Kann man Hegel de-kolonialisieren, Herr James?
In Hegels Werken finden sich rassistische und prokolonialistische Gedanken. Doch in welchem Zusammenhang stehen diese zu seiner Philosophie der Freiheit, der Person und des Eigentums? Ein Interview mit Daniel James zur Frage, ob Hegel noch zu retten ist.
Herr James, gemeinsam mit anderen Kollegen haben Sie das Projekt Hegel (anti)kolonial ins Leben gerufen. Was hat Sie dazu bewegt?
Unser Eindruck war, dass zahlreiche Passagen in Hegels Werk, die für uns auf den ersten Blick rassistisch oder kolonialapologetisch und dementsprechend verstörend anmuteten, von den meisten etablierten Hegelforscher:innen großzügig übersehen wurden. Und wenn sie doch darauf eingingen, dann errichteten sie oft verschiedene Brandmauern zwischen diesen Passagen und dem, was sie für die zentralen Elemente von Hegels Philosophie hielten. So hört man in Diskussion über diese Passagen oft Argumente wie „das sind nur beiläufige Bemerkungen“, „die finden sich nur in Vorlesungsmitschriften, nicht in seinem veröffentlichten Werk“ oder „hier war Hegel lediglich ein Kind seiner Zeit“. Am interessantesten ist dabei aber das Argument, dass Hegel gar nicht rassistisch oder prokolonialistisch sein könne, da doch schließlich die Begriffe der Freiheit und des Rechts im Mittelpunkt seiner politischen Philosophie stehen. Wir fragten uns hingegen, ob Hegels Verständnis dieser Begriffe mit seinen rassistisch und kolonialapologetisch anmutenden Äußerungen nicht nur verträglich sei, sondern diese vielleicht sogar begründe. Wenn diese Deutung stimmt, dann sind besagte Passagen nicht dem Kern seiner Philosophie äußerlich. Stattdessen sind sie in sein philosophisches System integriert.
Woran erkennt man denn konkret, dass Hegels Denken kolonialistisch geprägt ist?
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