Hegelwende zur Zeitenwende
Als 1989 die Berliner Mauer fiel, dachten nicht wenige, das Ende der Geschichte sei erreicht. Mit Hegel erklärten sie „den Kampf um Leben und Tod“ im liberalen Rechtsstaat für beendet. Auf dem Weg zur Welteinheit gebe es allenfalls soziale Kämpfe um Anerkennung. Heute jedoch kehren die Großmachtkonflikte zurück. Und mit ihnen der physische Ernst, von dem Hegel einst sprach.
Als Napoleon am 13. Oktober 1806 durch das besetzte Jena ritt, um im Vorfeld der entscheidenden Schlacht zwischen der Revolutionsarmee und dem preußischen Heer die Lage einzuschätzen, befand sich unter den Zuschauern auch Hegel. Tief beeindruckt von der Erscheinung des „Kaisers der Franzosen“ und zuversichtlich gestimmt im Hinblick auf die sich abzeichnenden Umwälzungen, hielt er noch am gleichen Tag seine „wunderbare Empfindung“ fest, „ein solches Individuum zu sehen, das hier auf einen Punkt konzentriert, auf einem Pferde sitzend, über die Welt übergreift und sie beherrscht“. Zugleich machte er sich angesichts der Kriegswirren aber auch große Sorgen um das Manuskript seines ersten wichtigen Werks, das er wenige Tage zuvor an seinen Verleger geschickt hatte. Denn eine Zweitschrift der Phänomenologie des Geistes, in der Hegel vor dem Hintergrund der welthistorischen Ereignisse den weitreichenden Versuch unternommen hatte, systematische und geschichtliche Überlegungen in Einklang zu bringen, gab es nicht.
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