Was ist guter Sex, Herr Kant?
Soweit man weiß, hatte Kant keine Liebesbeziehungen. Die Ehe definierte der strenge Königsberger lakonisch als Verbindung „zum wechselseitigen Besitz“ der „Geschlechtseigenschaften“. Und doch, so argumentiert Manon Garcia, können wir gerade von Kant viel über die Bedingungen sexuellen Einvernehmens erfahren.
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Mit Kant zur digitalen Mündigkeit
Bereits weit vor dem Internet sah Immanuel Kant im Missbrauch von Medien einen entscheidenden Grund für Unmündigkeit. Gerade deshalb ist es in Zeiten von TikTok wichtig, an die Gedanken des Königsberger Philosophen anzuschließen und über eine digitale Aufklärung nachzudenken, meint Jörg Noller.

Was weiß mein Körper?
Die Frage irritiert. Was soll mein Körper schon wissen? Ist das Problem denn nicht gerade, dass er nichts weiß? Weder Vernunft noch Weisheit besitzt? Warum sonst gibt es Gesundheitsratgeber, Rückenschulen, Schmerztabletten, viel zu hohe Cholesterinwerte. Und wieso gibt es Fitness-Tracker, diese kleinen schwarzen Armbänder, die ihrem Träger haargenau anzeigen, wie viele Meter heute noch gelaufen, wie viele Kalorien noch verbrannt werden müssen oder wie viel Schlaf der Körper braucht. All das weiß dieser nämlich nicht von selbst – ja, er hat es bei Lichte betrachtet noch nie gewusst. Mag ja sein, dass man im 16. Jahrhundert von ganz allein ins Bett gegangen ist. Aber doch wohl nicht, weil der Körper damals noch wissend, sondern weil er von ruinöser Arbeit todmüde und es schlicht stockdunkel war, sobald die Sonne unterging. Wer also wollte bestreiten, dass der Körper selbst über kein Wissen verfügt und auch nie verfügt hat? Und es also vielmehr darum geht, möglichst viel Wissen über ihn zu sammeln, um ihn möglichst lang fit zu halten.
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Die Grenzen des Dialogs
In seinem neuen Buch Von hier an anders skizziert der Grünen-Co-Vorsitzende Robert Habeck mit Hannah Arendt eine Machttheorie, die auf dem dialogischen „Einvernehmen“ zwischen Regierenden und Regierten beruht. Doch was, wenn gesellschaftliche Gruppen gar nicht an so einem Konsens interessiert sind?

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Kommentare
Vielleicht kann man sagen, zu Zeiten großer allgemeiner Befreiung kann und wird oft viel Befreiung für Sex verwendet, zu Zeiten geringer Befreiung wird meist wenig Befreiung für Sex verwendet.
Da von der Jugend bis zum Alter oft ein natürlicher Drang besteht, wird dieser Drang zu Zeiten geringer Befreiung mit weniger Aufwand an Befreiung erfüllt, mit Verdrängung oder mit Unterdrückung. Was der Tendenz der allgemeinen Befreiung gut tun kann und daher attraktiv sein kann, bis der Befreiung genug ist und andere Ziele wie das Beste für alle wieder attraktiver werden.
Wichtig scheint mir, dass auch der Umgang mit Sex zum Ziele der Befreiung verantwortungsvoll mit Fairness und gegenseitiger Entschädigung versucht wird, damit des einen Befreiung von anderen akzeptiert werden kann.
Dann behält auch der weniger aufwendige Sex vielleicht eine gewisse Qualität.
In diesen Jahrzehnten wird Befreiung auf der Welt weniger.
Ich danke für den anregenden Artikel und die Möglichkeit, zu kommentieren.