Adornos Gegengift
Die Kontemplation ist weit mehr als nur Nichtstun. Für Theodor W. Adorno zeigt sich in ihr eine Form zweckfreier Weltbegegnung, die utopisches Potenzial in sich birgt.
In der Geschichte der Philosophie kommt es immer wieder vor, dass bestimmte Bilder über die Zeiten hinweg weitergereicht werden. In Jean-Jacques Rousseaus Träumereien eines einsamen Spaziergängers von 1782 findet sich ein suggestives Bild der Wonnen des Nichtstuns auf den Wassern des Bieler Sees: „Während die anderen noch zu Tisch saßen, stahl ich mich fort und lief allein zum See. Dort streckte ich mich im Boot aus, den Blick zum Himmel gerichtet, und ließ mich von der Strömung treiben, nicht selten stundenlang, und versank dabei in tausend verworrene, aber herrliche Träumereien, die keinen eigentlichen Gegenstand hatten und mir doch hundertmal süßer waren als alles, was man gemeinhin die Freuden des Lebens nennt.“
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Weitere Artikel
Leben und Werk im Widerspruch: Theodor W. Adorno
In dieser Reihe beleuchten wir Widersprüche im Werk und Leben großer Denker. Heute: Theodor W. Adorno, der sich am Ende seines Lebens auf die Seite des Staatsapparates stellte, den er vormals scharf kritisierte.

Jenny Odell: „Nichtstun stellt eine Bedrohung für das System dar“
Wie ließe sich ein Dasein finden, das sich der ökonomischen Logik entzieht? Wie die Fähigkeit zu Passivität und Nichtstun einüben? Die Künstlerin und Autorin Jenny Odell erklärt, wie Kunst und Natur uns neue Formen des Sehens, Hörens und Seins lehren können. Ein Gespräch über endloses Aufzugfahren, Vogelbeobachtungen und widerspenstige Bäume.

Adornos und Horkheimers „Dialektik der Aufklärung“
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Wir müssen unser utopisches Denken ändern
Dystopien, die vor dem Schlimmsten warnen, haben Konjunktur, während Eutopien als positive Zukunftsvisionen selten geworden sind. Doch nur, wer beides zusammenbringt, schöpft das volle Potenzial des utopischen Denkens aus.

Der Vorgarten als Paradies?
Das Gärtnern, diese uralte Kulturtechnik, erlebt seit einigen Jahren eine wahre Renaissance. Doch wer der Natur wirklich näherkommen will, darf sie nicht nur beherrschen wollen. Hilfestellung kann dabei die Philosophie Theodor W. Adornos leisten.

Stephan Grigat: „Es gibt eine konkrete Mitschuld der deutschen Politik am 7. Oktober“
Der Überfall der Hamas auf Israel vor genau einem Jahr war das schlimmste Pogrom an Juden seit dem Holocaust. Der Politikwissenschaftler Stephan Grigat kritisiert Deutschland für politische Geschäfte mit dem Iran und fordert eine Erziehung zur Mündigkeit im Sinne Theodor W. Adornos.

Die neue Sonderausgabe: Die Kunst des Nichtstuns
Wir leben in einer Gesellschaft der Tätigen und sehnen uns nach Ruhe. Wie sähe ein Leben aus, in dem wir schamlos faulenzten, der Stille lauschten und Gelassenheit kultivierten? Wo und wie finden wir Muße? Und kann im Müßiggang nicht auch eine Form der Gesellschaftskritik verborgen sein? Nichtstun ist eine Kunst mit utopischem Potenzial. Es lohnt, sich in dieser zu üben.
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Eine philosophische Pflanzenkunde
Blumen, Bäume, frische Früchte: Nicht selten in der Philosophiegeschichte sprießen die Gedanken gemeinsam mit den Pflanzen, die sie inspirieren. Ob verkostet, geraucht oder in tiefer Kontemplation begutachtet – die nachfolgenden Denkerinnen und Denker haben ihren floralen Gefährten viel zu verdanken.
