„Geist des Friedens“ – Zum 150. Geburtstag Albert Schweitzers
Wenige setzten sich so beharrlich gegen Aufrüstung und Krieg und für Völkerverständigung und Frieden ein, wie Albert Schweitzer. Christoph Kann erinnert in seinem Beitrag an das pazifistische Denken Schweitzers, der vor 150 Jahren geboren wurde.
Wenn wir die Zukunft auf Erwartungen, Hoffnungen, Sehnsüchte hin befragen, fällt regelmäßig das Wort „Friede“. Doch so einvernehmlich wir Frieden wünschen oder fordern, so schwierig erweist sich die Umsetzung. Allzu oft stehen wir hilflos vor Bedrohungen und Konflikten regionalen oder globalen Ausmaßes. Der Kulturphilosoph, Theologe, Musikwissenschaftler und Arzt Albert Schweitzer, geboren am 14.1.1875 im elsässischen Kaysersberg, wollte sich damit nicht abfinden. Seine Friedensintention reagiert auf lebenspraktische Verwerfungen mit religiös geprägter Lebens- und Weltbejahung. Mit seinem ethisch-kulturphilosophischen Anliegen einer „Ehrfurcht vor dem Leben“ wendet sich Schweitzer gegen die friedensvergessenen Drohszenarien seiner Zeit, gegen Konflikteifer, Wettrüsten, Atomtests. Was wir heute von ihm lernen können, ist sein entschiedenes Plädieren für den Dialog, für friedfertiges Einvernehmen, für Völkerverständigung durch interkulturelles Gespräch. Am „Geist des Friedens“ als zukunftsweisendem Ideal sollen demnach nicht nur Regierungen und Parlamente, sondern jeder Einzelne orientiert sein. Angesichts der globalen Bedrohungen unserer Tage verdient Schweitzer als warnende Stimme in Einklang mit pazifistischen Denkern wie dem Physiker Albert Einstein und dem Philosophen Bertrand Russell besondere Beachtung.
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Ein deutscher und ein französischer Philosoph debattieren über den Krieg: Anlass ist ein Appell, in dem bekannte Persönlichkeiten einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine fordern. Christoph Menke ist einer der Unterzeichner und hat Etienne Balibar gefragt, ob er sich dem Appell ebenfalls anschließen will. Unter den beiden Denkern entspinnt sich ein Mailwechsel: In einer ersten Antwort begründet Balibar, warum er viele Sorgen teilt, aber dennoch nicht unterzeichnen möchte. Die Reaktion Christoph Menkes lesen Sie hier.

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