Direkt zum Inhalt
Menu Top
    PhiloMag + Hefte kaufen Abonnieren
Navigation principale
  • Startseite
  • Impulse
  • Essays
  • Dossiers
  • Gespräche
  • Hefte
  • Sonderausgaben
  • Begriffslexikon
  • Bücher
rechercher
Suchen
Menu du compte de l'utilisateur
    PhiloMag + Hefte kaufen Abonnieren
Navigation principale
  • Startseite
  • Impulse
  • Essays
  • Dossiers
  • Gespräche
  • Hefte
  • Sonderausgaben
  • Begriffslexikon
  • Bücher

Bild: Elia Pellegrini (Unsplash)

Interview

Jochen Hörisch: „Die Hände sind die Gegenspieler des Gehirns“

Jochen Hörisch, im Interview mit Dominik Erhard veröffentlicht am 06 Februar 2021 6 min

Mit keinem anderen Körperteil erfahren wir die Welt so detailliert wie mit der Hand. Der Literatur- und Medienwissenschaftler Jochen Hörisch hat ihr nun ein Buch gewidmet und erläutert im Gespräch, warum wir in „handvergessenen Zeiten“ leben und was wir tatsächlich meinen, wenn wir von „der unsichtbaren Hand des Marktes“ sprechen.

 

Herr Hörisch, wir leben in „handvergessenen Zeiten“. Diese These vertreten Sie in Ihrem jüngst erschienenen Buch Hände. Eine Kulturgeschichte. Was meinen Sie damit?

Wer mit wachen Augen durch die Welt geht, stellt fest, dass wir den verschiedensten Körperteilen große Aufmerksamkeit schenken. Dem Hirn als dem „Sitz der Persönlichkeit“, der Lunge, weil es aktuell ein besonders gefährdetes Organ ist oder dem Darm, weil viele glauben, dass ihr Wohlbefinden maßgeblich von diesem abhängt. Den Händen und ihren vielfältigen Fähigkeiten allerdings wird immer weniger Beachtung zuteil. Denken wir nur an die Abwertung zahlreicher manueller Kulturtechniken, die übrigens im wahrsten Sinne des Wortes solche sind, denn „Manus“ ist Lateinisch für „Hand“, wie der Handschrift, dem Spielen eines Musikinstruments oder dem Nähen.

Allerdings greifen wir doch mehrmals am Tag nach unserem Smartphone. Hierbei spielt die Hand eine ganz bedeutende Rolle, oder?

Im ersten Moment mag das so scheinen, doch sehen wir genauer hin: Wir bedienen unsere Mobiltelefone nicht mit der Hand, sondern mit unseren Fingern. Demnach ist es auch ganz richtig, dass wir die Gegenwart als „digitales Zeitalter“ bezeichnen. „Digitus“ ist das lateinische Wort für Finger. Wir leben also im Zeitalter des Fingers, nicht der Hand.

Sie werten es als Verlust, dass wir uns mit dem Finger begnügen, wo uns unsere menschliche Natur uns doch die ganze Hand reicht?

Ich möchte nicht zu kulturpessimistisch klingen, glaube aber tatsächlich, dass wir uns um einen wichtigen Teil unserer Welterfahrung bringen, wenn wir diese überwiegend durch tippen und wischen ansteuern. Die Berührung scheint mir doch zentral für komplexe Sachverhalte zu sein. Nicht zuletzt zeigt sich das auch anhand vieler politischer Vokabeln, die besonders in meiner Jugend wichtig waren. Ich bin gewissermaßen ein nachgeborener Alt­acht­und­sech­zi­ger und damals ging es viel um „Emanzipation“ und „Manipulation“. Beides sind Begriffe, die sich von der Hand herleiten. Einmal befreit man sich aus der Hand eines anderen und einmal geht es um die Beeinflussung durch die Hände anderer.

Dabei finden sich Handmetaphern im politischen Diskurs schon eine ganze Weile.

