Peter Sloterdijk: „Man muss inmitten des Unlebbaren Inseln der Lebbarkeit schaffen“
Wie hält man es im Unendlichen aus? Und wie meistert man die schwindende Zeit? Wir haben mit Peter Sloterdijk über die Grundzüge seines Denkens gesprochen: über Monster der Erkenntnis, die Poesie des Denkens und sein Leben als Schatzsammler.
Herr Sloterdijk, Sie haben einmal gesagt, dass Sie sich noch unverstanden fühlen. Was ist Ihren Interpreten entgangen?
Dass ich mich in der eigentlichen Gigantomanie der europäischen Philosophie noch gar nicht erklärt habe. Warum? Weil mir selbst noch nicht ganz klar ist, welche Stellung ich beziehe. Und ich habe wohl nicht mehr sehr viel Zeit, um für Klarheit zu sorgen.
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Der Atmosoph
Wie können wir es im Unendlichen aushalten? Indem wir es bewohnbar machen, so Peter Sloterdijk. Sein philosophisches Werk widmet sich dem Kleinen, Feinen und Fragilen, beseelten Räumen und gesellschaftlichen Stimmungen. Ein Besuch in Charlottenburg.
Wie schaffen wir das?
Eine Million Flüchtlinge warten derzeit in erzwungener Passivität auf ihre Verfahren, auf ein Weiter, auf eine Zukunft. Die Tristheit und Unübersichtlichkeit dieser Situation lässt uns in defensiver Manier von einer „Flüchtlingskrise“ sprechen. Der Begriff der Krise, aus dem Griechischen stammend, bezeichnet den Höhepunkt einer gefährlichen Lage mit offenem Ausgang – und so steckt in ihm auch die Möglichkeit zur positiven Wendung. Sind die größtenteils jungen Menschen, die hier ein neues Leben beginnen, nicht in der Tat auch ein Glücksfall für unsere hilf los überalterte Gesellschaft? Anstatt weiter angstvoll zu fragen, ob wir es schaffen, könnte es in einer zukunftszugewandten Debatte vielmehr darum gehen, wie wir es schaffen. Was ist der Schlüssel für gelungene Integration: die Sprache, die Arbeit, ein neues Zuhause? Wie können wir die Menschen, die zu uns gekommen sind, einbinden in die Gestaltung unseres Zusammenlebens? In welcher Weise werden wir uns gegenseitig ändern, formen, inspirieren? Was müssen wir, was die Aufgenommenen leisten? Wie lässt sich Neid auf jene verhindern, die unsere Hilfe derzeit noch brauchen? Und wo liegen die Grenzen der Toleranz? Mit Impulsen von Rupert Neudeck, Rainer Forst, Souleymane Bachir Diagne, Susan Neiman, Robert Pfaller, Lamya Kaddor, Harald Welzer, Claus Leggewie und Fritz Breithaupt.
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