Aufklärung als Gift und Arznei
Der Kolonialismus brachte nicht nur rohe Gewalt, sondern hinterließ Spuren im Geist der Kolonisierten. Nikita Dhawan erläutert, wie Spivaks Werk subtilen Formen der Entmachtung entgegentritt. Kann die Aufklärung dabei helfen oder ist sie als westliches Produkt abzulehnen?
Kolonien, Protektoraten und Dependancen. Diese geografisch und historisch einzigartige Dominanz wurde von brutalen Plünderungen der besetzten Territorien, Genoziden, Diebstahl und der schrittweisen Etablierung eines Sklavenhandels begleitet und durch Diskurse legitimiert, die den Kolonialismus als „zivilisatorische Mission“ präsentierten. Kolonisierung wurde als großartiger Triumph der Wissenschaft und Rationalität über den Aberglauben und das Unwissen gefeiert. Hierfür bediente sich der koloniale Diskurs einer gewaltvollen Repräsentation der Anderen als unverrückbar different und der gleichzeitigen Konstruktion eines souveränen, überlegenen europäischen Selbst. Die Postkolonialen Studien befassen sich mit den Hinterlassenschaften des Kolonialismus und analysieren die weiterhin bestehenden neokolonialen Machtverhältnisse.
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Nikita Dhawan: „Wir tragen das Erbe des Kolonialismus in uns“
Ist der europäische Kolonialismus schon Geschichte? Mitnichten, schreibt die politische Theoretikerin Nikita Dhawan in ihrem neuen Buch. Ein Gespräch über Europas zwiespältiges Erbe, Ignoranz gegenüber unserer Ignoranz und die Grundzüge des Postkolonialismus – Teil vier unserer Reihe über Philosophie des 21. Jahrhunderts.

Nikita Dhawan: „Wir sollten versuchen, bessere Kantianer zu sein als Kant“
Europa rühmt sich der Aufklärung, hat deren Ideale jedoch durch den Kolonialismus verraten. In ihrem neuen Buch zeigt die Politikwissenschaftlerin Nikita Dhawan Wege auf, wie sich das aufklärerische Erbe von seinen vergifteten Anteilen befreien und für den Kampf gegen Unterdrückung einsetzen lässt.

Veye Tatah über Geschichte und Gegenwart des Kolonialismus
Welche Aufgabe hat Deutschland im Hinblick auf das koloniale Erbe? Wie sollte man mit philosophischen Klassikern wie Immanuel Kant umgehen, die sich in ihren Texten u. a. rassistisch geäußert haben? Können wir angesichts des aktuellen Aufklärungsprozesses optimistisch in die Zukunft blicken? Auf der diesjährigen phil.cologne sprechen wir im Videointerview mit Veye Tatah über Geschichte und Gegenwart des Kolonialismus. Veye Tatah ist Gründerin des Vereins Africa Positive und Chefredakteurin des gleichnamigen Magazins. Seit 2018 leitet sie das neugegründete Africa Institute for Media, Migration and Development (AIMMAD). Für ihr Engagement erhielt sie im Februar 2010 das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Gayatri Spivak: „Identität sollte nur dann als Waffe genutzt werden, wenn die andere Seite sie einsetzt“
Ihr Aufsatz Can the Subaltern Speak? hat die postkoloniale Theorie fundamental geprägt. Ein Gespräch mit Gayatri Chakravorty Spivak über eine Karriere zwischen Kontinenten, identitäre Verhärtungen und die Frage, welchen Widerstand es in den USA heute bräuchte.

Das Gift ist die Botschaft
Dass Alexej Nawalny vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB vergiftet wurde, ist kaum noch zu bezweifeln. Doch warum sollte die russische Regierung einen Anschlag anordnen, der so deutlich auf sie zurückzuführen ist? Weil gerade das Gift selbst die Botschaft ist, wie ein Blick ins Werk des französischen Philosophen Gilles Deleuze verdeutlicht.

Gayatri C. Spivak: „Kant braucht unsere Hilfe“
Aufgrund rassistischer Äußerungen, eines vermeintlich veralteten Vernunftkonzepts und eines ausgrenzenden Universalismus steht Kant zunehmend in der Kritik postkolonialer Theorien. Im Gespräch geht Gayatri C. Spivak auf die Vorwürfe ein und erklärt, warum Kant nach wie vor eine unverzichtbare Lektüre darstellt.

Gayatri Spivak: „Myanmars Militärführung richtet die besten Köpfe der jungen Generation zugrunde“
Am anderen Ende der Welt spielt sich derzeit ein Drama ab. In Myanmar lehnen sich die Bürger gegen die Junta auf und greifen zu den Waffen. Für die Mitbegründerin der postkolonialen Theorie Gayatri Spivak ist es unsere kollektive Verantwortung, auf die Geschehnisse zu reagieren und den Widerständigen eine Stimme zu geben.

Am Abgrund der Moderne
Hannah Arendt hat nicht nur die totalitäre Herrschaft analysiert, sondern auch die Traditionsbrüche beschrieben, die diese ermöglichte. Traditionsbrüche, die auch in Arendts eigenem Leben und Arbeiten Spuren hinterließen – und sie sehr sensibel für jegliche Gefahren in Demokratien machten. Was können wir heute noch in der Auseinandersetzung mit Arendts Arbeiten lernen? Ein Interview mit der Gründerin des Hannah Arendt-Zentrums Antonia Grunenberg.