An der Verwendung von Handmetaphern ließen sich schon immer ganze Weltbilder ablesen. Sehr früh findet sich beispielsweise die „Hand Gottes“, die die Menschen wie Figuren auf einem Schachbrett anordnet und die Geschicke ihres Lebens lenkt. Später spricht Adam Smith über die „unsichtbare Hand des Marktes“, die seiner Meinung nach den Markt regelt und Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht hält. Eine Metapher, die heute höchst umstritten ist, an der aber noch immer viele festhalten – selbst, wenn sie es nicht zugeben wollen. Aber auch in der Literatur und im Recht spielt die Hand eine zentrale Rolle. Denken Sie an die Frage Fausts, nach dem, was „die Welt im Innersten zusammenhält“. Dieses Zusammengehaltenwerden setzt eine Hand voraus. Und wie sehr Hände im Recht eine Rolle spielen, sehen wir an der Redeweise über die private und die öffentliche Hand. Besonders jetzt in der Krise, in der private Unternehmen die Hand aufhalten, damit ihnen die öffentliche finanziell durch diese Zeit helfen kann.

Wenn Sie die Linie von der Hand Gottes über die unsichtbare Hand des Marktes bis hin zur privaten und öffentlichen Hand nachzeichnen, klingt es fast so, als würden wir im Laufe der Geschichte über immer konkretere, immer weltlichere Hände sprechen. Stimmt das?

Das würde ich anders sehen, denn das Erstaunliche im Hinblick auf die Hand Gottes oder die unsichtbare Hand des Marktes ist ja, dass hier das ultimativ handgreifliche Körperteil in die Sphäre des Metaphorischen, ja gerade des nicht mehr Greifbaren übersetzt wird. Die Hand wird ins Metaphysische verschoben. Ich habe Gott die Hand noch nicht geschüttelt und die unsichtbare Hand in Frankfurt noch nie gesehen. Um es also ganz klar zu sagen: Die Hand steht für das Handgreifliche, das Taktile, das Haptische und eignet sich deshalb besonders gut, um an sich ungreifbare, abstrakte Konzepte verständlich zu illustrieren. Die Hand Gottes waltet in dieser Logik klüger als wir es je könnten, wie auch die Hand des Marktes, so zumindest die Annahme. Wenn man sich das klar macht, ist es von dem Erdbeben von Lissabon, das damals als Strafe Gottes gesehen wurde bis zum „Beben an den Finanzmärkten“ nicht mehr weit.

Hinter vielen Handmetaphern verbergen sich also metaphysische Annahmen?

Aus einer ideologiekritischen Perspektive ist es sehr schlau, dass die Hand als Inbegriff eines gesunden Realismus metaphysisch übersetzt wird. Im Glauben an eine unsichtbare Hand des Marktes oder einer irgendwie abstrakt verfassten öffentlichen Hand zeigt sich, dass wir die Metaphysik doch noch nicht los sind. Ganz im Gegenteil, wir glauben noch immer an solche Super-Subjekte, die uns kleinen irdischen Subjekten absolut überlegen sind. 

Erklärt das auch, warum wir die unsichtbare Hand als Vorstellung nicht loslassen wollen, obwohl Fälle wie GameStop oder der Wirecard-Skandal diese Sichtweise praktisch ad absurdum führen?

Ja, es gibt einen guten Grund, warum wir nicht vom Ohr oder vom Auge des Marktes sprechen und früher eben von der Hand und nicht dem Tastsinn Gottes die Rede war. Es braucht diese ausführende Komponente, ohne die uns diese Konzepte zu wenig fassbar erscheinen. Einer, der das sehr deutlich gesehen hat, war übrigens Goethe.

Inwiefern?

Zunächst einmal war der Goethe ein totaler Handfetischist. Werther schwärmt von Lottes Händen, während sie Brot für ihre Geschwister schneidet, Götz von Berlichingens Handprothese spricht für sich und seinen Faust lässt er das Johannes-Evangelium mit einem bedeutenden Twist übersetzten. Denn bei Faust steht am Anfang nicht das Wort, sondern die Tat. Etwas also, das nur die Hand ausführen kann.
 
