Emanzipation vom Judentum?
Wiederholt argumentiert Marx antisemitisch, etwa wenn er Juden als Medium des kapitalistischen Geistes ausmacht. Doch der späte Marx liefert indirekt auch die Mittel zur Kritik des Antisemitismus.
Man hätte doch eigentlich annehmen sollen, dass ein genozidales Massaker an Juden gerade in sich links verortenden Milieus vermehrt zu Empörung und Protest führen würde. Stattdessen aber wurden die Gräuel der Hamas in großen Teilen der weltweiten Linken wahlweise beschwiegen oder bagatellisiert, geleugnet, gerechtfertigt oder gar gefeiert. In der postkolonial geprägten Academia wird seither nicht selten ein kaum camouflierter Erlösungsantizionismus praktiziert, der die Handschrift hergebrachten Judenhasses trägt.
Das im Vergleich zu anderen Formen des Unrechts mindestens stiefmütterliche Verhältnis vieler Linker zu Judenhass und Judeozid sowie antijüdische Ressentiments in Geschichte und Gegenwart linker Bewegungen sind seit 10 / 7 zum ständigen Thema feuilletonistischer Debatten geworden.
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