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Bild: Frans Hals (Gemeinfrei)

Klassiker

Klarheit durch Methode

Pierre Guenancia veröffentlicht am 01 Januar 2014 6 min

René Descartes begründet eine neue Erkenntnistheorie und eine neue Metaphysik: der Körper als Maschine, die Seele als Refugium des freien Willens, der Mensch als mysteriöse Einheit von Körper und Seele. Ein Glossar seiner wichtigsten Grundbegriffe.

 

Ich denke, also bin ich

Die sogenannte Cogito-Formel ist der bekannteste Ausspruch des Philosophen. Descartes’ Argumentation lässt sich dabei wie folgt zusammenfassen: Selbst wenn ich mich bemühen würde, an allem zu zweifeln: an der Existenz wahrer Dinge außerhalb von mir, an der Existenz jenes Körpers, den ich für den meinen halte, und selbst an den einfachsten Wahrheiten wie zwei plus zwei gleich vier, ist der Gedanke „Ich denke, also bin ich“ ein Satz, dessen Wahrheit ich mit der größten Gewissheit äußern kann. Denn auch wenn ich an all den oben genannten Dingen zweifeln kann, kann ich nicht daran zweifeln, dass ich zweifle, und dass ich, der ich zweifle, etwas bin und nicht nichts. Es ist logisch unmöglich, dass ich nicht bin, wenn ich denke, dass ich bin: Die Gewissheit meiner Existenz hängt also von der Gewissheit des sich in mir vollziehenden Aktes des Denkens ab. Seit dieser Satz geäußert wurde, fühlten sich die Philosophen ständig von der Form der kartesianischen Argumentation bedrängt, in der sie einen verborgenen Sophismus vermuteten, doch waren sie auch erstaunt über die unendliche Ergiebigkeit einer dem Anschein nach so schlichten Formel. Es ist nicht übertrieben zu behaupten, die gesamte moderne Philosophie sei aus ihm hervorgegangen. Descartes glaubte also nicht zu Unrecht, mit dieser ersten Wahrheit den „festen Grund“, das Fundament gefunden zu haben, auf dem sich ein klares und wahres Denken errichten ließe.

 

Die Einheit von Seele und Körper

Zwei Erkenntnisse hält Descartes in Bezug auf die Seele (bzw. den Geist) für gegeben: 1. Sie ist eine Sache, die denkt; 2. Sie ist mit einem Körper vereint und bildet mit ihm ein einziges Ganzes. Obwohl Descartes von einem Dualismus zwischen Leib- und Seelensubstanz ausgeht, betont er dennoch die Einheit beider Substanzen im Menschen. Jenen, die nicht verstehen, wie zwei so unterschiedliche Dinge wie die Seele und der Körper aufeinander einwirken können, entgegnet der Liebhaber klarer und deutlicher Ideen stets: Weder Räsonieren noch der Vergleich mit etwas anderem könnten uns das begreiflich machen, sondern allein die unbezweifelbare Erfahrung dieses Wirkens, die ein jeder macht, wenn er seinen Arm oder sein Bein bewegt oder einen Schmerz verspürt. Der Mensch ist für Descartes nämlich – entgegen einem hartnäckigen Missverständnis – kein Geist, der in einem Körper haust, sondern eine Realität besonderer Art, die sich nicht auf eine der Substanzen, aus denen er zusammengesetzt ist, reduzieren lässt. Die Seele ist im ganzen Körper gegenwärtig (und nicht nur in der Zirbeldrüse, in der sie die aus allen Körperteilen kommenden Informationen empfängt), umgekehrt ist der Körper immer mein Körper, ebenso unteilbar wie die Seele.

 

Die Idee von Gott

Im Unterschied zu den Scholastikern, die in ihrem Erkenntnisstreben von der Welt ausgehen, um sich Gott immer weiter zu nähern, betrachtet Descartes nur die Ideen, die er in sich findet und die „wie Gemälde oder Bilder der Dinge“ sind. Jede Idee repräsentiert etwas – seien es reale Dinge (ein Baum, ein Mensch usw.), seien es Fiktionen (eine Meerjungfrau zum Beispiel), sei es eine wahre Natur, wie die Idee eines Dreiecks oder die Idee von Gott. Genauso wenig, wie ein Dreieck ohne seine Grundeigenschaften gedacht werden kann, kann Gott ohne seine Hauptattribute gedacht werden, die zu einem einzigen vereint werden können: der Vollkommenheit seiner Natur. Gott ist jenes einzigartige, unendliche Wesen, dem es an nichts fehlen kann. Dem Menschen mangelt es nun an allen (oder fast allen) Vollkommenheiten, die zu einem unendlichen Wesen gehören. Der Geist, der endlich ist, folgert Descartes, kann die Idee von einem unendlichen Wesen also nicht gänzlich selbst konstruiert haben. Diese in ihm vorhandene Idee des Unendlichen, in Gestalt Gottes, repräsentiert ferner ein wahrhaftiges und notwendiges Sein und nicht etwa eine Fiktion oder auch ein zufällig existierendes Ding wie einen Baum oder einen Menschen. Descartes’ Beweise für die Existenz Gottes sind sehr komplex und bedürfen der Kenntnis der gesamten kartesianischen Philosophie. Festzuhalten ist, dass die Idee von Gott oder vom Unendlichen die höchste von allen Ideen ist, die der menschliche Geist konzipieren kann, und dass er gerade in der Fähigkeit, diese Idee klar zu erfassen, das Zeichen einer höheren, anderen Macht in sich trägt. Die Lehre aus der kartesianischen Meditation über Gott ist damit auch, dass ein endliches Wesen sich nicht selbst denken kann, ohne sich auf die Idee von einem unendlichen Sein zu beziehen.