Lassen Sie uns auf die Philosophie zu sprechen kommen, deren Geschichte man auch als ein permanentes Hadern mit der Vertrauenswürdigkeit der eigenen Sinne erzählen kann. Welche Rolle kommt den Händen zu, wenn es um die Liebe zur Weisheit geht?

Wenn man die westliche Philosophie mit Platon beginnen lassen will, muss man von Anfang an eine Abwertung der Hände feststellen. In Platons speziellem Fall lag das sicher auch daran, dass er aus hohem Hause kam und es für einen Mann seines Standes keine Option war, händische Arbeit zu verrichten. Dafür hatte man Sklaven.

Und in späteren Jahrhunderten?

Bei vielen kanonischen Denkern findet sich sehr wenig zur Hand. Kant beispielsweise spart sie fast vollkommen aus. Aber auch sehr materialistische Denker wie Ludwig Feuerbach oder sensible Philosophen wie Friedrich Nietzsche widmen ihr nur sehr wenige Seiten. Auch im 20. Jahrhundert bei Theodor W. Adorno oder Ludwig Wittgenstein – praktisch nichts. Eine große Ausnahme stellt allerdings Martin Heidegger dar, der praktisch mit der Hand philosophierte, was sich schon in seinen Begriffen zeigt. Die „Zuhandenheit“, die „Vorhandenheit“, das „Zeug“. Allerdings hat diese Faszination bei ihm auch eine dunkle Seite. Als er einmal bei dem Philosophen Karl Jaspers zu Gast war, soll dieser ihn gefragt haben: „Wie soll ein so ungebildeter Mensch wie Hitler Deutschland regieren?" Woraufhin Heidegger wohl geantwortet hat: „Sehen Sie nur seine wunderbaren Hände an!“ Wobei ich sagen muss, dass das absolute Durchschnittshände waren.
 
Sie zitieren im Buch auch eine Passage aus Jean-Paul Sartres Der Ekel, in der er seine tiefe Befremdung darüber zum Ausdruck bringt, dass diese Hand vor ihm auf dem Tisch zu ihm gehört, wo sie doch gewissermaßen selbst zu leben scheint. 

Ich glaube, dass wir dieses Gefühl alle auf die eine oder die andere Weise kennen. Zumindest sind uns allen Formulierungen wie „Mir ist die Hand ausgerutscht“ geläufig. Wir haben ein intuitives Wissen davon, dass die Hand sich verselbständigen kann. Im Negativen, allerdings auch im Positiven.

Sie denken an künstlerische Tätigkeiten?

Unter anderem, ja. Viele Künstler sprechen davon, dass sie nicht genau wissen, was ihre Hände tun, wenn wir malen oder eine Sonate auf der Geige spielen. Oder denken sie an erotische Momente. Da wissen die Hände von sich aus, wohin sie wollen. Es gibt auch in der Neurowissenschaft zahlreiche Belege dafür, dass unsere Hände mal gespenstische, mal freundliche Gegenspieler unseres Hirns sind. Dementsprechend würde ich nicht nur von einer Extremität des Körpers, sondern auch von einer Exzentrizität des Körpers sprechen, der wir uns wieder mehr widmen sollten – besonders, wenn wir Menschen wieder umarmen dürfen und die Haptik wieder in unser Leben tritt.•


Jochen Hörisch war Professor für Neuere Germanistik und Medienanalyse an der Universität Mannheim. Sein aktuelles Buch „Hände - Eine Kulturgeschichte“ erschien jüngst bei Hanser.
 

