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Bilder: iStock (2), picture alliance (2); Illustration: Bettina Keim

Von Tieren lernen

Das Mammut

Florian Werner veröffentlicht am 01 Februar 2018 3 min

Was den Menschen vom Tier unterscheidet? Anstatt weiter nach Differenzen zu suchen, konzentriert sich unser Kolumnist Florian Werner auf philosophisch wegweisende Gemeinsamkeiten. Diesmal: Das Mammut als Zeichen männlichen Übermuts.

 

Das Mammut ist, obwohl oder gerade weil es kein lebender Mensch je zu Gesicht bekommen hat, ein echter Sympathieträger. Supergroß, supergutmütig, superflauschig, so stellt sich der geneigte Kino- und Museumsbesucher die zum Ende der letzten Eiszeit ausgestorbenen Elefantenverwandten vor. Tatsächlich hatten die bis zu viereinhalb Meter großen und 15 Tonnen schweren Pflanzenfresser keine Feinde – außer dem Menschen, der ihm seit Beginn der Jungsteinzeit mit stetig verbesserten Waffen auf den Pelz rückte. Ob eine übermäßige Bejagung zum Aussterben der Rüsseltiere führte, ist umstritten. Vermutlich waren vor allem der Klimawandel und der damit einhergehende Rückgang der von den Mammuts bevorzugten Steppenkräuter verantwortlich. 

Zumindest ein Teil der Tiere ging aber auch an seiner eigenen Dummheit zugrunde. Wie Forscher des Naturhistorischen Reichsmuseums in Stockholm kürzlich festgestellt haben, stammt ein Großteil, etwa zwei Drittel, der von ihnen untersuchten Mammutskelette von männlichen Exemplaren. Ihre Schlussfolgerung: Die Bullen neigten dazu, sich ohne Not in übermäßige Gefahr zu begeben, weshalb ihre Knochen überproportional oft konserviert sind. Vermutlich lebten die Mammuts, wie heutige Elefanten, in matriarchalen Verbänden. Mit Einsetzen der Pubertät verließen die Männchen die Herde, versuchten sich allein durchzuschlagen oder schlossen sich einer Junggesellengruppe unter Führung eines unerfahrenen Bullen an – und kamen dabei oft auf leichtsinnige Gedanken: Das da vorn soll Treibsand sein? Dass ich nicht lache! Wetten, du traust dich nicht, über die Schlucht dort zu springen? Von wegen Warmperiode – die Eisfläche ist bestimmt noch stabil. Klingt vertraut? Klingt vertraut!

 

Wenn's haarig wird – zaudern

 

Tatsächlich ist das Verhaltensmuster auch von anderen Tierarten bekannt: Beim Homo sapiens etwa werden ebenfalls überdurchschnittlich viele Männchen Opfer von Doofheit und übersteigertem Selbstwertgefühl. Die sogenannten Darwin Awards werden alljährlich an Menschen verliehen, die auf besonders dämliche Weise selbst verschuldet zu Tode kommen und damit zu einer Optimierung des menschlichen Genpools beitragen. Sie gehen in knapp 90 Prozent aller Fälle postum an Männer. 

Was also können wir von den zotteligen Dickhäutern lernen? Nun, zweierlei: Von den Mammutmännchen vor allem, wie man es nicht macht. Selbst der aufopferungsvolle Suizid für den Genpool, so die bittere Lehre, konnte nicht das Überlegen ihrer Gattung sichern. Und von den Weibchen? Vor allem eine Verhaltensweise, die oft als Schwäche missverstanden wird: das Zaudern. Wer zaudert, der wendet sich höflich, aber bestimmt „gegen die Festigkeit von Weltlagen, gegen die Unwiderruflichkeit von Urteilen, gegen die Endgültigkeit von Lösungen“, wie der Literaturwissenschaftler Joseph Vogl schreibt. Das bedeutet nicht, dass man den Rüssel in den Schoß legt, sondern nur, dass man sich seinen nächsten Schritt gut überlegt. Ein solches abwägendes Innehalten sei nämlich kein Nichtstun, so Vogl, sondern ein wesentlicher „Selbstvorbehalt des Handelns“: „Im Zaudern ist alles auf den Punkt der Entscheidung konzentriert. Alles, was ich im Moment hätte sein oder tun können, ist in diesem Moment gestaut wie unter Glas zu besichtigen.“

Anders gesagt: Das Zaudern ist eine Haltung, die uns bei elefantenschweren Entscheidungen und Mammutaufgaben gleichermaßen gut zu Gesicht steht. Wenn die Kontinentalplatten ins Wanken geraten – wenn sich der vermeintlich feste Untergrund als Permafrostboden erweist und zu schmelzen beginnt –, dann kann es klüger sein, erst einmal innezuhalten und zu sondieren, ob der scheinbar einfachste Weg in die richtige Richtung oder doch eher in den Morast führt. Abwarten und Steppengras fressen. Jeden Gedanken mit mächtigen, bis zu fünfmal nachwachsenden Backenzähnen gut durchkauen. Und im Zweifelsfall: Immer auf die Mammutmama hören. Tö-rööö! •

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