Was heißt es, links zu sein?
Die Zerwürfnisse zwischen linken Lagern nehmen zu. Kämpfen sie noch für dieselbe Sache? Oder offenbaren sich hier unüberbrückbare Differenzen? Die Politikerin Sahra Wagenknecht und die Schriftstellerin Juli Zeh diskutieren über die Versäumnisse linker Politik, echte und künstliche Gegensätze und den richtigen Umgang mit rechts.
Es ist einer der ersten Frühlingstage, doch es weht ein kalter Wind im Berliner Regierungsviertel. Sahra Wagenknecht empfängt Juli Zeh und das Philosophie Magazin in ihrem Abgeordnetenbüro. Noch sitzt sie für Die Linke im Bundestag, doch eine erneute Kandidatur für die Partei schließt sie mittlerweile aus. Die Entscheidung markiert den Endpunkt eines langjährigen Konflikts. Juli Zeh, eine der einflussreichsten Schriftstellerinnen des Landes und seit 2017 Mitglied der SPD, kommt für das Gespräch aus Brandenburg angereist. Beide haben sich in den letzten Jahren immer wieder kritisch zu Wort gemeldet: zu den Coronamaßnahmen der Regierung, jüngst zu den Waffenlieferungen Deutschlands an die Ukraine. Beide gelten als Störenfriede im linken Lager, in Wagenknecht sehen manche gar eine Abtrünnige. Was also meint das heute: links sein? Zeit für eine Standortbestimmung.
Philosophie Magazin: Frau Wagenknecht, Frau Zeh, Sie sind beide Mitglieder linker Parteien, haben sich zu diesen aber auch immer wieder kritisch positioniert. Was heißt es für Sie, links zu sein?
Sahra Wagenknecht: Für mich geht es um die klassischen Themen: soziale Gerechtigkeit und Frieden. Links sein heißt für mich zu verhindern, dass einige absahnen und andere ausgebeutet werden, und außenpolitische Konflikte nicht mit Waffen, sondern mit Diplomatie zu lösen. Das sind die linken Themen, mit denen ich mich immer identifiziert habe.
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Kommentare
Wenn allgemein verständliche Argumente als Massstab in der Politik gülten, dann hätten Damen/Frauen dieses Kalibers längst mehrheitlich die Macht übernommen.
Und nein, Flirting und Charmoffensiven sind nicht meins.