Macron und wie er die Welt sieht
Er ist die neue Lichtgestalt der französischen Politik. Nur wofür Emmanuel Macron konkret steht, ist nach wie vor unklar: Pragmatist oder Idealist? Liberaler oder Arbeiterfreund? Wie große Philosophen ihn wohl eingeschätzt hätten? Um dem Phänomen Macron näherzukommen, haben wir uns in die Köpfe von drei politischen Denkern begeben.
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Wie Emmanuel Macron die Strategie des Ärgerns erfand
Mit seiner Aussage, dass er Ungeimpfte ärgern wolle, hat Emmanuel Macron nicht nur ein mediales Beben ausgelöst, sondern auch einen neuen Weg im Umgang mit Impfunwilligen eingeschlagen.

Das Ideal der Intensität
Man kennt es aus Filmen und Romanen: Die Frage nach dem Lohn des Lebens stellt sich typischerweise erst im Rückblick. Als Abrechnung mit sich selbst und der Welt. Wenn das Dasein noch mal vor dem inneren Auge vorbeifliegt, wird biografisch Bilanz gezogen: Hat es sich gelohnt? War es das wert? Würde man alles wieder so machen? Dabei läge es viel näher, die Frage, wofür es sich zu leben lohnt, nicht so lange aufzuschieben, bis es zu spät ist, sondern sie zum Gradmesser von Gegenwart und Zukunft zu machen. Zum einen, weil sie so gegen spätere Reuegefühle imprägniert. Wer sich darüber im Klaren ist, was das Leben wirklich lebenswert macht, wird gegenüber dem melancholischen Konjunktiv des „Hätte ich mal …“ zumindest ein wenig wetterfest. Zum anderen ist die Frage als solche viel dringlicher geworden: In dem Maße, wie traditionelle Bindungssysteme an Einfluss verloren haben, also etwa die Bedeutung von Religion, Nation und Familie geschwunden ist, hat sich der persönliche Sinndruck enorm erhöht. Wofür lohnt es sich, morgens aufzustehen, ja, die Mühen des Lebens überhaupt auf sich zu nehmen? Was genau ist es, das einem auch in schwierigen Zeiten Halt verleiht? Und am Ende wirklich zählt – gezählt haben wird?
Die Kunst, mit seinen Gegnern zu verhandeln
Sollte man mit Putin diskutieren oder Xi Jinping beim Wort nehmen? Wo liegt die Grenze zwischen Verhandlung und Kompromiss? Um das herauszufinden, sprachen wir mit Emmanuel Macrons diplomatischem Berater, Emmanuel Bonne.

Und woran zweifelst du?
Wahrscheinlich geht es Ihnen derzeit ähnlich. Fast täglich muss ich mir aufs Neue eingestehen, wie viel Falsches ich die letzten Jahre für wahr und absolut unumstößlich gehalten habe. Und wie zweifelhaft mir deshalb nun alle Annahmen geworden sind, die auf diesem Fundament aufbauten. Niemand, dessen Urteilskraft ich traute, hat den Brexit ernsthaft für möglich gehalten. Niemand die Wahl Donald Trumps. Und hätte mir ein kundiger Freund vor nur zwei Jahren prophezeit, dass im Frühjahr 2017 der Fortbestand der USA als liberaler Rechtsstaat ebenso ernsthaft infrage steht wie die Zukunft der EU, ich hätte ihn als unheilbaren Apokalyptiker belächelt. Auf die Frage, woran ich derzeit am meisten zweifle, vermag ich deshalb nur eine ehrliche Antwort zu geben: Ich zweifle an mir selbst. Nicht zuletzt frage ich mich, ob die wundersam stabile Weltordnung, in der ich als Westeuropäer meine gesamte bisherige Lebenszeit verbringen durfte, sich nicht nur als kurze Traumepisode erweisen könnte, aus der wir nun alle gemeinsam schmerzhaft erwachen müssen. Es sind Zweifel, die mich tief verunsichern. Nur allzu gern wüsste ich sie durch eindeutige Fakten, klärende Methoden oder auch nur glaubhafte Verheißungen zu befrieden.
Raphaël Enthoven: „Es gibt keine Opposition in Frankreich, sondern nur Oppositionelle“
Dass Emmanuel Macron und Marine Le Pen in die zweite Runde der französischen Präsidentschaftswahlen eingezogen sind, besiegelt für Raphaël Enthoven das Ende des Rechts-Links-Paradigmas. Mit gravierenden Folgen, wie der Philosoph im Interview erläutert.

Emmanuel Carrère: "Empathie hat perverse Effekte"
Das Werk des großen französischen Schriftstellers Emmanuel Carrère changiert zwischen Roman, Autobiografie und philosophischer Meditation. Ein Gespräch über die Hölle der Ironie, russischen Wahnsinn und das Reich Gottes in unserer Mitte.

Das Europa der Philosophen
Emmanuel Macron gilt als großer Befürworter einer „europäischen Souveränität“. Was aber ist von der Idee zu halten? Ist sie sinnvoll oder monströs, überambitioniert oder noch viel zu klein gedacht? Sieben Kommentare zur europäischen Einigung von Nietzsche, Adorno, Kojève, Habermas, Derrida, Marramao und Badiou.

Für eine Tasse Tee mit Xi?
Der jüngste Besuch Emmanuel Macrons in Peking hat in Deutschland heftige Kritik ausgelöst. Michel Eltchaninoff, der Chefredakteur Online unseres Schwestermagazins in Paris, wirft Macron eine falsche Gleichsetzung von China mit den USA vor und rät ihm zur Relektüre des Philosophen Raymond Aron.
