Der Geisterseher
Der Schriftsteller Georg Klein lockt seine Leser in fantastische Zwischenwelten voller Zeitschleifen, Kippmomente und übersensibler Körper. Die Wirklichkeit wird dabei virtuos infrage gestellt.
In A. Zett, einer Geschichte in Georg Kleins neuem Erzählungsband Im Bienenlicht, lernt ein 16-jähriger Gymnasiast 1969 auf dem Augsburger Zentralfriedhof einen charismatischen, großzügig mit Sentenzen um sich werfenden Drogenfreak kennen, der auf seine Jünger immensen Eindruck macht. Bis irgendwann eine Theologiestudentin die Luft aus diesem „A. Z.“ lässt – was der so eindrucksvoll von sich gebe, seien lediglich althergebrachte Nietzsche-Sprüche. Fortan hat A. Z. unter seinen Gefolgsleuten den Spitznamen „Nietzsche“ weg.
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Catherine Malabou: „Kryptowährungen stellen die Idee des Staates infrage“
Die chinesische Zentralbank hat Mitte September ihr Vorhaben bekräftigt, einen digitalen Yuan einzuführen. Das ist nur eines von vielen Beispielen für den zunehmenden Willen von Staaten, auf dem Gebiet der Kryptowährungen mitzuhalten – die Philippinen, Schweden, Uruguay, Mexiko und selbst die Eurozone verfolgen ähnliche Projekte. Für die Philosophin Catherine Malabou ist dies ein Widerspruch in sich, da Kryptowährungen auf anarchistischen Prinzipien von Horizontalität und Dezentralisierung beruhen, die die Währungshoheit von Staaten und Zentralbanken infrage stellen.

Es kam so überraschend wie verheerend.
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Auch wenn Tolkien sein Werk nie als Allegorie verstanden wissen wollte, zeigt es doch tiefe Verbindungen zur außerliterarischen Welt. So steht der Kosmos von Mittelerde auch für die Suche nach fantastischen Zweitwelten, die Tech-Pioniere bis heute antreibt.
