David Hume und die Gesellschaft als Ruderteam
Noch das abstrakteste philosophische Problem wird durch ein Beispiel klar. Der schottische Aufklärer David Hume brauchte nicht mehr als ein Ruderboot, um zu erläutern, was unsere Gesellschaft im Innersten zusammenhält.
Wenn „zwei Männer die Ruder eines Bootes bewegen, so tun sie dies auf Grund eines Einverständnisses oder einer Übereinkunft, obgleich sie sich gegenseitig keine Versprechungen gemacht haben“, schreibt David Hume (1711-1776) im dritten Buch seines Traktats über die menschliche Natur. Recht hat er. Um einen Kahn auf einem See gemeinsam voranzubringen, genügt es ja tatsächlich, sich einfach in die Bewegungen seines rudernden Partners einzufinden, und schon geht es gemeinsam flott voran! Für diese Form koordinierten Verhaltens bedarf es keines Vertrags und keines bindenden Versprechens, ja nicht einmal einer expliziten Kommunikation. Es genügt vielmehr, mit dem Rudern anzufangen, damit „wie von selbst“ Übereinstimmung im Handeln entsteht.
Dem großen schottischen Aufklärer zufolge bildet eben diese Dynamik den Ursprung allen koordinierten Handelns in einer Gesellschaft. Denn ob man nun gemeinsam in einem kleinen Kahn oder im großen „Staatsschiff“ fährt, ist im Prinzip gleich: Es liegt in meinem Interesse, anderen gegenüber ein gewisses Benehmen an den Tag zu legen – vorausgesetzt, der andere verhält sich mir gegenüber ebenso. Der Ursprung aller Gesellschaft ruht nach Hume auf folgender Einsicht: Güter sind in beschränkter Menge vorhanden, ihr Besitz ist nicht konstant, und die Freigiebigkeit der Individuen ist beschränkt. Hume zufolge hat uns die Natur nun ebenso sensibel wie erfinderisch gemacht, denn sie treibt uns zur Erfindung moralischer und vor allem rechtlicher Regeln, die eine allgemeine Wechselseitigkeit im Hinblick auf unsere Handlungen begründen. Künstliche oder auch kulturelle handlungsleitende Konventionen drängen sich uns wie von selbst aufgrund ihres offenbaren Nutzens auf.
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