Bewaffnete Nächstenliebe
Die christliche Botschaft wird oft mit Pazifismus gleichgesetzt. Ein fataler Irrtum: Aus Sicht der Bibel erscheint die militärische Solidarität mit der Ukraine nicht nur erlaubt, sondern sogar geboten, meint unsere Kolumnistin Nora Bossong.
In Südsudan rief Papst Franziskus die Gläubigen dazu auf, „Jesu Haltung der Gewaltlosigkeit zu verbreiten, damit in denen, die sich zum Glauben bekennen, kein Platz mehr ist für eine Kultur, die auf dem Geist der Rache beruht“. Auch mit Blick auf den Ukrainekrieg fordert das Kirchenoberhaupt wiederholt eine Niederlegung der Waffen. Stützt Franziskus damit all jene, die militärische Hilfe für die Ukraine ablehnen? Ist westliche Waffenlieferung mit christlichen Grundsätzen überhaupt vereinbar?
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Waffenlieferungen an die Ukraine?
Im Ukraine-Konflikt schließt die deutsche Bundesregierung Waffenlieferungen aus. Ein verantwortungsethischer Pazifismus aber müsste die Abschreckung als Möglichkeit einbeziehen, meint unsere Kolumnistin Nora Bossong.

Vier Philosophien des Pazifismus
Von seinen Gegnern wurde Pazifismus oft als Naivität, Feigheit oder sogar als Beihilfe zu Verbrechen bezeichnet – als Untätigkeit, die dem Krieg freien Lauf lässt. Aber stimmt das? Wir lassen diejenigen antworten, die über das Konzept nachgedacht haben – von Tolstoi bis Weber.

Lässt sich der Pazifismus verteidigen?
Der russische Angriffskrieg stellt das Ideal der Gewaltfreiheit hart auf die Probe. Der Philosoph Olaf L. Müller und der Historiker Jörg Baberowski über naiven und pragmatischen Pazifismus, Menschenbilder und den Umgang mit Nichtwissen.

Ist Pazifismus naiv?
Deutschland muss aufrüsten und Europa militärische Stärke beweisen: So fordern viele mit Blick auf die Ukraine-Krise. Aber stimmt das? Hier ein Pro & Contra zwischen Jörg Baberowski und Olaf L. Müller aus unserem Archiv.

Nora Bossong: „Ich hoffe, dass diese Generation eine Brücke baut zwischen den Boomern und der Klimajugend“
In ihrem heute erscheinenden Buch Die Geschmeidigen zeichnet Nora Bossong ein politisches Porträt ihrer Generation. Ein Gespräch über Angepasstheit, den „neuen Ernst des Lebens“ und vernünftige Visionen.

Gefahr der Gefühle
Den Menschen in der Ukraine zeigen wir uns verbundener als anderen Notleidenden auf der Welt. Grund hierfür ist das Primat des Gefühls vor der Vernunft, meint unsere Kolumnistin Nora Bossong.

Rainer Forst: „Solidarität ist kein Wert an sich“
Durch Flaggen, Appelle oder Konzerte bekunden derzeit viele ihre Solidarität mit der Ukraine. Doch was ist Solidarität überhaupt? Der Philosoph Rainer Forst plädiert dafür, Solidarität auf der gemeinsamen Menschenwürde zu gründen, und mahnt, dass der Begriff als ideologische Fabrikation gerade in Kriegszeiten auch eine Gefahr sein kann.

Warum sollten Philosophen die Bibel lesen?
Was macht die Bibel für Philosophen interessant? Was kann uns ein mehrere tausend Jahre alter Text noch für die Gegenwart lehren? Susan Neiman ist überzeugt: Das Alte Testament ist nicht nur für das Verständnis unserer Kulturgeschichte wichtig, sondern wirft auch fundamentale ethische Fragen auf.

Kommentare
Liebe Nora Bossong, vielen Dank für Ihren lesenswerten Artikel über den Pazifismus. Mir fällt dazu Heiner Geislers Satz: "Pazifismus hat Auschwitz erst möglich gemacht". Pazifismus ist eben nicht Passivität.
Darf kann zur Herstellung gerechter Zustände Gewalt einsetzen, wen z.B. Arbeiterpriester mit einer Waffe an der Seite der Unterdrückten kämpfen? Diese Frage wurde in lateinamerikanischen Befreiungstheologie immer wieder kritisch diskutiert. Zwei Spielfilme handeln davon: "Romero" (über Bischof Romero) und "The Mission" anschauen". Sie schreiben: "Wenn wir von Gewaltverzicht sprechen, dessen verheerende Folgen nicht wir selbst, sondern andere tragen, verkehrt sich die Stelle des Evangeliums in ihr Gegenteil." Dem ist nichts hinzufügen.