Die Kunst, immer recht zu behalten: Kniff Nr. 24
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Das Verfahren
Evaluieren Sie die Machbarkeit der Vorschläge Ihres Kontrahenten und argumentieren Sie, dass seine Ideen sich nicht umsetzen lassen oder wenig bewirken. Angenommen, die Diskussion dreht sich um die sinkende Lesebereitschaft von Jugendlichen. Ihr Kontrahent fordert: Taschenbücher sollten gratis verbreitet werden; der Schulabschluss daran geknüpft sein, eine Mindestzahl an Büchern gelesen zu haben; die Medien gezwungen werden, Bücher zu bewerben. Antworten Sie zunächst: „Das ist ja alles ganz nett, wird aber nicht funktionieren!“ Stellen Sie dann seine Positionen als wirkungslos hin: „Versuche, die Jugendlichen zum Lesen zu zwingen, blieben stets ohne Erfolg, weil die Maßnahmen sie zu sehr an schulischen Zwang erinnert haben.“ Zeigen Sie schließlich, wie modern Sie sind: „Ihre Energie stecken die Jugendlichen heute besser in den Umgang mit visuellen Medien. Für einen Job bringt das viel mehr.“ Sprechen Sie systematisch über das, „was funktioniert“, und über „Ergebnisse“ und vermitteln Sie den Eindruck, „auf letzte Dinge, auf Früchte, auf Folgen, auf Tatsachen“ zu schauen, wie der amerikanische Philosoph William James es in seinem Buch „Pragmatismus“ (1907) erklärt. So stellen Sie Ihren Kontrahenten als einen Träumer hin und überzeugen Ihr Publikum, dass wahr ist, was „nützlich“ ist.
Die Abwehr
Zeigen Sie, dass die Weltsicht Ihres Kontrahenten stark vereinfacht und mutlos ist – „was funktioniert“, ist abhängig vom Zeitgeist und somit stets relativ. Die visuellen Medien tun dem Lesen keinen Abbruch. Tatsächlich ziehen digitale Zeitschriften weltweit 600 Millionen Leser an, nichts spricht also dagegen, die Leselust mit einer Kampagne zu fördern. Führen Sie schließlich das schlagkräftigste Argument ins Feld: Hätte die Menschheit stets nur das Machbare im Blick gehabt und nie für Ideale gekämpft, sie hätte entscheidende Schritte kaum vollzogen. Nicht der Pragmatismus, der Idealismus bringt die Menschheit voran! •
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