Die streitbare Vernunft
Seit sieben Jahrzehnten interveniert, diskutiert und positioniert sich Jürgen Habermas in der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit. Lässt sich auch für die Zukunft von ihm lernen? Josef Früchtl, der in den späten 1970ern Habermas’ Vorlesungen besuchte, blickt auf Werk und Leben eines einzigartigen öffentlichen Intellektuellen.
Es gibt zahlreiche Ehrentitel, mit denen man Jürgen Habermas auszeichnet, manche gewiss mit ironischem Unterton: „öffentliches Gewissen der politischen Kultur“, „Lehrmeister Deutschlands“, „Hegel der Bundesrepublik“, der als Philosoph seine Zeit in Gedanken erfasst – und, als Gegenstück zur rechtsnationalistischen „Wacht am Rhein“, die linkspatriotische „Macht am Main“, wo die Frankfurter Schule zu Hause war. Die Titel anerkennen einen Theoretiker, der seine moralischen Grundüberzeugungen und intellektuell-politischen Ansichten auch in modernen, vielfach gespaltenen Zeiten so zusammenhalten kann, dass er den Defätisten in Sachen Vernunft ein Gegenmodell bieten kann.
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