Handel macht zahm
„Wandel durch Handel“ gilt seit dem Ukrainekrieg als gescheitert. Dabei war das Konzept erfolgreich, wie die Beziehungen des Westens mit China zeigen.
In ihrer Chinastrategie bezeichnet die Bundesregierung Peking als „Rivalen“, zu dem sie wirtschaftlich auf Abstand gehen will. Schließlich habe der Handel auch Putins Russland nicht sanft, sondern grob und stark gemacht. Mit China, das für die Weltwirtschaft wichtiger ist und aggressiv auftritt, drohe nun ein ähnliches Problem. Die Politikwissenschaftlerin Gerlinde Groitl hält „Wandel durch Handel“ daher für ein frommes „Märchen“. Doch hat es vielleicht einen wahren Kern?
Es stimmt, dass China im Laufe seiner 50-jährigen Handelsbeziehungen mit dem Westen nicht so geworden ist wie dieser. Aber es ist auch nicht mehr das China, das es vorher war. Es hat sich von einem totalitären Mangelstaat unter Mao in ein autoritäres Regime verwandelt, das 800 Millionen Menschen aus der Armut befreit hat. Deng Xiaoping und Richard Nixon haben vermutlich mehr für die Armen getan als alle Revolutionäre des 20. Jahrhunderts.
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„Wandel durch Handel“ gilt seit dem Ukraine-Krieg als gescheitert. Dabei war das Konzept erfolgreich, wie ein Blick auf die Beziehungen des Westens mit China zeigt.

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