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Bild: © Friederike Göckeler

Buch des Monats

Meine Freiheit: ja! Deine Freiheit: nein!

Ronald Düker veröffentlicht am 05 Januar 2023 3 min

Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey untersuchen das Milieu der Querdenker: Ihre Studie Gekränkte Freiheit zeigt, wie sich ein Gemisch aus Wut und Egoismus zum „libertären Autoritarismus“ verdichtet.

 

Im Grunde ähnelt es dem Virus, dem es sein Dauerhoch verdankt: Das Querdenken hat sich als ebenso hartnäckig und ansteckend erwiesen wie der epochale Coronaerreger selbst. Aber natürlich sind die Ursachen seiner Entstehung nicht erst seit drei Jahren in der Welt. Die Soziologen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey haben ein ganzes Milieu auf die Couch beordert und das Abdriften oder „Driften“ der Querdenker untersucht, jenen Rutsch über das seifige Brett sich auflösender Vertrauensverhältnisse und Zugehörigkeiten. In der Pandemie hat diese Drift rasch an Fahrt aufgenommen, auch wenn man rückwirkend feststellen kann: Die AfD, die allem Anschein nach das politisch institutionalisierte Hafenbecken des heiligen Querdenker-Zorns sein müsste, hat einen eher bescheidenen Profit aus der Entwicklung geschlagen.

Gekränkte Freiheit. Aspekte des libertären Autoritarismus nennen Amlinger und Nachtwey ihre Studie, die all jenen gewidmet ist, denen man so etwas vorgestern noch nicht zugetraut hätte: Freunde, Familienangehörige, Arbeitskollegen, die zuvor kaum durch entschiedene politische Artikulationen aufgefallen waren und eher auf dem linksliberalen Feld vermutet wurden, schickten auf einmal befremdliche YouTube-Videos herum. Von deren Protagonisten, zum Beispiel Alternativmedizinern, haben sie sich die selbstbewusste Schärfe abgeschaut, mit der die Herrschaft einer vermeintlichen Meinungsdiktatur angeprangert wird. Man unterstellt ein mächtiges Komplott des Establishments, der Medien, der Wissenschaft und stets auch globaler Unternehmen: Um der guten Geschäfte willen werde die Angst in der Gesellschaft forciert. Die bessere Welt, die dem entgegenzusetzen sei, hat es natürlich nie gegeben, das ist der Witz solcher Nostalgie. Sie bleibt eine reine „Retrotopie“ – den Begriff haben die Autoren vom polnischen Philosophen Zygmunt Bauman geborgt. An diesem Driften jedenfalls sind Freundschaften zerbrochen und sogar Familien.

 

„Die Freiheit der Zukunft braucht Solidarität“

 

Zur Analyse des Phänomens ziehen Amlinger und Nachtwey Theodor W. Adornos Studien zum autoritären Charakter von 1950 heran. „Binäres Machtdenken“, „Überlegenheitsfantasien“ und „allgemeine Feindseligkeit“ kennzeichnen die Querdenker in ihrer radikalen Freiheitsbehauptung, so die Soziologen. Anders aber als beim „klassischen“ autoritären Charakter, bei dem noch Reste protestantischer Ethik der Max Weber’schen Prägung nachweisbar waren, fehlen nun unter anderem: Bescheidenheit und Selbstbeschränkung. Der Querdenker erweist sich als neue Spielart des autoritären Charakters – als egoistisch-hedonistische Gestalt auf dem Trip der spätkapitalistischen Wohlstandsverwahrlosung.

Vor allem aber brauche diese „libertärautoritäre Charakterstruktur“ keine Führerfigur mehr – es ist das eigene Ich, mit dem sich die Menschen identifizieren. Libertäre Autoritäre fühlen sich nicht an soziale Normen gebunden und rebellieren gegen externe Autoritäten. Mit dem Philosophen Peter Sloterdijk halten Amlinger und Nachtwey fest, dass die Forderung, eigene Bedürfnisse zurückzustellen, im Handumdrehen „Wut und Erbitterung“ auslöst. Und tatsächlich: In den Interviews, die Amlinger und Nachtwey mit (zunächst durchaus zutraulich wirkenden) Querdenkern verschiedenster Couleur geführt haben, stülpen sich Wut und Erbitterung stets schnell nach außen. Empathische Impulse verblassen; das Gemeinwohl scheint den Erzürnten unwiederbringlich aus dem Blickfeld entschwunden.

Die Coronapolitik der letzten Jahre ist dabei nur die eine Leinwand, auf die sich tief sitzende Frustrationserfahrungen projizieren lassen, die pazifistisch verbrämte Putin-Liebe ist ein noch frischerer Auswuchs des autoritären Denkens. Zu dem sich dann Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus gesellen wie notorische Mitglieder derselben buckligen Ideenverwandtschaft. Es heißt, es sei ein Freiheitsversprechen, mit dem hier operiert wird, doch welche Freiheit ist es eigentlich, die man so selbstgewiss beschwört? Amlinger und Nachtwey setzen dem Egoismus eine alte Einsicht entgegen: „Die Freiheit der Zukunft braucht Solidarität.“ Eigentlich eine Binse. Dass sie am Ende dieser luziden Untersuchung so angebracht erscheint, setzt die herrschenden Verhältnisse in kein gutes Licht. •

 

Carolin Amlinger, Oliver Nachtwey
Gekränkte Freiheit. Aspekte des libertären Autoritarismus
Suhrkamp, 480 S., 28 €

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