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Lösungswege

Warum fahren wir in den Urlaub?

Laurence Devillairs veröffentlicht am 27 Juni 2017 3 min

Viel zu vielen Menschen an diesem Strand ... Warum tun wir uns Jahr für Jahr diese massentouristische Hölle an? Vier philosophische Erklärungen für unsere Ferien.

 

„Um uns selbst zu entfliehen“ Seneca (ca. 1–65 n. Chr.)

Was an uns nagt, ist die Fülle. Eine anhaltende Unzufriedenheit, die uns nichts genießen lässt. Schuld daran ist die Unentschlossenheit: Wir wissen nicht, was wir wollen. Wir finden keinen Umgang mit unseren Wünschen und sind sowohl unfähig, ihnen nachzugeben, als auch sie zum Schweigen zu bringen („Über die Ausgeglichenheit der Seele“). Vergebens suchen wir also uns selbst zu entfliehen: „Infolgedessen unternimmt man Reisen ohne Ziel, eilt unstet von Küste zu Küste, und eine immer mit der Gegenwart unzufriedene Leichtfertigkeit versucht sich bald auf dem Meer, bald auf dem Land.“ Aber diese Urlaubsfreuden sind trügerisch: Das Glück besteht nicht darin, sich in der Fremde abzulenken, sondern im Akzeptieren dessen, was uns geschieht, ganz jenseits von falschen Fluchten und Hoffnungen („Briefe an Lucilius“).

„Um fremd zu sein“ Michel de Montaigne (1533–1592)

Wenn Michel de Montaigne reist, so tut er das, um Unbekanntes zu finden, um sich fremden Sitten und anderen Reizen auszusetzen. Für jene Menschen, die sich „nicht in ihrem Element“ fühlen, „sobald sie ihr Dorf verlassen“, empfindet er nichts als Verachtung („Essais“). Solche Reisende lieben eigentlich nur die Rückkehr, das engstirnige Vergnügen, wieder bei sich zu Hause zu sein. Im Gegensatz dazu sucht Montaigne keine „Gascogner auf Sizilien“, sondern „vielmehr Griechen und Perser“, andere und Andersartige, denn nur wer „sein Hirn“ gegen dasjenige von anderen „reibt und schleift“, so der Franzose, lernt wirklich er selbst zu sein. Und nur wer Umgang mit vielen anderen gepflegt hat, ist ein Mensch, mit dem man auch Umgang pflegen sollte, denn: ein „anständiger Mensch ist ein durchmischter Mensch“.

„Um allein mit uns zu sein“ Jean-Jacques Rousseau (1712–1778)

Rousseau ist der Philosoph des süßen Nichtstuns, das darin besteht, von der Realität selbst Urlaub zu nehmen. Das Ziel ist, nichts zu tun und nichts zu denken und vollkommen im Jetzt zu leben; und sich weder von Äußerem ablenken noch sich zwischen Erinnerungen an Vergangenes und Sorge um Zukünftiges zerreiben zu lassen. Dann wird die Zeit selbst zum Urlaub, zur Leere: eine Art Zwischenraum, wo man die schlichte Tatsache, am Leben zu sein, ohne Verlangen oder Furcht genießen kann. „Solange dieser Zustand anhält, kann derjenige, der darin ist, sich glücklich schätzen“ („Träumereien eines einsamen Spaziergängers“). Existenzielle Blase oder regressiver Rückzug: Das süße Nichtstun ist nichts anderes als das Vergnügen, ganz mit sich alleine zu sein.

„Um Postkarten zu verschicken“ Jacques Derrida (1930–2004)

Keine Ferien ohne Postkarten! Was aber durchaus keine leichte oder banale Übung ist: Schließlich fordert dieses kleine Stück Karton eine ebenso spontane wie präzise Schreibweise, die in kürzester Form Wesentliches ausdrückt. Jacques Derrida zufolge ist die Postkarte ein Brief, der nicht lügt, der auf das Wesentliche reduziert ist, nämlich auf „den Himmel und die Erde, die Götter und die Sterblichen“, so schreibt er in „Die Postkarte. Von Sokrates bis an Freud und jenseits“. Alles daran ist wichtig: die Nachricht, das Bild, die Adresse, die Bildunterschrift. Derrida vertritt eine Philosophie der Postkarte; sie erfordert, alles auf wenigen Zentimetern Kartenpapier unterzukriegen, bis hin zur brennenden Frage: „Liebst du mich?“ •

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