert man schließlich über einen neuen Zeitungsartikel, in dem eindringlich vor den Gefahren des Nichtschlafens gewarnt wird. Depression, Diabetes, Demenz und Krebs, all das lauert angeblich hinter jeder durchwachten Nacht, und nachdem vor einiger Zeit Sitzen zum neuen Rauchen erklärt wurde, ist jetzt offenbar Schlaflosigkeit das neue Crystal Meth. Zwar werden in den Artikeln auch immer artig Tipps für den guten Schlaf gegeben, aber vor allem bleibt der Alarmismus, sodass man nachts schon allein aus Angst davor, nicht schlafen zu können, mit sperrangelweiten Augen wach liegt. Die Artikel sorgen also selbst für ihren Anlass. Das kann man, wenn man will, als professionellen Kniff gebührend anerkennen, richtig müde macht einen das aber auch nicht.
Jeder schläft allein
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Gibt es einen guten Tod?
Es ist stockdunkel und absolut still. Ich liege auf dem Rücken, meine gefalteten Hände ruhen auf meinem Bauch. Wie zum Beweis, dass ich noch lebe, bewege ich den kleinen Finger, hebe ein Knie, zwinkere mit den Augen. Und doch werde ich, daran besteht nicht der geringste Zweifel, eines Tages sterben und wahrscheinlich genauso, wie ich jetzt daliege, in einem Sarg ruhen … So oder so ähnlich war das damals, als ich ungefähr zehn Jahre alt war und mir vor dem Einschlafen mit einem Kribbeln in der Magengegend vorzustellen versuchte, tot zu sein. Heute, drei Jahrzehnte später, ist der Gedanke an das Ende für mich weitaus dringlicher. Ich bin 40 Jahre alt, ungefähr die Hälfte meines Lebens ist vorbei. In diesem Jahr starben zwei Menschen aus meinem nahen Umfeld, die kaum älter waren als ich. Wie aber soll ich mit dem Faktum der Endlichkeit umgehen? Wie existieren, wenn alles auf den Tod hinausläuft und wir nicht wissen können, wann er uns ereilt? Ist eine Versöhnung mit dem unausweichlichen Ende überhaupt möglich – und wenn ja, auf welche Weise?

Wer sind "Wir"?
Als Angela Merkel den Satz „Wir schaffen das!“ aussprach, tat sie dies, um die Deutschen zu einer anpackenden Willkommenskultur zu motivieren. Aber mit der Ankunft von einer Million Menschen aus einem anderen Kulturkreis stellt sich auch eine für Deutschland besonders heikle Frage: Wer sind wir eigentlich? Und vor allem: Wer wollen wir sein? Hört man genau hin, zeigt sich das kleine Wörtchen „wir“ als eine Art Monade, in der sich zentrale Motive zukünftigen Handelns spiegeln. Wir, die geistigen Kinder Kants, Goethes und Humboldts. Wir, die historisch tragisch verspätete Nation. Wir, das Tätervolk des Nationalsozialismus. Wir, die Wiedervereinigten einer friedlichen Revolution. Wir, die europäische Nation? Wo liegt der Kern künftiger Selbstbeschreibung und damit auch der Kern eines Integrationsideals? Taugt der Fundus deutscher Geschichte für eine robuste, reibungsfähige Leitkultur? Oder legt er nicht viel eher einen multikulturellen Ansatz nahe? Offene Fragen, die wir alle gemeinsam zu beantworten haben. Nur das eigentliche Ziel der Anstrengung lässt sich bereits klar benennen. Worin anders könnte es liegen, als dass mit diesem „wir“ dereinst auch ganz selbstverständlich „die anderen“ mitgemeint wären, und dieses kleine Wort also selbst im Munde führen wollten. Mit Impulsen von Gunter Gebauer, Tilman Borsche, Heinz Wismann, Barbara Vinken, Hans Ulrich Gumbrecht, Heinz Bude, Michael Hampe, Julian Nida-Rümelin, Paolo Flores d’Arcais.
Wozu ist Sport gut?
„Ohne Schweiß kein Preis“ lautet die Überzeugung der einen, „Sport ist Mord“ die Warnung der anderen. Auch in der Philosophiegeschichte war man sich über Nutzen und Nachteil der Leibesertüchtigung uneins.

Warum sehen wir auf diesem Bild "eine Kuh auf der Weide"?
Tiefe Fragen kennen mehr als eine gute Antwort. Niemand weiß das besser als Philosophen. Vier Lösungen für ein ganz „einfaches“ erkenntnistheoretisches Problem:
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Tractatus-Preis für Isolde Charim
Die Philosophin Isolde Charim erhält für ihr Buch Die Qualen des Narzissmus den Tractatus-Essaypreis 2023. Er wird vom Verein Philosophicum Lech vergeben, Medienpartner des Philosophie Magazins. Im Frühjahr haben wir mit Charim über freiwillige Unterwerfung, Selbstoptimierung als Schwindel und narzisstische Moral gesprochen. Wir gratulieren Isolde Charim herzlich zum Tractatus-Preis.

Mein Leben ohne Smartphone
Kein schnelles E-Mail-Checken, keine allzeit verfügbare Bahn-App, keine Lieblingsplaylist: Erzeugt Smartphone-freies Dasein nicht eher Nervosität als Ruhe? Unsere Autorin wagt es trotzdem und erkennt: Selbst vermeintliche Nachteile erzeugen eine ganz eigene Beziehung zur Welt.

Kommentare
Schlaf scheint mir hochkomplex und sehr im Unterbewusstsein zu wirken. Große Probleme damit schätze ich mit kleinen einfachen Tricks wenig dauerhaft lösbar. Der Artikel hat das mit Witz gut dargelegt.
Dem Schlaf zuträgliche Verbesserungen des Lebenswandels könnten vielleicht zwei Aktivitäten sein:
- das Versuchen wahrscheinlich nur ausreichender Befreiung für sich und seine Gruppen, damit man tendenziell weniger von Sorgen um jene Befreiungen wach gehalten wird, und
- das Versuchen von wahrscheinlich Bestem für alle, damit das bewusste Denken das unterbewusste Denken bei Tage und bei Nacht tendenziell zu Projekten hin leitet, welche wahrscheinlich besonders gut sind und damit gut auf das Denken wirken.
Ich danke für den Artikel und die Möglichkeit, zu kommentieren.