Direkt zum Inhalt
Menu Top
    Anmelden Hefte kaufen Abonnieren
Navigation principale
  • Startseite
  • Impulse
  • Essays
  • Dossiers
  • Gespräche
  • Hefte
  • Sonderausgaben
  • Philosophen
  • Begriffslexikon
  • Bücher
rechercher
 Philosophie Magazin - Impulse für ein freieres Leben
Menu du compte de l'utilisateur
    Anmelden Hefte kaufen Abonnieren
Navigation principale
  • Startseite
  • Impulse
  • Essays
  • Dossiers
  • Gespräche
  • Hefte
  • Sonderausgaben
  • Philosophen
  • Begriffslexikon
  • Bücher
Tag - Body
Tag - Body

Bild: ARCHIVIO GBB Contrasto/laif

Klassiker

Simone Weil: Das Leid der anderen

Octave Larmagnac-Matheron veröffentlicht am 18 Oktober 2019 3 min

In ihrem Lebensvollzug war Simone Weil radikal und setzte sich einer selbst gewählten Entwurzelung aus. In ihrer Philosophie befasst sie sich hingegen intensiv mit dem Bedürfnis nach Wurzeln.

 

Simone Weil wird am 3. Februar 1909 in Paris geboren. Ihre Familie ist jüdisch, praktiziert den Glauben jedoch nicht: „ich [bin] bei meinen Eltern und meinem Bruder in völligem Agnostizismus aufgewachsen“. Früh schon zeigt sie tiefes Mitgefühl für menschliches Leid: Sie ist gerade erst fünf Jahre alt, als sie sich mitten im Ersten Weltkrieg weigert, das kleinste Stück Zucker zu essen, um ihre Ration den Soldaten an der Front zu schicken.

Nach dem Abitur bereitet sie sich drei Jahre lang am Lycée Henri-IV für die Aufnahme an die École normale supérieure vor. Zu dieser Zeit ist Émile Chartier ihr Philosophielehrer. Später während des Studiums für die Lehrerlaufbahn begegnet sie bekanntlich auch Simone de Beauvoir an der Sorbonne: „Eine große Hungersnot hatte China heimgesucht, und man hatte mir erzählt, dass sie bei Bekanntgabe dieser Nachricht in Schluchzen ausgebrochen sei: Diese Tränen zwangen mir noch mehr Achtung für sie ab als ihre Begabung für Philosophie. Ich beneidete sie um ein Herz, das imstande war, für den ganzen Erdkreis zu schlagen.“ Mit der Lehrerzulassung in der Tasche beginnt sie in Puy-en-Velay zu unterrichten. Sie kritisiert sowohl den Stalinismus als auch den Nationalsozialismus und steht der Arbeiterbewegung nahe, wie ihre Schrift Über die Ursachen von Freiheit und gesellschaftlicher Unterdrückung (1934) zeigt.

 

Schwerkraft und Gnade

 

Im Winter 1932 nimmt sie am Streik der Arbeiter in Puy teil und beschließt, wie die Streikenden von nur 5 Francs am Tag zu leben. Noch weiter geht sie in ihrer Verbundenheit mit menschlichem Leid, als sie zwischen 1934 und 1935 entscheidet, voll und ganz als Arbeiterin zu leben. Sie erfährt die Fabrikarbeit am eigenen Leib: „Das Unglück ist ein Mechanismus, der die Seele zermalmt; der Mensch wird dabei wie ein Arbeiter von den Zähnen einer Maschine erfasst. Es bleibt nur etwas Zerrissenes, Blutiges.“ Der zermürbende Rhythmus der Maschinen und ihre prekäre Gesundheit lassen eine Weiterarbeit nicht zu.

Obwohl sie eine engagierte Pazifistin ist, beschließt sie am Spanienkrieg teilzunehmen, der 1936 ausbricht. „Ich mag den Krieg nicht, aber was ich im Krieg immer am schrecklichsten fand, ist die Situation derer, die sich im Hinterland befinden und über etwas schwatzen, von dem sie keine Ahnung haben.“ Drei Jahre später erscheint ihr Aufsatz Die Ilias oder das Poem der Gewalt. Die Erfahrungen des Leids prägen sie tief. Während ihrer Zeit in der Fabrik ist ihr „das Unglück der anderen in Fleisch und Seele eingedrungen“. Ihr Denken nimmt pessimistische Züge an, sie hat ein gewisses Misstrauen gegenüber dem Rationalismus. Nach einer mystischen Erfahrung wendet sie sich dem Christentum zu, der „Religion der Sklaven“ – ohne sich jemals taufen zu lassen. Der Krieg zwingt sie, ins Exil zu gehen. Sie will der Gewalt der Geschichte direkt die Stirn bieten und engagiert sich bei den Freien Französischen Streitkräften. Zur moralischen Unterstützung der Truppe schlägt sie De Gaulle vor, ein Korps aus Krankenschwestern an die vorderste Front zu schicken. Kurz darauf stirbt sie, am 24. August 1943. Ihre großen Werke Schwerkraft und Gnade sowie Die Verwurzelung erscheinen posthum. •

  • Email
  • Facebook
  • Linkedin
  • Twitter
  • Whatsapp
Anzeige
Tag - Body

Weitere Artikel

Artikel
1 min

Die neue Ausgabe: Lebe ich intensiv genug?

