Ansichtssache
Wie eingeschränkt ein einzelner Blick auf die Welt ist, führt die Ausstellung Subjective Evidence von Barbara Probst vor und macht damit eine grundlegende sozialpolitische Begebenheit erfahrbar.
Alles ist eine Frage der Perspektive. Diese Weisheit ist heutzutage beinahe zur Plattitüde verkommen. Wie tiefgehend und fundamental sie jedoch für unser Weltverständnis ist, führt die neue Ausstellung von Barbara Probst im Sprengel Museum Hannover auf beeindruckende Art und Weise vor Augen. Die in New York und München lebende Fotografin zeigt spielerisch die Begrenztheit unseres Blickes und relativiert damit – wie der Titel der Ausstellung vorwegnimmt – die Evidenz der persönlichen Weltwahrnehmung. Was wir als die Wahrheit betrachten, ist oft nur ein Ausschnitt der Wirklichkeit und stellt sich in vielen Fällen von einem anderen Standpunkt aus ganz anders dar.
Philosophie Magazin +

Testen Sie Philosophie Magazin +
mit einem Digitalabo 4 Wochen kostenlos
oder geben Sie Ihre Abonummer ein
- Zugriff auf alle PhiloMagazin+ Inhalte
- Jederzeit kündbar
- Im Printabo inklusive
Sie sind bereits Abonnent/in?
Hier anmelden
Sie sind registriert und wollen uns testen?
Probeabo
Weitere Artikel
Es kam so überraschend wie verheerend.
Das Coronavirus, das die Welt Anfang 2020 erfasste und in vielen Bereichen noch immer unseren Alltag bestimmt, erzeugte vor allem eines: ein globales Gefühl der Ungewissheit. Wurde das soziale Leben in kürzester Zeit still gestellt, Geschäfte, Kinos und Bars geschlossen und demokratische Grundrechte eingeschränkt, blieb zunächst unklar, wie lange dieser pandemische Ausnahmezustand andauern würde. Und selbst jetzt, da sich das Leben wieder einigermaßen normalisiert zu haben scheint, ist die Unsicherheit nach wie vor groß: Wird es womöglich doch noch eine zweite Infektionswelle geben? Wie stark werden die wirtschaftlichen Auswirkungen des Shutdowns sein? Entwickeln sich Gesellschaften nun solidarisch weiter oder vollziehen sie vielmehr autoritären Rollback? Ganz zu schweigen von den individuellen Ungewissheiten: Kann ich im Sommer in den Urlaub fahren? Werde ich im Herbst noch Arbeit haben? Hält die Beziehung der Belastung stand? Kurzum: Selten war unsere so planungsbedürftige Zivilisation mit so viel Ungewissheit konfrontiert wie derzeit.

Barbara Bleisch: „Ich denke bei der Lebensmitte an ein Hochplateau“
Die Mitte des Lebens assoziieren viele mit einer Krise: Die Hälfte ist vorbei, der Tod gerät in Sichtweite. Die Philosophin Barbara Bleisch plädiert in Ihrem neuen Buch für ein Umdenken – und hat gute Gründe.

Projizierte Kunst
Das Metropolitan Museum of Art macht Werke von Weltrang per Instagram-Filter erfahrbar. Aber zerstört das nicht die Aura der Meisterwerke? Keineswegs, wie ein Blick in die Schriften Walter Benjamins zeigt.

Barbara Vinken: „Die Aldilette ersetzt die Adilette“
Die Discounter Aldi und Lidl brachten jüngst eigene Modelinien auf den Markt, deren Shirts und Hoodies zwar günstig zu erstehen sind, aufgrund der limitierten Stückzahlen auf Ebay jedoch schon jetzt zu Spitzenpreisen gehandelt werden. Woher der Hype um die flächig bedruckten Stücke rührt, warum die Kollektionen modegeschichtlich keine Neuheit darstellen und was sie dennoch mit dem Ende der high fashion zu tun haben, erläutert die Literaturwissenschaftlerin und Modetheoretikerin Barbara Vinken.

Barbara Bleisch und Andrea Büchler: „Familie ist kein Naturereignis“
Welche Technologien dürfen wir nutzen auf dem Weg zum Wunschkind? Sollte Leihmutterschaft erlaubt sein? Barbara Bleisch und Andrea Büchler erörtern die ethischen und rechtlichen Herausforderungen der Reproduktionsmedizin – und sprechen sich klar gegen Verbote aus.

Britney Spears, das rebellische Subjekt
Seit 13 Jahren steht Britney Spears unter der Vormundschaft ihres Vaters. Doch unter dem Hashtag #FreeBritney wächst der Druck, ihre Entmündigung zu beenden. Dabei zeigt sich am Fall der 39-Jährigen nicht nur die Gier Einzelner, sondern eine gesellschaftliche Machtkonstellation.

Die Engel im Blick – Walter Benjamin und Paul Klees „Angelus novus"
Die Ausstellung Der Engel der Geschichte – Walter Benjamin, Paul Klee und die Berliner Engel 80 Jahre nach Kriegsende im Berliner Bode-Museum rückt Paul Klees Zeichnung Angelus Novus in den Mittelpunkt – und dessen Bedeutung für die Geschichtsphilosophie Walter Benjamins. Max Urbitsch hat die Ausstellung besucht.

Die Proteste in China aus der Sicht Hegels
Die Proteste, die letzte Woche in China stattfanden, sind keine Überraschung der Geschichte oder auf den Willen Einzelner zurückzuführen. Es handelt sich vielmehr um einen dialektischen Prozess, der sich mit Hegel besser verstehen lässt.
