Macht mal jemand die Musik aus, bitte?
Dass in Cafés, Supermärkten und Restaurants Musik läuft, ist heute der Normalfall. Doch was verlieren wir durch die Dauerbeschallung? Eine Spurensuche mit Theodor W. Adorno und Simone Weil.
Manchmal stört mich die Stille. Dann will ich daran erinnert werden, dass ich Teil einer Gesellschaft bin. Praktisch, dass ich dafür nicht mal meine Wohnung verlassen muss, sondern einfach einen Soundtrack abspielen kann. Mein Favorit für stille Tage zu Hause: die Playlist busy café sounds. Darin zu hören: Gläserklirren, Kaffeemaschinen-Geräusche, murmelnde Gespräche.
Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich tatsächlich in einem busy café. Allerdings klingt es hier überhaupt nicht so entspannt wie in busy café sounds. Das liegt nicht etwa an meinen lauten Tischnachbarn. Sondern an ein paar Störenfrieden, die noch viel lauter sind: Dua Lipa, Ed Sheeran und Justin Bieber. Deren Musik übertönt nämlich oft die tatsächlichen Café-Geräusche.
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Erinnern Sie sich noch an Reem? Reem Sahwil ist das palästinensische Mädchen, dem Bundeskanzlerin Merkel vor knapp einem Jahr im Rahmen eines Bürgerdialogs erklärte, dass seine aus dem Libanon eingereiste Familie kein Bleiberecht in Deutschland erhalten werde, da der Libanon keine Kriegszone sei und Deutschland aus den dortigen Lagern schlicht nicht alle Menschen aufnehmen könne. Noch während Merkel ihre Begründung ausführte, fing Reem bitterlich zu weinen an. Die Kanzlerin stockte, ging darauf in einer Art Übersprunghandlung auf das im Publikum sitzende Mädchen zu und begann es zu streicheln, weil, wie Merkel, noch immer mit dem Mikro in der Hand, erklärte, „weil ich, weil wir euch ja nicht in solche Situationen bringen wollen und weil du es ja auch schwer hast“.

Wo endet meine Verantwortung?
Erinnern Sie sich noch an Reem? Reem Sahwil ist das palästinensische Mädchen, dem Bundeskanzlerin Merkel vor knapp einem Jahr im Rahmen eines Bürgerdialogs erklärte, dass seine aus dem Libanon eingereiste Familie kein Bleiberecht in Deutschland erhalten werde, da der Libanon keine Kriegszone sei und Deutschland aus den dortigen Lagern schlicht nicht alle Menschen aufnehmen könne. Noch während Merkel ihre Begründung ausführte, fing Reem bitterlich zu weinen an. Die Kanzlerin stockte, ging darauf in einer Art Übersprunghandlung auf das im Publikum sitzende Mädchen zu und begann es zu streicheln, weil, wie Merkel, noch immer mit dem Mikro in der Hand, erklärte, „weil ich, weil wir euch ja nicht in solche Situationen bringen wollen und weil du es ja auch schwer hast“.
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