Philomag Redaktion 11 Mai 2021

Intensiv leben – was für eine Sehnsucht. Wir wollen uns spüren, die Existenz auskosten, sie auf keinen Fall verpassen. Doch wäre nichts fataler, als dem modernen Imperativ: Lebe intensiv! einfach nur blindlings zu folgen. Um wahrhaft frei zu sein, müssen wir das Ideal der Intensität ver­stehen.

Sehen Sie sich hier die Videovorstellung der neuen Ausgabe an und werfen Sie einen Blick auf unsere umfangreiche Heftvorschau!

 

Die neue Ausgabe: Lebe ich intensiv genug?

Artikel
7 min

Gibt es einen guten Tod?

Svenja Flasspoehler 01 Dezember 2015

Kein Mensch entgeht dieser Frage. Für die meisten bleibt sie mit Angst behaftet. In den aktuellen Debatten zur Sterbehilfe wird über den guten Tod vor allem im Sinne des guten Sterbens und damit reiner Machbarkeitserwägungen verhandelt. Wo liegen unvertretbare Leidensgrenzen? Hat der Mensch das Recht, selbst über sein Ende zu bestimmen? Gibt es den wahrhaft frei gewählten Suizid überhaupt? Im Zuge dieser Konzentration auf das Sterben geraten die lebensleitenden Fragen aus dem Blick. Wie gehen wir mit der eigenen Endlichkeit und der unserer Nächsten um? Können wir uns mit dem Tod versöhnen? Wie sieht eine menschliche Existenz aus, die ihr Ende stets verdrängt? Oder ist das bewusste Vorauslaufen in den Tod – wie es beispielsweise Sokrates oder Heidegger behaupten – nicht gerade der Schlüssel zu einem gelungenen Dasein? Mit Beiträgen unter anderem von Svenja Flaßpöhler, Reinhard Merkel, Philippe Forest, Thomas Macho und David Wagner


Essay
8 min

Simone Weil und die Verwurzelung

Jacques Julliard 15 Oktober 2018

Für die französische Philosophin Simone Weil war die „Verwurzelung“ ein Fundamentalbedürfnis der Seele. Diese ist jedoch keineswegs konservativ zu verstehen. Vielmehr vermag der Mensch sich durch sie von äußerer Herrschaft zu emanzipieren.

Simone Weil und die Verwurzelung

Artikel
2 min

Hat Deutschland im Rahmen der Flüchtlingskrise eine besondere historisch bedingte Verantwortung

Aleida Assmann 07 Januar 2016

Während viele Deutsche nach 1945 einen Schlussstrich forderten, der ihnen nach der Nazizeit einen Neubeginn ermöglichen sollte, ist seit den neunziger Jahren in Deutschland eine Erinnerungskultur aufgebaut worden, die die Funktion eines Trennungsstrichs hat. Wir stellen uns der Last dieser Vergangenheit, erkennen die Leiden der Opfer an und übernehmen Verantwortung für die Verbrechen, die im Namen unseres Landes begangen worden sind. Erinnert wird dabei an die Vertreibung, Verfolgung und Ermordung der Juden und anderer ausgegrenzter Minderheiten. Dieser mörderische Plan konnte nur umgesetzt werden, weil die deutsche Mehrheitsgesellschaft damals weggeschaut hat, als die jüdischen Nachbarn gedemütigt, verfolgt, aus ihren Häusern geholt, deportiert wurden und für immer verschwunden sind. Weil den Deutschen über Jahrhunderte hinweg eingeprägt worden war, dass Juden radikal anders sind und eine Bedrohung darstellen, kam es zu diesem unfasslichen kollektiven Aussetzen von Mitgefühl.


Artikel
6 min

Gefangen im Dilemma?

Wolfram Eilenberger 11 Mai 2016

Erinnern Sie sich noch an Reem? Reem Sahwil ist das palästinensische Mädchen, dem Bundeskanzlerin Merkel vor knapp einem Jahr im Rahmen eines Bürgerdialogs erklärte, dass seine aus dem Libanon eingereiste Familie kein Bleiberecht in Deutschland erhalten werde, da der Libanon keine Kriegszone sei und Deutschland aus den dortigen Lagern schlicht nicht alle Menschen aufnehmen könne. Noch während Merkel ihre Begründung ausführte, fing Reem bitterlich zu weinen an. Die Kanzlerin stockte, ging darauf in einer Art Übersprunghandlung auf das im Publikum sitzende Mädchen zu und begann es zu streicheln, weil, wie Merkel, noch immer mit dem Mikro in der Hand, erklärte, „weil ich, weil wir euch ja nicht in solche Situationen bringen wollen und weil du es ja auch schwer hast“.

