Der Mars – besiedeln oder erkunden?
Was die Unterschiede der amerikanischen und chinesischen Marsmissionen mit dem Wesen von Land- und Seemächten zu tun haben.
China und die USA befinden sich in einem Wettlauf zum Mars, verfolgen aber unterschiedliche Ziele: Elon Musks Unternehmen SpaceX will ihn besiedeln. Für 2028 ist eine bemannte Landung vorgesehen, anschließend soll eine Kolonie gegründet werden. Die chinesische Raumfahrtbehörde CNSA hat ein anderes Ziel: Sie will 2028 Gesteinsproben vom Mars entnehmen und herausfinden, wie nützlich der Rote Planet ist. Eine Besiedlung ist nicht vorgesehen. Experten sprechen von einem „Grab-and-go“- Ansatz. Damit spiegeln beide Missionen eine Haltung, die Carl Schmitt an Landund Seemächten beobachtet hat: Seemächte sind expansiv, mischen sich ein, setzen sich fest. Wohlwollend könnte man sagen: Sie lassen andere Länder nicht im Stich. Sie bringen den Segen ihrer Zivilisation. Landmächte sind dagegen eher konservativ. Sie interessieren sich für andere Gebiete nur mit Blick auf das eigene Land: Was nützt der Kontakt? Gibt es Bodenschätze? Missionarische Durchdringungen reizen sie nicht. Man taucht auf, nimmt und geht wieder. Die einen nennen das Beutementalität, die anderen eine gehegte Form der Politik, die ohne größere Eroberungen auskommt. Diese Unterschiede hängen für Schmitt mit der Atmosphäre zusammen: Der „Seeschäumer“ hat das offene Meer vor sich. Grenzen lassen sich nicht ziehen. Der Landmensch ist bodenständiger, vorsichtiger, er igelt sich ein. Die Seemacht lebt vom Handel, der keine Grenzen verträgt. Die Landmacht von dem, was der Boden hergibt. Selbst ihre Industrie will sie aus eigener Kraft betreiben, um autark zu sein. Sie traut dem Rest der Welt nicht.
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