Lützerath: Wer ist hier undemokratisch?
Als Protest gegen den geplanten Abriss des Dorfes Lützerath zur Abtragung von Kohle kam es zu zahlreichen Blockaden durch Klimaaktivisten. Ihr Widerstand wurde von vielen Politikern als antidemokratisch angeklagt. Schaut man jedoch genau hin, zeigt sich: Die vermeintlichen Demokraten sind die eigentlichen Antidemokraten.
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„Living the Land“ – Und plötzlich gab es einen Traktor
Wie der wirtschaftliche und technologische Wandel das Leben umkrempelt, lässt sich am rasanten Aufstieg Chinas besonders gut studieren. Der Film Living the Land, der auf der Berlinale uraufgeführt wurde, zeigt dies am Beispiel eines chinesischen Dorfes Anfang der 1990er Jahre.

Grenzen der Offenheit
Die neue Regierung will Migration stark regulieren. Aus liberaler und libertärer Sicht sprechen die Argumente jedoch klar für offene Grenzen, meint Hanno Sauer. Die Abschottung eines Landes sei moralisch so unplausibel wie die Abriegelung eines Dorfes.

Issa Kohler-Hausmann: „Man kann ein und dieselbe Handlung als Gleichbehandlung oder Ungleichbehandlung bezeichnen“
Das Oberste Gericht der USA erklärte die Berücksichtigung von Hautfarbe bei der Studienplatzvergabe zuletzt für verfassungswidrig. Doch was das Urteil bedeutet, ist völlig unklar, meint Issa Kohler-Hausmann. Ein Gespräch über konkurrierende Begriffe von Gleichheit und die möglichen Folgen des Urteils.

Protest im Kostüm
In Lützerath schubst ein als Mönch verkleideter Mann einen Polizisten. Er ist nicht der erste Demonstrant in skurriler Verkleidung, der zum Maskottchen einer Bewegung wird. Doch woher rührt die Verbindung von Protest und Kostüm?

Ohne Konflikt keine Demokratie
Die Blockaden der „Letzten Generation“ rufen Unverständnis und Ärger, mitunter gar Widerstand hervor. Aber ist Protest nicht Bestandteil einer funktionierenden Demokratie? Eine Betrachtung auf Basis der „Radikalen Demokratietheorie“.

Issa Kohler-Hausmann: “We won’t get any further by simply insisting that people ought to be treated ‘the same’”
With its recent ruling, the US Supreme Court outlawed ethnic and racial preferences in colleges admissions. Yet what that means in practice is unclear, says Issa Kohler-Hausmann, professor at Yale University. A conversation about competing notions of equality and the possible consequences of the ruling.

Wir sind die Neuen
Ein neuer politischer Raum ist entstanden zwischen Trillerpfeifen, Bannern und Schulrucksäcken, in Deutschland und weltweit. Jugendliche protestieren auf den Straßen und blockieren Kohlegruben, um die Gesellschaft wachzurütteln. Mit Hannah Arendt lässt sich sagen: Eine neue Form von Macht ist in einer Generation entstanden, die immer für unpolitisch gehalten wurde und jetzt der Frage gegenübersteht: Wie weit soll Aktivismus gehen?

Die neue Sinnlosigkeit des Homo fluxus
Die Forderung nach dem Aufgehen der eigenen Existenz im Beruf trifft auf eine Arbeitswelt, in der die Ergebnisse des eigenen Tuns vor allem durch die Digitalisierung immer schwerer fassbar sind. Wenn Arbeit ohne Werk überhaupt erfüllend sein kann, unter welchen Bedingungen ist dies möglich? Oder entlarvt uns bereits die Hoffnung, unsere Erwerbstätigkeit sollte sinnvoll sein, als willige Sklaven des Systems? In seinem Essay zeichnet Nils Markwardt historisch nach, wie die Arbeit zum vermeintlichen Sinngaranten wurde und wie wir uns dieser Illusion eventuell entledigen können.

Kommentare
Friedrich Weißbach irrt, wenn er argumentiert, dass das Territorialrecht aufgehoben sei und es einen neuen Gesellschaftsvertrag notwendig mache. Noch gelten die Gesetze des Staates, in dem demokratisch Gesetze entstehen und legitimiert werden, der Einzelne das Recht bricht und zurecht angeklagt und verurteilt wird. Die Vereinbarungen der Klimakonferenzen sind nicht rechtsverbindlich und erst recht nicht in nationales Recht umgesetzt worden. Und moderne Demokratien beruhen nicht auf dem zweifehaften „Gemeinwillen“ von Rousseau, sondern auf Verfassungen, die sich die Staaten geben und ggf an die veränderten Erfordernisse anpassen. Weißbachs Verteidigung der eskalierenden Proteste steht auf argumentativ wackligen Stelzen.
Vielleicht brauchte man gar nicht mal so weit zu gehen, schließlich gab es das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, das der Genehmigung von RWE zumindest inhaltlich entgegensteht. Zu erwähnen wäre ebenfalls das geforderte Moratorium der 'Scientists for Future' als legitime demokratische Forderung der Zivilgesellschaft.
Klimatrendverbesserung: Wenn 100% Einsparung Deutschlands geringer ist, als das jährliche globale Emissionswachstum, denke ich eher an Geoengineering zur Akutbehandlung.