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Bild: Philomag Redaktion

Adventskalender

Die Kunst, immer Recht zu behalten: Kniff Nr. 1

Nicolas Tenaillon veröffentlicht am 01 Dezember 2025 2 min

Hitzige Debatten am Familientisch sind zu Weihnachten keine Seltenheit. Was es da braucht, ist argumentatives Geschick. Die Kunst ist schließlich, nicht nur Recht zu haben, sondern die anderen auch davon zu überzeugen. Unser Adventskalender hält 24 Kniffe bereit, die schon die großen Denker für sich nutzten. Heute: Einen anderen Ton anschlagen.

 

Das Verfahren

 

Wenn Ihr Gegner einen Witz macht, bleiben Sie ernst; wenn er ernst ist, machen Sie einen Witz. Wenn in einer Diskussion die Argumente des Widersachers besser sind als Ihre, schlagen Sie doch plötzlich einen anderen Ton an, um die Diskussionsteilnehmer auf Ihre Seite zu ziehen. Denn es geht vor allem darum, jetzt wieder auf die Beine zu kommen und aus dem Sympathievorrat des geneigten Publikums zu schöpfen. Nun kann es sein, dass Ihr Gegner ganz fest in seiner Argumentation verankert ist und, ohne es selbst zu merken, in immer ernsterem, fast ärgerlichen Ton spricht. Begegnen Sie dem mit einer lockeren Bemerkung, etwa: „Können Sie deshalb nicht mehr schlafen?“ Ähnlich empfiehlt Shaftesbury (1671-1713) im „Letter concerning Enthusiasm“, nicht Druck zu machen, sondern gerade gegen religiöse Fanatiker Witz und Humor einzusetzen.

Umgekehrt: Wenn Ihren Gegner die Spottlust packt, und er alles, was Sie sagen, ins Lächerliche zieht, dann tun Sie so, als nähmen Sie daran Anstoß: „Wie können Sie sich über so etwas lustig machen?“ Das macht beispielsweise Rousseau. Entrüstet darüber, dass Voltaire das Erdbeben von Lissabon als Vorwand benutzt, um die göttliche Vorsehung zu negieren, schreibt er am 18. August 1756: „Sie freuen sich, aber ich hoffe.“ In beiden Fällen werden Zuhörer diese Diskrepanz umso mehr zu schätzen wissen, wenn Sie entweder ihren Verstand (mittels Humor) oder ihr Herz (mittels Mitleid) angesprochen haben.

 

Die Abwehr

 

Wenn man versucht, Sie zu verunsichern, indem man an Ihrem lockeren Ton Anstoß nimmt oder aber Ihre Ernsthaftigkeit albern findet, müssen Sie versuchen, mit dem anderen wieder auf eine Ebene zu kommen, damit Sie Ihre Argumentation zu Ende bringen können. Dann wäre es das Beste, Ihr Gegenüber hinsichtlich der Form anzugreifen; indem Sie beispielsweise sagen, seine Bemerkung sei „unpassend“, „geschmacklos“, er sei „ganz schön unverschämt“ oder im Gegenteil, dass er „überhaupt keinen Humor“ habe, alles „zu tragisch“ nehme und „krankhaft überempfindlich“ sei. •


Übersetzung: Alexandra Beilharz
 

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Wir verlosen 3x ein Jahresabo Plus. Darin enthalten sind alle 6 regulären Ausgaben, 3 Sonderausgaben sowie der Zugang zu sämtlichen Online-Inhalten.

Zur Teilnahme schicken Sie einfach eine Mail mit dem Betreff „Advent“ an gewinnspiel@philomag.de

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