Wer ist Tom Bombadil?
Fast jedes Wesen lässt sich eindeutig in das komplexe kosmologische System von Mittelerde einordnen. Doch ein Charakter sticht heraus – und erhält so den Mythos am Leben.
Tom Bombadil ist eine merkwürdige Figur, die nur im ersten Band von Herr der Ringe vorkommt. Nachdem er die vier Hobbits Frodo, Sam, Merry und Pippin aus einer brenzligen Begegnung mit einem Weidenbaum am Rand des Alten Waldes rettet, verweilen sie einige Tage in seinem Haus und werden von ihm mit Speis und Trank versorgt. Er ist eine fröhliche, meist singende Gestalt mit rauschendem Bart, einem blauen Mantel und einem großen federgeschmückten Hut. Er ist „nicht lang genug“, um ein Mensch zu sein, aber „zu dick und schwer“ für einen Hobbit. Schon anhand dieser Beschreibung wird klar, dass Tom Bombadil – anders als nahezu alle anderen Figuren in Tolkiens Legendarium – sich nicht klar einer der zahlreichen Spezies zuordnen lässt. Was ist er also, wenn kein Mensch? Ist er ein einsam lebender Elb oder ein Naturgeist, der an den Rändern des Waldes wohnt? Ist er, wie Gandalf, ein mächtiger Maia oder gar Valar, eines der göttlichen Wesen, das Mittelerde in verkörperter Gestalt bewandelt?
Hinweise auf diese Fragen sind über Tolkiens gesamtes Werk verteilt. So bezeichnet Tom Bombadil sich selbst als „der Älteste“, passend zu seinem elbischen Namen „Iarwain Ben-adar“ („Der Vaterlose“). Er „war früher hier als der Fluss und die Bäume“, er „hat den ersten Regentropfen fallen gesehn und die erste Eichel“. Auf Frodos Frage, wer Tom Bombadil sei, erhält er die vage Antwort: „Er ist.“
Macht durch Gleichgültigkeit?
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