Florian Rötzer: „Erst die Heimlichkeit des Heims macht uns zu modernen Menschen“
Dass Sein und Wohnen zusammenhängen, dürfte vielen seit dem Beginn der Pandemie noch deutlicher geworden sein. Im Gespräch erläutert der Philosoph Florian Rötzer, was eine denkfreundliche Umgebung ist, wie ein hygienisches Bewusstsein Einzug in unsere vier Wände hielt und warum private Räume immer mehr zum Cockpit werden.
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Florian Schroeder: „Wir müssen den Täter in uns wahrnehmen“
Die Fronten zwischen rechts und links scheinen sich immer noch weiter zu verhärten. In seinem neuen Buch Schluss mit der Meinungsfreiheit! schlägt der Kabarettist Florian Schroeder die Lektüre Hegels als Gegenmittel zum Lagerdenken vor und verrät, worin er heute die Aufgabe der Satire sieht.

Die neue Ausgabe: Was macht uns resilient?
Gewappnet ins Neue Jahr starten: Das dürfte wohl der Wunsch von vielen sein nach einem so verstörenden 2020, das einmal mehr gezeigt hat: Es gibt keinen Rundumschutz gegen Krisen. Umso drängender ist zu fragen, worin das Geheimnis der Resilienz besteht: Stabilisation – Transformation – Reduktion? Wir präsentieren Ihnen ein Dossier für die Zukunft!
Sehen Sie sich hier die Videovorstellung der neuen Ausgabe an und werfen Sie einen Blick auf unsere umfangreiche Heftvorschau!

Das Leben als Brettspiel
Seit dem Beginn der Corona-Pandemie sind viele Alltagssituationen auf Effizienz getrimmt: Markierungen auf dem Fußboden weisen den Weg, der Aufenthalt in öffentlichen Räumen soll aufs Nötigste beschränkt werden. Das ist vernünftig, wird damit doch das Virus eingedämmt. Auf Dauer brächte solch eine Durchreglementierung jedoch auch Nachteile – selbst für die Effizienz.

Einbruch des Realen
Warum hielten trotz jahrelanger Drohungen so viele eine russische Invasion der Ukraine für unwahrscheinlich? Weil wir alternative Szenarien bevorzugen, um dem Realen zu entfliehen, meint Alexandre Lacroix, Chefredakteur des französischen Philosophie Magazine. Zeit, das Undenkbare anzunehmen.

Christian Neuhäuser: „Wenn wir extremen Reichtum verbieten, steigern wir das Innovationspotenzial“
Einem Oxfam-Bericht zufolge ist das Vermögen der zehn reichsten Menschen der Welt seit Beginn der Pandemie um eine halbe Billion Dollar gewachsen. Das ist mehr als genug, um Impfstoffe für die Weltbevölkerung bereitzustellen. Im Interview argumentiert der Philosoph Christian Neuhäuser, warum Reichtum dieses Ausmaßes abgeschafft werden sollte.

Und woran zweifelst du?
Wahrscheinlich geht es Ihnen derzeit ähnlich. Fast täglich muss ich mir aufs Neue eingestehen, wie viel Falsches ich die letzten Jahre für wahr und absolut unumstößlich gehalten habe. Und wie zweifelhaft mir deshalb nun alle Annahmen geworden sind, die auf diesem Fundament aufbauten. Niemand, dessen Urteilskraft ich traute, hat den Brexit ernsthaft für möglich gehalten. Niemand die Wahl Donald Trumps. Und hätte mir ein kundiger Freund vor nur zwei Jahren prophezeit, dass im Frühjahr 2017 der Fortbestand der USA als liberaler Rechtsstaat ebenso ernsthaft infrage steht wie die Zukunft der EU, ich hätte ihn als unheilbaren Apokalyptiker belächelt. Auf die Frage, woran ich derzeit am meisten zweifle, vermag ich deshalb nur eine ehrliche Antwort zu geben: Ich zweifle an mir selbst. Nicht zuletzt frage ich mich, ob die wundersam stabile Weltordnung, in der ich als Westeuropäer meine gesamte bisherige Lebenszeit verbringen durfte, sich nicht nur als kurze Traumepisode erweisen könnte, aus der wir nun alle gemeinsam schmerzhaft erwachen müssen. Es sind Zweifel, die mich tief verunsichern. Nur allzu gern wüsste ich sie durch eindeutige Fakten, klärende Methoden oder auch nur glaubhafte Verheißungen zu befrieden.
Das Ideal der Intensität
Man kennt es aus Filmen und Romanen: Die Frage nach dem Lohn des Lebens stellt sich typischerweise erst im Rückblick. Als Abrechnung mit sich selbst und der Welt. Wenn das Dasein noch mal vor dem inneren Auge vorbeifliegt, wird biografisch Bilanz gezogen: Hat es sich gelohnt? War es das wert? Würde man alles wieder so machen? Dabei läge es viel näher, die Frage, wofür es sich zu leben lohnt, nicht so lange aufzuschieben, bis es zu spät ist, sondern sie zum Gradmesser von Gegenwart und Zukunft zu machen. Zum einen, weil sie so gegen spätere Reuegefühle imprägniert. Wer sich darüber im Klaren ist, was das Leben wirklich lebenswert macht, wird gegenüber dem melancholischen Konjunktiv des „Hätte ich mal …“ zumindest ein wenig wetterfest. Zum anderen ist die Frage als solche viel dringlicher geworden: In dem Maße, wie traditionelle Bindungssysteme an Einfluss verloren haben, also etwa die Bedeutung von Religion, Nation und Familie geschwunden ist, hat sich der persönliche Sinndruck enorm erhöht. Wofür lohnt es sich, morgens aufzustehen, ja, die Mühen des Lebens überhaupt auf sich zu nehmen? Was genau ist es, das einem auch in schwierigen Zeiten Halt verleiht? Und am Ende wirklich zählt – gezählt haben wird?
Eine Tür, die immer offen steht
Anders als viele Philosophen vor und nach ihnen hielten die Stoiker den Freitod für ein moralisches Grundrecht. Was hätten sie zur modernen Sterbehilfedebatte zu sagen gehabt?