Gefangen im Dilemma?

Artikel
6 min

Wo endet meine Verantwortung?

Wolfram Eilenberger 01 Juni 2016

Erinnern Sie sich noch an Reem? Reem Sahwil ist das palästinensische Mädchen, dem Bundeskanzlerin Merkel vor knapp einem Jahr im Rahmen eines Bürgerdialogs erklärte, dass seine aus dem Libanon eingereiste Familie kein Bleiberecht in Deutschland erhalten werde, da der Libanon keine Kriegszone sei und Deutschland aus den dortigen Lagern schlicht nicht alle Menschen aufnehmen könne. Noch während Merkel ihre Begründung ausführte, fing Reem bitterlich zu weinen an. Die Kanzlerin stockte, ging darauf in einer Art Übersprunghandlung auf das im Publikum sitzende Mädchen zu und begann es zu streicheln, weil, wie Merkel, noch immer mit dem Mikro in der Hand, erklärte, „weil ich, weil wir euch ja nicht in solche Situationen bringen wollen und weil du es ja auch schwer hast“.

 


Essay
5 min

Was macht uns schön?

Marianna Lieder 01 Mai 2014

Wir leben in einer Zeit, in der sich alle Normen aufzulösen scheinen. Doch gerade in Fragen der Schönheit wird der Normierungsdruck immer stärker. Von den Griechen noch mit dem Wahren und Guten gleichgesetzt, unterliegt sie in der modernen Gesellschaft dem Verdacht der Oberflächlichkeit und Gedankenferne. Gerade weil Schönheit uns unmittelbar anzieht, bleibt sie verdächtig. Gerade weil sie von jedem ersehnt wird, kriegt sie keiner recht zu fassen. Nur eines scheint sicher: Ein Leben ohne Schönheit wäre schlicht unerträglich. Sie ist der wahre Preis unserer Existenz: Aber welcher Weg führt am verlässlichsten zu ihr? Muss Schönheit leiden? Lässt uns nur die Liebe schön sein? Oder liegt wahre Schönheit in der Selbstvergessenheit?


Gespräch
12 min

Wolfram Eilenberger: „Philosophie kann direkt in die Existenz eingreifen“

Nils Markwardt 18 September 2020

Hannah Arendt, Simone de Beauvoir, Ayn Rand und Simone Weil: Das sind die Protagonstinnen in Wolfram Eilenbergers neuem Buch Feuer der Freiheit. Schon in Die Zeit der Zauberer, dem zum Weltbestseller avancierten Vorgänger, hatte Eilenberger Leben und Denken von vier Geistesgrößen zusammengeführt. Damals waren es Ludwig Wittgenstein, Walter Benjamin, Ernst Cassirer und Martin Heidegger. Nun also vier Frauen, die ihr Denken in den finsteren 1930er und 40er Jahren entwickeln. Ein Gespräch mit dem Autor über ein Jahrzehnt, in dem die Welt in Scherben lag - und vier Philosophinnen, die die Freiheit verteidigten.

Wolfram Eilenberger: „Philosophie kann direkt in die Existenz eingreifen“

Artikel aus der Sonderausgabe Nr.Sonderausgabe 13 Oktober 2019 Online Vorschau
Anzeige
Tag - Body
Hier für unseren Newsletter anmelden!

In einer Woche kann eine ganze Menge passieren. Behalten Sie den Überblick und abonnieren Sie unseren Newsletter „Denkanstöße“. Zweimal in der Woche bekommen Sie die wichtigsten Impulse direkt in Ihre Inbox.


(Datenschutzhinweise)

Jetzt anmelden!

Fils d'ariane

  1. Zur Startseite
  2. Artikel
  3. Simone Weil: Das Leid der anderen
Philosophie Magazin Nr.Nr. 64 - Mai 2022
Philosophie magazine : les grands philosophes, la préparation au bac philo, la pensée contemporaine
Juni/Juli 2022 Nr. 64
Online Vorschau
Philosophie magazine : les grands philosophes, la préparation au bac philo, la pensée contemporaine
Rechtliches
  • Werbung
  • Datenschutzerklärung
  • Impressum
Soziale Netzwerke
  • Facebook
  • Instagram
  • Twitter
  • RSS
Philosophie Magazin
  • Über uns
  • Unsere App
  • PhiloMag+ Hilfe
  • Abonnieren

Mit unseren Denkanstößen philosophische Ideen regelmäßig in Ihrem Postfach

Jetzt anmelden!