  • Email
  • Facebook
  • Linkedin
  • Twitter
  • Whatsapp
Anzeige

Weitere Artikel

Artikel
8 min

Henri Bergson und das Gedächtnis

Frédéric Worms 01 Februar 2016

Das Gedächtnis ist der Ort, an dem Erinnerungen gespeichert werden, sagt man. Also muss es sich doch in irgendeinem Winkel unseres Gehirns befinden – so das verbreitete Vorurteil im Zeitalter bildgebender Verfahren. Mit Bergson hingegen lässt sich verstehen, dass das Gedächtnis mehr ist als ein Erinnerungsspeicher: Es ist mit der ganzen Persönlichkeit verbunden. 
Frédéric Worms führt uns durch die verschiedenen Schichten des Bergson’schen Gedächtnisses und zeigt, dass jede unserer Erinnerungen für unsere gesamte individuelle Geschichte relevant ist. Doch warum erinnern wir uns dann nicht an alles? Im Beiheft erklärt Élie During dieses Paradox mit der Rolle des Hirnmechanismus: Das Hirn lässt Erinnerungen in der Versenkung verschwinden, die gerade den Reichtum unseres Geisteslebens ausmachen. Doch dieser Schatz ist nicht verloren. Bergson zufolge können wir die versunkenen Erinnerungen in der Tiefe unseres Gedächtnisses wiederfinden.


Artikel
2 min

Das Ende des Liberalismus

04 Dezember 2019

Unternehmen wie Google und Amazon gefährden die Freiheit der Märkte, weil sie selbst zu Märkten geworden sind.

Das Ende des Liberalismus

Artikel
6 min

Epikur - Lust aufs Leben

Marion Rousset 15 Februar 2014

Er wurde von seinen Zeitgenossen als Vielfraß und Sittenstrolch verleumdet. Der griechische Philosoph Epikur (341–270 v. Chr.) stellte den menschlichen Leib ins Zentrum seines Denkens und formulierte ausgehend von dessen zentralen Bedürfnissen eine Philosophie des guten Lebens. Gefangen zwischen Lust und Schmerz, endlicher Existenz und unendlichem Streben, sucht der Mensch sein Lebensglück. Anders als für seine philosophischen Gegenspieler der Stoa, findet Epikur das Glück in einer offenen Anerkennung der eigenen Bedürfnisse und Triebe. Fern eines oberflächlichen Luststrebens weist Epikur damit den Weg zu einer sorgsamen Pflege des Selbst, die auch direkt körperliche und sinnliche Aspekte unserer Existenz miteinschließt. Eine philosophische Provokation, die bis heute kaum etwas von ihrer Sprengkraft eingebüßt hat


Artikel
13 min

Wer sind "Wir"?

01 Februar 2016

Als Angela Merkel den Satz „Wir schaffen das!“ aussprach, tat sie dies, um die Deutschen zu einer anpackenden Willkommenskultur zu motivieren. Aber mit der Ankunft von einer Million Menschen aus einem anderen Kulturkreis stellt sich auch eine für Deutschland besonders heikle Frage: Wer sind wir eigentlich? Und vor allem: Wer wollen wir sein? Hört man genau hin, zeigt sich das kleine Wörtchen „wir“ als eine Art Monade, in der sich zentrale Motive zukünftigen Handelns spiegeln. Wir, die geistigen Kinder Kants, Goethes und Humboldts. Wir, die historisch tragisch verspätete Nation. Wir, das Tätervolk des Nationalsozialismus. Wir, die Wiedervereinigten einer friedlichen Revolution. Wir, die europäische Nation? Wo liegt der Kern künftiger Selbstbeschreibung und damit auch der Kern eines Integrationsideals? Taugt der Fundus deutscher Geschichte für eine robuste, reibungsfähige Leitkultur? Oder legt er nicht viel eher einen multikulturellen Ansatz nahe? Offene Fragen, die wir alle gemeinsam zu beantworten haben. Nur das eigentliche Ziel der Anstrengung lässt sich bereits klar benennen. Worin anders könnte es liegen, als dass mit diesem „wir“ dereinst auch ganz selbstverständlich „die anderen“ mitgemeint wären, und dieses kleine Wort also selbst im Munde führen wollten. Mit Impulsen von Gunter Gebauer, Tilman Borsche, Heinz Wismann, Barbara Vinken, Hans Ulrich Gumbrecht, Heinz Bude, Michael Hampe, Julian Nida-Rümelin, Paolo Flores d’Arcais.