 

Freiheit und Edelmut

In seinen „Meditationen“ hat Descartes gezeigt, dass der freie Wille lediglich darin besteht, eine Sache eher als eine andere zu wählen. Folgende Tatsache nämlich lässt sich mehr als jede andere unzweifelhaft erkennen: Entscheiden wir uns in einer Situation eher für A als für B, verspüren wir keinen Zwang. Wir nehmen sie frei und willentlich vor. Das einzige Problem, auf das der Mensch trifft, besteht also nicht darin zu wissen, ob er „wirklich“ frei ist, sondern darin, von jener Freiheit (bzw. jenem Vermögen, das zu wählen, was er in sich fühlt) guten Gebrauch zu machen, indem er eher das Wahre als das Falsche, eher das Gute als das Schlechte wählt. Doch hier ist jeder die Regel seiner selbst, kann nur auf seine eigenen Erkenntnisse und Kräfte zählen – andernfalls wäre er ja nicht frei. Diese Möglichkeit, uns durch uns selbst zu bestimmen, ist für den Philosophen wahrlich eine wunderbare Sache. Sie macht uns Gott ähnlich, emanzipiert uns von ihm, aber erlaubt es andererseits auch, die Vernunft seiner Gesetzgebung vernünftig nachzuvollziehen. Das Einzige, das uns einen wahren Grund geben kann, uns selbst zu schätzen, ist der regelgeleitete Gebrauch unseres freien Willens.

 

Die Methode

„Besser ist es, nie nach der Wahrheit zu suchen, als es ohne Methode zu tun.“ Die Methode ist für Descartes jener „Weg“, der den Geist von einer Wahrheit zur nächsten führt, regelmäßig fortschreitend von der einfachsten zur komplexesten. Die intellektuellen Fähigkeiten genügen nicht, wenn der Geist nicht geordnet und aufmerksam vorgeht. Eine solche Methode ist bei den Mathematikern gebräuchlich: Indem sie von den einfachsten Dingen ausgehen und nach strengen Herleitungen verfahren, finden sie – keineswegs zufällig – solide Wahrheiten und exakte Beweisführungen. René Descartes, der ein großes mathematisches Talent besaß, strebte stets danach, der Philosophie eine Methode zu geben, die es erlaubt, zu sicheren und klaren Erkenntnissen zu gelangen und sie somit von den endlosen und eitlen „Disputen“ zu emanzipieren.

 

Der Körper

Descartes glaubte, sämtliche Körperfunktionen besser erklären zu können, indem er den Körper mit einer Maschine oder einem Automaten gleichsetzte. Entgegen den Lehren des Aristoteles ist es für Descartes nicht die Seele, die aus dem Körper einen lebendigen Körper, also einen Leib macht. Man muss die wichtigsten Körperfunktionen – Verdauung, Bewegung, Atmung, aber auch Gedächtnis und Imagination – erklären können, als ob sie aus einem Mechanismus hervorgingen, den Gott hatte automatisieren wollen, wie eine Uhr, die dazu bestimmt ist, die Stunden anzuzeigen, einzig aufgrund der Anordnung der Rädchen und Gewichte. Die Annahme einer kleinen Seele, die jede wichtige Funktion lenken und sie zur Verwirklichung des Zweckes führen würde, für den sie entworfen wurde, ist folglich nutzlos. Diese mechanistische Herangehensweise in Bezug auf die Sphäre des Lebendigen stellt eines der Schlüsselstücke des kartesianischen Denkens dar. Auf ihr beruht die metaphysische Unterscheidung von Seele und Leib wie auch die Erklärung von deren Einheit innerhalb ein und desselben Wesens – des Menschen. Nicht zuletzt bietet sie den Schlüssel zum Verständnis der menschlichen Emotionen und Leidenschaften. Denn um zu verstehen, wie sich die Leidenschaften in der Seele ereignen und wie man ihnen widerstehen kann, muss zunächst das Wirken des Körpers auf die Seele erkannt werden.

 

Zum Werk Descartes'

Aufgrund seiner andauernden Konflikte mit der katholischen Kirche ließ Descartes seine naturwissenschaftliche Abhandlung über die Welt unvollendet. Stattdessen arbeitete er an der Abhandlung über die Methode. Zu Lebzeiten wurde dieses 1637 anonym veröffentlichte Werk sein größter Erfolg. Zur Lektüre von Descartes’ Werken ist die Philosophische Bibliothek ( Meiner Verlag) zu empfehlen. Für einen Überblick eignet sich Hans Poser: Descartes. Eine Einführung (Reclam, 2012), empfehlenswert ist zudem der Aufsatzband René Descartes: Meditationen über die Erste Philosophie (Akademie, 2009). Zu Descartes’ Einfluss auf die Philosophie siehe Hans-Peter Schütt: Die Adoption des ,Vaters der modernen Philosophie (Klostermann, 1998).

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