Die Macht der Maulwürfe
Unten versus oben: Drei neue Bücher erforschen Geschichte und Gegenwart des Widerstands gegen die Herrschenden. Aber wie unterscheidet man eigentlich den guten Aufstand vom schlechten, und was passiert, wenn der Protest vom Ressentiment getrieben ist?
Die Tagesthemen berichten an diesem Frühlingsabend ausschließlich von Ereignissen, die man pauschal als empörte Versammlungen bezeichnen könnte. In Malmö haben propalästinensische Aktivisten gegen die Teilnahme Israels am Eurovision Song Contest protestiert. In Grünheide versuchten Demonstranten, das Tesla-Gelände zu stürmen. Und in Hamburg ist die Gruppe „Muslim interaktiv“ gegen die deutsche „Wertediktatur“ angetreten. Allerorts Protest, der sich lautstark Gehör verschaffen will.
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Lützerath: Wer ist hier undemokratisch?
Als Protest gegen den geplanten Abriss des Dorfes Lützerath zur Abtragung von Kohle kam es zu zahlreichen Blockaden durch Klimaaktivisten. Ihr Widerstand wurde von vielen Politikern als antidemokratisch angeklagt. Schaut man jedoch genau hin, zeigt sich: Die vermeintlichen Demokraten sind die eigentlichen Antidemokraten.

Die Städte der Anderen
Offenbach und Zwickau, zwei deutsche Städte, wie sie auf den ersten Blick nicht ähnlicher sein könnten. Beide gleich groß, beide ehemalige Industriezentren, beide mit niedriger Arbeitslosenquote. Was sie radikal voneinander unterscheidet, ist ihr Verhältnis zum Anderen. Denn das hessische Offenbach hat mit 57 Prozent den höchsten Migrantenanteil der BRD, das sächsische Zwickau gehört mit 2,6 Prozent Ausländeranteil hingegen zu den kulturell einheitlichsten Städten der Republik. Beispielhaft stehen sie damit für zwei alternative Visionen eines Deutschlands der Zukunft: Hybridität versus Homogenität, Multikulti oder Leitkultur, dynamische Polyphonie gegen klassische Harmonie. Eine Doppelreportage auf der Suche nach der Funktion des Anderen in unserer Mitte
Welche Protestform bringt uns weiter?
Menschen reagieren weltweit auf die Krisenhaftigkeit der Gegenwart, indem sie sich zu sozialen Bewegungen zusammentun, Aufstände organisieren oder streiken. Doch welche Protestform bringt uns weiter? Drei Positionen.

Warum machen wir nicht mehr aus unserer Freiheit?
Wir sind so frei wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Und doch fühlen wir uns oft gefangen, erdrückt von Anforderungen, getrieben durch inneren Leistungszwang. Was wäre das für ein Dasein, könnten wir es auskosten. Den Augenblick genießen, anstatt ihn zu verpassen. Aus schalen Routinen ausbrechen, weniger arbeiten, Neues wagen – im Zweifelsfall auch gegen gesellschaftlichen Widerstand. Mehr Muße, mehr Lebendigkeit, mehr Spontaneität: Warum packen wir Kairos nicht beim Schopfe, wagen den entscheidenden Schritt? Sind wir zu feige? Zu vernünftig? Zu faul? Christoph Butterwegge, Claus Dierksmeier, Nils Markwardt, Robert Pfaller, Richard David Precht und Nina Verheyen über Wege in eine freiere Existenz.
Resilienz versus Verletzlichkeit
Machen wir zu Beginn ein kleines Spiel. Was tun Sie, wenn Sie eine leichte Erkältung spüren, weit hinten im Hals? A) Sie denken sich: Was soll’s, wird schon, der Tag wartet! Oder B) Das kann sich leicht auswachsen, ich bleibe heute besser zu Hause. Frage zwei: Wie reagieren Sie, wenn ein Kollege..
Gibt es einen guten Tod?
Es ist stockdunkel und absolut still. Ich liege auf dem Rücken, meine gefalteten Hände ruhen auf meinem Bauch. Wie zum Beweis, dass ich noch lebe, bewege ich den kleinen Finger, hebe ein Knie, zwinkere mit den Augen. Und doch werde ich, daran besteht nicht der geringste Zweifel, eines Tages sterben und wahrscheinlich genauso, wie ich jetzt daliege, in einem Sarg ruhen … So oder so ähnlich war das damals, als ich ungefähr zehn Jahre alt war und mir vor dem Einschlafen mit einem Kribbeln in der Magengegend vorzustellen versuchte, tot zu sein. Heute, drei Jahrzehnte später, ist der Gedanke an das Ende für mich weitaus dringlicher. Ich bin 40 Jahre alt, ungefähr die Hälfte meines Lebens ist vorbei. In diesem Jahr starben zwei Menschen aus meinem nahen Umfeld, die kaum älter waren als ich. Wie aber soll ich mit dem Faktum der Endlichkeit umgehen? Wie existieren, wenn alles auf den Tod hinausläuft und wir nicht wissen können, wann er uns ereilt? Ist eine Versöhnung mit dem unausweichlichen Ende überhaupt möglich – und wenn ja, auf welche Weise?

Eva Illouz: „Ressentiment ist nicht nur ein Gefühl der Schwachen und Beherrschten“
In ihrem jüngst erschienen Buch Undemokratische Emotionen zeigt die Soziologin Eva Illouz, wie politische Bewegungen sich unsere Gefühle zunutze machen. Im Interview spricht sie über die Muster affektiver Politik und den Aufstieg des populistischen Nationalismus in ihrem Heimatland Israel.

Auseinandersetzung mit dem Anderen
Beziehungsabbrüche sind heute oft vom Streben nach Selbstverwirklichung getrieben, vom Wunsch sich nur mit Gleichgesinnten zu umgeben. Doch dem kann ein verfehltes Selbstverständnis zu Grunde liegen.
