Demokratie als Lebensform – Nachruf auf Oskar Negt
Am 2. Februar verstarb der Soziologe und Philosoph Oskar Negt. In seinem Nachruf erinnert sich Josef Früchtl an einen Menschen, der stets offen für Widerspruch blieb, und an einen Denker, der den Zusammenhang zwischen Politik und Gefühl ins Zentrum seines Schaffens stellte.
Wer das Glück hatte, Oskar Negt als Lehrer, Redner oder Diskussionsteilnehmer mitzuerleben, dem dürfte ein eigenartiger Kontrast in Erinnerung geblieben sein. Da war diese klare, mitunter schneidende Stimme, aus der ein leichter ostpreußischer Zungenschlag zu vernehmen war, und da war dieser stets neugierige, der Zuhörerschaft zugewandte Blick. Zu Anderen sprechen war für ihn immer schon ein mit Anderen sprechen.
Man drückt sich verständlich aus, unterbreitet Analysen, konfrontiert mit Thesen und wartet dann hochinteressiert auf Gegenthesen. Diese abwartende Neugier gegenüber dem Widerspruch war nicht nur eine geschulte theoretische Haltung, die Negt von seinen Lehrern Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, deren Student er seit 1955 war, unter dem Begriff der Dialektik übernommen hat. Der Begriff geht selbstverständlich zurück auf Hegel, über den Negt 1962 seine Promotion geschrieben hat. Der widerspruchsoffenen Haltung entsprach offensichtlich aber auch der Charakter Negts.
Die dialektische Aufgabe
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