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Materialismus

Eine philosophische Anschauung, die jedes spirituelle Prinzip zurückweist und nur die Materie als einzige Realität anerkennt und alles für darauf zurückführbar hält. Obwohl der Begriff erst im 18. Jahrhundert auftaucht, bezeichnet man schon einige antike Philosophen als Materialisten: die ersten Atomisten (Leukippos und Demokrit), die Epikureer (für die selbst die Seele materiell ist) und die Stoiker (die davon ausgehen, dass alles, was real ist, auch körperlich sein muss, und die göttliche Vernunft in all den stofflichen Bestandteilen der Welt anzutreffen ist). Als Folge des allmählichen Rückzugs der Religion entwickelt sich der Materialismus im Zeitalter der Aufklärung vor allem mit La Mettrie (der den kartesischen Dualismus ablehnt, aber dennoch seinen Mechanismus aufgreift und den Menschen als bloße Maschine ansieht), Diderot, Helvetius und d’Holbach. Im 19. Jahrhundert wird er zwar noch von Comte verdammt, der darin eine Reduzierung des Höherwertigen auf das Minderwertige sieht; auf der anderen Seite wird der Materialismus jetzt zu einer Wissenschaft. Als Gegenstück zum Hegelschen Idealismus entwickeln Marx und seine Schüler einen Materialismus, der zugleich dialektisch und historisch ist: Klassenkämpfe um den Besitz der Produktionsmittel werden als treibende Kraft der Geschichte angesehen, und die Ideen einer bestimmten Epoche werden als die der jeweils herrschenden und besitzenden Klasse interpretiert. Im 20. Jahrhundert wird der Materialismus von der Biologie entdeckt, die die vielfältigen Erscheinungsformen des Lebens auf physikalisch-chemische Stoffwechselprozesse zurückführt, und von der Psychologie, wo die Fortschritte der Neurowissenschaften dazu neigen, die Psyche und Seele des Menschen allein auf die Aktivitäten des Gehirns zu reduzieren.