Warum ist Hannah Arendt so beliebt?
Ihr aristokratisches Politikverständnis liest sich wie ein Kommentar zur gegenwärtigen Lage.
Hannah Arendt ist die meistzitierte Philosophin der Gegenwart. Das liegt, so hört man oft, daran, dass sie besonders zeitgemäß dachte, nämlich pluralistisch und radikaldemokratisch. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Denn Arendt war auch Aristokratin. Sie plädierte für eine „aristokratische Staatsform“, die „nicht“ zum „Mittel der allgemeinen Wahl“ greift. Politik sah sie denjenigen vorbehalten, die nicht an ihrem „persönlichen Wohlergehen“ interessiert sind, sondern eine „Lust am Handeln“ verspüren sowie die „Zuversicht, die Dinge aus eigener Kraft ändern zu können“.
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Warum ist Hannah Arendt so beliebt?
Hannah Arendts Denken ist über weite Teile offen, pluralistisch und radikaldemokratisch. Doch ein genauerer Blick in ihre Schriften zeigt, dass sie zugleich eine aristokratische Elite für unverzichtbar hielt. Ist gerade diese Spannung der Grund für ihre enorme Popularität?
Seyla Benhabib: „Von Arendt lässt sich lernen, wie man über Politik noch mit Hoffnung nachdenken kann“
In New York, wo Hannah Arendt nach ihrer Flucht bis zu ihrem Tod lehrte und lebte, treffen wir die Philosophin Seyla Benhabib. Sie ist mit Arendts Werk tief vertraut und erhält im Dezember den renommierten Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken. Wie hätte Arendt die Krisen unserer Zeit gedeutet? Wie hätte sie auf das Freund-Feind-Denken im Diskurs geschaut? Ein Gespräch über Hannah Arendt im Lichte der Gegenwart.
Nichts als die Wahrheit?
Ein vom Schriftsteller Ferdinand von Schirach mitinitiiertes Manifest fordert ein „Recht auf Wahrheit“ gegenüber Amtsträgern. Was zunächst nach einem Segen für die Demokratie klingt, wäre nach dem Politikverständnis Hannah Arendts jedoch das genaue Gegenteil.
Kann sich Menschenwürde für alle nur jenseits nationalstaatlicher Souveränität erfüllen?
In seinem Buch Recht und Gemeinschaft. Zu Hannah Arendts Kritik der Menschenrechte legt Friedrich Weißbach den paradoxen Kern der Menschenrechte frei, der sich an der rechtlichen Lage von Geflüchteten offenbart. Mit Hannah Arendt bietet er beachtenswerte Anregungen, wie sich Freiheit und Gleichheit denken ließen, die tatsächlich universell gelten.
Warum ist eine kritische Auseinandersetzung mit Hannah Arendt heute notwendig?
Hannah Arendt zählt zu den angesehensten Denkerinnen und wird von Liberalen und Linken gleichermaßen verehrt. Emmanuel Faye allerdings macht in ihrem Werk reaktionäre Züge aus und meint, dass ihr Denken zeitlebens von Heidegger geprägt blieb.
Wer hat Angst vor der Spaltung?
Kaum eine Analyse der gegenwärtigen politischen Lage kommt ohne die Feststellung aus, dass die fragliche Gesellschaft gespalten oder polarisiert ist. Als Heilmittel werden Einheit und Zusammenhalt beschworen. Ein fataler Denkfehler.
Hannah Arendt in New York
Hannah Arendt fand nach Jahren auf der Flucht eine neue Heimat in New York. Wie sah Arendts Leben in der amerikanischen Metropole aus? Eine Reportage von Helena Schäfer über „das Mädchen aus der Fremde“, das in New York zu einer Philosophin von Weltrang wurde.
Hannah Arendt: „Wir Flüchtlinge”
1933 floh die Jüdin Hannah Arendt vor den Nationalsozialisten aus Deutschland. Ihr Essay „Wir Flüchtlinge“ erhellt die Situation Tausender Menschen, die derzeit Schutz in Europa suchen.