Im Angesicht der Ohnmacht
Die Überwindung von Seuchen stellte Gemeinschaften immer wieder auf ein neues Fundament. Ob uns das bei Corona auch gelingen wird? Ein Denkanstoß von Barbara Vinken.
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Barbara Vinken: „Die Aldilette ersetzt die Adilette“
Die Discounter Aldi und Lidl brachten jüngst eigene Modelinien auf den Markt, deren Shirts und Hoodies zwar günstig zu erstehen sind, aufgrund der limitierten Stückzahlen auf Ebay jedoch schon jetzt zu Spitzenpreisen gehandelt werden. Woher der Hype um die flächig bedruckten Stücke rührt, warum die Kollektionen modegeschichtlich keine Neuheit darstellen und was sie dennoch mit dem Ende der high fashion zu tun haben, erläutert die Literaturwissenschaftlerin und Modetheoretikerin Barbara Vinken.

Wer sind "Wir"?
Als Angela Merkel den Satz „Wir schaffen das!“ aussprach, tat sie dies, um die Deutschen zu einer anpackenden Willkommenskultur zu motivieren. Aber mit der Ankunft von einer Million Menschen aus einem anderen Kulturkreis stellt sich auch eine für Deutschland besonders heikle Frage: Wer sind wir eigentlich? Und vor allem: Wer wollen wir sein? Hört man genau hin, zeigt sich das kleine Wörtchen „wir“ als eine Art Monade, in der sich zentrale Motive zukünftigen Handelns spiegeln. Wir, die geistigen Kinder Kants, Goethes und Humboldts. Wir, die historisch tragisch verspätete Nation. Wir, das Tätervolk des Nationalsozialismus. Wir, die Wiedervereinigten einer friedlichen Revolution. Wir, die europäische Nation? Wo liegt der Kern künftiger Selbstbeschreibung und damit auch der Kern eines Integrationsideals? Taugt der Fundus deutscher Geschichte für eine robuste, reibungsfähige Leitkultur? Oder legt er nicht viel eher einen multikulturellen Ansatz nahe? Offene Fragen, die wir alle gemeinsam zu beantworten haben. Nur das eigentliche Ziel der Anstrengung lässt sich bereits klar benennen. Worin anders könnte es liegen, als dass mit diesem „wir“ dereinst auch ganz selbstverständlich „die anderen“ mitgemeint wären, und dieses kleine Wort also selbst im Munde führen wollten. Mit Impulsen von Gunter Gebauer, Tilman Borsche, Heinz Wismann, Barbara Vinken, Hans Ulrich Gumbrecht, Heinz Bude, Michael Hampe, Julian Nida-Rümelin, Paolo Flores d’Arcais.
Die Kunst der Einfachheit
Rückzug oder Geselligkeit: Welche Existenzform ist die einfachere? Sind wir nur auf dem Land authentisch und frei von Konkurrenzdruck? Oder sind die Raffinessen der Zivilisation die Voraussetzung für ein erfülltes Dasein? Barbara Vinken und Hilal Sezgin über schwierige Tiere, richtigen Konsum und wahren Luxus
Wer hat Angst vor Venus?
Wahre Schönheit ist alles andere als harmlos. In vielen Mythen bringt sie gar den Tod. Die Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken und der Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer über Medusa, Narziss und die Angst des Mannes vor der schönen Frau
Bridgerton-Prunk statt Schlabberlook
Viele Fans der Netflix-Serie Bridgerton kleiden sich in die prachtvollen Gewänder der dargestellten Regency-Epoche. Der Grund, so erläutert die Literaturwissenschaftlerin und Modehistorikerin Barbara Vinken, ist der aktuelle Überdruss am Homeoffice-Outfit.

Das Denken der Inuit im Angesicht des Klimawandels
In Kanada werden immer mehr Naturschutzgebiete von indigenen Gemeinschaften in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern verwaltet. Ein Gespräch mit der Inuit-Forscherin und Pädagogin Shirley Tagalik, die darin einen wichtigen Hebel im Kampf gegen den Klimawandel sieht.

Barbara Bleisch und Andrea Büchler: „Familie ist kein Naturereignis“
Welche Technologien dürfen wir nutzen auf dem Weg zum Wunschkind? Sollte Leihmutterschaft erlaubt sein? Barbara Bleisch und Andrea Büchler erörtern die ethischen und rechtlichen Herausforderungen der Reproduktionsmedizin – und sprechen sich klar gegen Verbote aus.

Judith Butler und die Gender-Frage
Nichts scheint natürlicher als die Aufteilung der Menschen in zwei Geschlechter. Es gibt Männer und es gibt Frauen, wie sich, so die gängige Auffassung, an biologischen Merkmalen, aber auch an geschlechtsspezifischen Eigenschaften unschwer erkennen lässt. Diese vermeintliche Gewissheit wird durch Judith Butlers poststrukturalistische Geschlechtertheorie fundamental erschüttert. Nicht nur das soziale Geschlecht (gender), sondern auch das biologische Geschlecht (sex) ist für Butler ein Effekt von Machtdiskursen. Die Fortpf lanzungsorgane zur „natürlichen“ Grundlage der Geschlechterdifferenz zu erklären, sei immer schon Teil der „heterosexuellen Matrix“, so die amerikanische Philosophin in ihrem grundlegenden Werk „Das Unbehagen der Geschlechter“, das in den USA vor 25 Jahren erstmals veröffentlicht wurde. Seine visionäre Kraft scheint sich gerade heute zu bewahrheiten. So hat der Bundesrat kürzlich einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der eine vollständige rechtliche Gleichstellung verheirateter homosexueller Paare vorsieht. Eine Entscheidung des Bundestags wird mit Spannung erwartet. Welche Rolle also wird die Biologie zukünftig noch spielen? Oder hat, wer so fragt, die Pointe Butlers schon missverstanden?
Camille Froidevaux-Metteries Essay hilft, Judith Butlers schwer zugängliches Werk zu verstehen. In ihm schlägt Butler nichts Geringeres vor als eine neue Weise, das Subjekt zu denken. Im Vorwort zum Beiheft beleuchtet Jeanne Burgart Goutal die Missverständnisse, die Butlers berühmte Abhandlung „Das Unbehagen der Geschlechter“ hervorgerufen hat.