Warum schreiben wir Tagebuch?
Viele Menschen vertrauen ihre Geheimnisse einem Tagebuch an. Anlässlich des heutigen Tag des Tagebuchs erklären wir anhand vier großer Denker, weshalb sich das intime Schreiben nach wie vor so großer Beliebtheit erfreut.
Ludwig Wittgenstein
(1889–1951)
„Um Geheimnisse zu hüten“
Dem Tagebuch können wir Gedanken anvertrauen, die wir anderen lieber nicht preisgeben. Schweigsam wie es ist, hütet es auch die verwegensten Geheimnisse. Was aber, wenn es jemand anderem in die Hände fällt? Ludwig Wittgenstein traute seinen Mitmenschen wohl nicht recht über den Weg, entschied er sich doch dazu, besonders private Passagen seines Tagebuchs in Geheimschrift aufzuzeichnen. So gesteht der 47-jährige Wittgenstein voller Scham: „Ich bin noch heute, wie als kleiner Bub beim Zahnarzt.“ Zum Glück hat er nie erfahren, dass seine Schrift einige Jahre später entschlüsselt – und seine Angst vor dem Zahnarzt somit der Allgemeinheit bekannt wurde.
Walter Benjamin
(1892–1940)
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