 


Gespräch
13 min

Imre Kertész: "Denken ist eine Kunst, die den Menschen übersteigt"

Alexandre Lacroix 01 April 2016

Die Redaktion des Philosophie Magazin trauert um Imre Kertész. In Gedenken an den ungarischen Schriftsteller veröffentlichen wir ein Interview mit ihm aus dem Jahr 2013.
—
Nietzsche, Wittgenstein, Camus – es war die Philosophie, die Imre Kertész den Weg zur Literatur wies. Der ungarische Nobelpreisträger blickte in seinem, wie er selbst vermutete, „letzten Interview“ zurück auf ein Leben, das sich weder durch Konzentrationslager noch die kommunistische Zensur zum Schweigen verdammen ließ.

„Wissen Sie, ich habe viel über Ihre Fragen nachgedacht“, sagte Imre Kertész gleich zu Beginn, als er uns in seiner Wohnung in Buda, einem Stadtteil von Budapest, empfing. „Mir liegt daran, mit Ihnen ein schönes Interview zu führen, weil es vermutlich mein letztes sein wird.“ Dieser testamentarische Satz könnte makaber wirken, aber im Gegenteil: Seiner kurzatmigen Stimme zum Trotz leuchtet es in seinen Augen lebhaft und verschmitzt. Seit gut einem Jahrzehnt kämpft Kertész mit der Parkinsonkrankheit, Ursache zahlloser Schmerzen und Schwierigkeiten, von denen seine veröffentlichten Tagebücher berichten. Diese Krankheit zwang ihn, 2012 offiziell das Schreiben aufzugeben, und lässt ihm täglich nur wenige kurze Momente der Ruhe.

Es ist schwer, nicht gerührt zu sein bei der Begegnung mit diesem so geprüften und zugleich so zäh durchhaltenden Menschen, der unentwegt über die Paradoxa des Daseins als „Überlebender“ nachgesonnen hat. Imre Kertész wurde 1929 geboren. 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert, dann nach Buchenwald gebracht, wo er 1945 die Befreiung des Lagers erlebte. Den wesentlichen Teil seines Lebens hat er daraufhin unter dem kommunistischen Regime in Ungarn verbracht. Kertész begann Mitte der fünfziger Jahre zu schreiben. Zugleich toleriert vom Regime und sorgsam ferngehalten von der Öffentlichkeit, veröffentlichte er in äußerst überschaubaren Auflagen und kühl aufgenommen von der offiziellen Kritik Meisterwerke wie „Roman eines Schicksallosen“ oder „Der Spurensucher“. Erst mit dem Zusammenbruch des Ostblocks wurden seine Werke in aller Welt übersetzt und fanden internationale Anerkennung, gekrönt vom Literaturnobelpreis im Jahr 2002.
Wenn es eine weniger bekannte Dimension seiner Existenz gibt, dann ist es das Verhältnis des Schriftstellers zur Philosophie. Aus Leidenschaft, doch auch, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, übersetzte Imre Kertész zahlreiche deutsche Philosophen vom Deutschen ins Ungarische, unter ihnen Friedrich Nietzsche und Ludwig Wittgenstein. Die Lektüre dieser Autoren sowie die von Albert Camus und Jean-Paul Sartre hat unentwegt sein Werk genährt. Vor allem aus dem Wunsch heraus, sich über seine – intensive und beständige – Beziehung zur Philosophie zu äußern, stimmte Kertész unserer Interviewanfrage zu.

Imre Kertész: "Denken ist eine Kunst, die den Menschen übersteigt"

Gespräch
8 min

Gerd Kempermann: „Die allermeisten Gedanken können ergangen werden“

Gerd Kempermann 24 November 2020

Wenn Philosophen in Säulenhallen lustwandeln oder auf einsamen Waldspaziergängen dem Gang der Welt nachgrübeln, dann kann der Neurowissenschaftler Gerd Kempermann das erklären: Gehen ist dem Denken zuträglich, weil Gehirne überhaupt erst im Zusammenhang mit der Bewegung entstanden sind.

