Die Kunst, immer Recht zu behalten: Kniff Nr. 8
Hitzige Debatten am Familientisch sind zu Weihnachten keine Seltenheit. Was es da braucht, ist argumentatives Geschick. Die Kunst ist schließlich, nicht nur Recht zu haben, sondern die anderen auch davon zu überzeugen. Unser Adventskalender hält 24 Kniffe bereit, die schon die großen Denker für sich nutzten. Heute: Machen Sie Komplimente.
Das Verfahren
Sie treffen auf einen anstrengenden Gesprächspartner, dem Sie nicht allzu viel Zeit widmen möchten? Dennoch ist Ihnen unbedingt daran gelegen, als Sieger aus der Debatte hervorzugehen? Umgarnen Sie den Gegner, schmeicheln Sie ihm, blicken Sie zu ihm auf! Denn von Eitelkeit ist niemand frei, und wer sich gebauchpinselt fühlt, dem fallen die Waffen besonders schnell aus der Hand.
Ihr Widersacher redet also wie erwartet rechthaberisch drauflos. Unterbrechen Sie ihn an beliebiger Stelle mit den Worten: „Brillante Idee, wäre ich nie drauf gekommen!“ Anschließend sollten Sie ein wenig bedauernd zu bedenken geben: „Allerdings fürchte ich, die Menschheit ist noch nicht so weit, Sie zu verstehen.“ Jetzt dürfen Sie von der Defensive zum Angriff übergehen: „Sie bereichern mich. Erlauben Sie, dass ich provisorisch noch an meiner Position festhalte.“ Schließlich holen Sie sanft zum Todesstoß aus: „Es wäre Ihrer Intelligenz unwürdig, mir nicht, zumindest fürs Erste, diese Argument zu lassen.“ Zuckt er noch, stechen Sie ein weiteres Mal beherzter zu: „Wie kann ein Geist wie der Ihre mir in diesem Punkt nicht zustimmen?“
Der besondere Lustgewinn dieser Taktik liegt darin, dass sich Ihr Gegner umso überlegener fühlt, je auswegloser seine Situation wird. Ihr Triumph ist vollkommen, wenn er nach einem gönnerhaften Händedruck mit stolzgeschwellter Brust von dannen zieht. Bereits Baltasar Gracián (1601–1658) hat jenen Menschentypus beschrieben, der die albernste Schmeichelei für bare Münze nimmt. Er verachtete derlei. Doch als guter Jesuit wusste Gracián, wie man sich diesen Charakterzug zunutze macht.
Die Abwehr
Wer Sie so hinterhältig attackiert, hat die Waffe der Bescheidenheit verdient. Entgegnen Sie dem Schleimer: „Das klingt sehr liebenswürdig, aber Sie überschätzen mich.“ Oder signalisieren Sie gleich, dass Sie die Taktik durchschaut haben: „Es wäre pure Eitelkeit von mir, wenn ich Ihnen diese Komplimente abnähme.“ Wenn die Schmeichelei einen allzu plumpen Charakter erhält, berufen Sie sich ebenfalls auf die Weltklugheit Graciáns, der wusste: Wer falsche Lob ausspricht, macht sich nicht selten ebenso lächerlich wie jener, der es ihm abkauft.•
Übersetzung: Marianna Lieder
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7. Türchen
Von der Neuerscheinung bis zum Klassiker: In unserem Adventskalender empfiehlt das Team des Philosophie Magazins bis Weihnachten jeden Tag ein Buch zum Verschenken oder Selberlesen. Im 7. Türchen: Unsere langjährige Übersetzerin Grit Fröhlich rät zu Zeit als Lebenskunst von Olaf Georg Klein (Wagenbach, 240 S., 14,90 €)