Gerd Kempermann: „Die allermeisten Gedanken können ergangen werden“

Gespräch
6 min

Marcus S. Kleiner: „Wenn mein Buchhändler sich wie diese Algorithmen verhielte, würde ich ihn anzeigen“

Dominik Erhard 16 Oktober 2020

Für viele ist nichts entspannender als ein Abend vor Netflix. In seinem jüngst erschienenen Buch Streamland argumentiert der Medienwissenschaftler Marcus S. Kleiner jedoch: Für die willkommene Ablenkung zahlen wir einen hohen Preis. Denn die algorithmisch generierten und persönlich zugeschnittenen Empfehlungen veränderten unser Verhalten weit über den Bildschirmrand hinaus. Warum Netflix und Co. das Erbe der Aufklärung gefährden und welche Schritte dennoch aus einer On-demand-Gesellschaft führen könnten, erläutert der Autor im Interview.

 Marcus S. Kleiner: „Wenn mein Buchhändler sich wie diese Algorithmen verhielte, würde ich ihn anzeigen“

Artikel
7 min

Das Ideal der Intensität

Nils Markwardt 01 Dezember 2019

Man kennt es aus Filmen und Romanen: Die Frage nach dem Lohn des Lebens stellt sich typischerweise erst im Rückblick. Als Abrechnung mit sich selbst und der Welt. Wenn das Dasein noch mal vor dem inneren Auge vorbeifliegt, wird biografisch Bilanz gezogen: Hat es sich gelohnt? War es das wert? Würde man alles wieder so machen? Dabei läge es viel näher, die Frage, wofür es sich zu leben lohnt, nicht so lange aufzuschieben, bis es zu spät ist, sondern sie zum Gradmesser von Gegenwart und Zukunft zu machen. Zum einen, weil sie so gegen spätere Reuegefühle imprägniert. Wer sich darüber im Klaren ist, was das Leben wirklich lebenswert macht, wird gegenüber dem melancholischen Konjunktiv des „Hätte ich mal …“ zumindest ein wenig wetterfest. Zum anderen ist die Frage als solche viel dringlicher geworden: In dem Maße, wie traditionelle Bindungssysteme an Einfluss verloren haben, also etwa die Bedeutung von Religion, Nation und Familie geschwunden ist, hat sich der persönliche Sinndruck enorm erhöht. Wofür lohnt es sich, morgens aufzustehen, ja, die Mühen des Lebens überhaupt auf sich zu nehmen? Was genau ist es, das einem auch in schwierigen Zeiten Halt verleiht? Und am Ende wirklich zählt – gezählt haben wird?


Anzeige
Hier für unseren Newsletter anmelden!

In einer Woche kann eine ganze Menge passieren. Behalten Sie den Überblick und abonnieren Sie unseren Newsletter „Denkanstöße“. Zweimal in der Woche bekommen Sie die wichtigsten Impulse direkt in Ihre Inbox.


(Datenschutzhinweise)

Jetzt anmelden!

Auch lesenswert

Bei den Makaken regelt's der Markt
Bei den Makaken regelt's der Markt
Von Nicolas Tenaillon
Januar 2021
Umberto Eco im Gespräch: "Die Sprache ist eine permanente Revolution"
Umberto Eco im Gespräch: "Die Sprache ist eine permanente Revolution"
Von Martin Legros
Februar 2016
Die Städte der Anderen
Von Nils Markwardt
April 2015

Fils d'ariane

  1. Zur Startseite
  2. Artikel
  3. Jochen Hörisch: „Die Hände sind die Gegenspieler des Gehirns“
Philosophie Magazine Nr.Nr. 56 - Januar 2021
Philosophie magazine : les grands philosophes, la préparation au bac philo, la pensée contemporaine
Feb./März 2021 Nr. 56
Online Vorschau
Philosophie magazine : les grands philosophes, la préparation au bac philo, la pensée contemporaine
Soziale Netzwerke
  • Facebook
  • Instagram
  • Twitter
Rechtliches
  • Datenschutzerklärung
  • Impressum
In den Medien
Visionen – eine Gefahr für die Freiheit?
Philosophie Magazin
  • Über uns
  • Unsere App
  • PhiloMag+ Hilfe
  • Abonnieren

Die Ideen hinter den Nachrichten als Newsletter

Hier anmelden!